DGUF Newsletter Nr. 132 vom 23.06.2025

Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1 Archäopilot: Jetzt das eigene Profil übernehmen oder anlegen!

1.2 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Claudia Rohde: Bodendenkmalpflege in Deutschland. Geschichte - Praxis - Perspektiven

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1 Landscape Archaeology Conference 2026 (Bamberg, 18.-21.3.2026; CfS bis 11.7.)

3  Forschung

3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3 Schöninger Speere ca. 200.000 Jahre alt?

3.4 Was macht den berühmten Galloway-Hort so besonders?

3.5 Lisbjerk (DK): neues Wikingergräberfeld

3.6 Harbin-Schädel gibt Denisova-Menschen ein Gesicht

3.7 "Bartmann goes global"

4  Archäoinformatik

4.1 "For R coding tasks, we recommend using OpenAI’s o4-mini or Anthropic’s Claude Sonnet 4"

5  Kulturgutschutz

5.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

5.2 Rainer Schreg zur Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes

5.3 "Keine 'integrierende Lösung' ohne Denkmalschutz!" Kritische Anmerkungen zur Leopoldina-Stellungnahme "Klima - Wasserhaushalt - Biodiversität: Für eine integrierende Nutzung von Mooren und Auen"

6  Beruf Archäologie

6.1 "Rechtlich nicht bindend": Die "Richtlinien Archäologie" des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen

6.2 Prof. Dr. Manfred Kunter im Alter von 84 Jahren verstorben

7  Ausstellungen und Museen

7.1 "Weder präzise genug noch korrekt": Zu zwei Dauerausstellungen des "kärnten.museum" in Klagenfurt

8  Und sonst …

8.1 Gemeinsame Erklärung betreffs Aufbewahrung, Ausstellung und Zugang zu menschlichen Überresten aus britischen archäologischen Kontexten

8.2 Lorna-Jane Richardson untersucht Archäologie im Magazin "Identity"

8.3 VHD: Machtmissbrauch verhindern

8.4 Deutscher Sachbuchpreis für einen Comic über die Rolle von Frauen in der Menschheitsgeschichte

9  Spezielle Zuschriften an die DGUF …

9.1 Gold in Damaskus

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1         Archäopilot: Jetzt das eigene Profil übernehmen oder anlegen!

Gut drei Wochen existiert der Archäopilot nun (s. DGUF-Sondernewsletter vom 11.6.). Das umfassende Branchenverzeichnis, entwickelt und auf den Weg gebracht von der DGUF, führt Fachfirmen, Dienstleister und Berater ebenso auf wie Denkmalbehörden, Universitäts- und Forschungsinstitute sowie Museen mit deutlichem Archäologiebezug, zudem Fachgesellschaften und Arbeitsgemeinschaften. Der Archäopilot sorgt dafür, dass die Einträge von Fachleuten, Kunden und Partnern aus dem Bereich der Archäologie gefunden werden. Ein Grundbestand an ca. 350 Einträgen ("Profilen") wurde Mitte 2025 von der DGUF erfasst. Aktuell werden von Nutzerinnen und Nutzern eigene Profile angelegt, die noch nicht im Bestand enthalten waren. Vor allem aber übernehmen derzeit die bereits eingetragenen Institutionen ihre Profile nach und nach selbst. Damit können sie z. B. ihr Logo einfügen, beschreibende Informationen ergänzen sowie zusätzlich "Events" und "Angebote" im Archäopiloten veröffentlichen. Unter "Events" verstehen wir Tagungen, Veranstaltungen, Vorträge, Fachmessen usw. "Angebote" umfassen Stellenanzeigen, Ausschreibungen etwa für Volontariate oder Praktika sowie Projektaufträge.

Ein Standardeintrag im Archäopiloten ist für alle kostenlos und unabhängig von einer DGUF-Mitgliedschaft. Der ebenfalls kostenlose Premiumeintrag steht exklusiv Institutionellen DGUF-Mitgliedern zur Verfügung.

Der Archäopilot (beta): https://archaeopilot.de/

 

1.2         Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Claudia Rohde: Bodendenkmalpflege in Deutschland. Geschichte - Praxis - Perspektiven

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal auf ein im Mai erschienenes Buch verwiesen, das sich an "Stadt- und Regionalplaner:innen sowie Mitarbeiter:innen an Denkmalämtern, Archäolog:innen und Kulturwissenschaftler:innen" richtet: " Bodendenkmalpflege in Deutschland". Aus dem Klappentext: " Der umfassende und transdisziplinäre Band reflektiert methodisch klug die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Disziplin sowie die Praxis der Bodendenkmalpflege in Deutschland und anderen europäischen Ländern. […] Warum gelten Bodendenkmäler als Erbe der Menschheit und werden gleichzeitig als nationales Erbe vereinnahmt? Und wie arbeiten Bodendenkmalpfleger:innen eigentlich konkret? Die Autorin zeichnet die europäische Ideengeschichte der Bodendenkmalpflege seit dem 14. Jahrhundert nach und erläutert praxisnah, wie der Schutz in Deutschland umgesetzt wird. Außerdem reflektiert sie die gesellschaftliche Bedeutung des archäologischen Denkmalschutzes." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Claudia Rohde: Bodendenkmalpflege in Deutschland. Geschichte - Praxis - Perspektiven. Mai 2025. 590 Seiten, 13 Farbabb. Mai 2025. Mehr zum Buch: https://www.reimer-mann-verlag.de/controller.php?cmd=detail&titelnummer=101715&verlag=4

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1         Landscape Archaeology Conference 2026 (Bamberg, 18.-21.3.2026; CfS bis 11.7.)

The organisers invite proposals for sessions on the main topics of the LAC 2026 conference: River and wetland landscapes, vertical landscapes, populations and demography, economies and resources, archaeological heritage and valorization of past landscapes, non-invasive methods and techniques, geospatial analysis, and Big Data. The Call for Sessions closes on Friday, 11 July 2025.

https://lac2026.com/

 

3         Forschung

3.1         Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Gleirscher, P. (2025). Kärnten und seine frühe Landesgeschichte in zwei aktuellen musealen Präsentationen: Geschichtsbilder zwischen Fakten, Verkürzungen und Nationalismen – eine Ausstellungsrezension. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 12. Juni 2025.

Ickerodt, U., Reuter, T. & Jantzen, D. (2025). Zur Leopoldina-Stellungnahme "Klima - Wasserhaushalt - Biodiversität: Für eine integrierende Nutzung von Mooren und Auen" – Ein notwendiger Kommentar aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 28. Mai 2025.

Biermann, E. (2025). Des Kaisers neue Kleider: Der durchsichtige Deckmantel der überarbeiteten "Richtlinien Archäologie" des Landesamtes für Denkmalschutz Hessen. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 16. Mai 2025.

Diederich, V. (2025). Rezension zu: Graichen, G. & Wemhoff, M. (2024). Gründerzeit 1200. Wie das Mittelalter unsere Städte erfand. Berlin: Propyläen. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 14. Mai 2025.

Iversen, R. (2025). Review of: Madsen, T. (2024). Continuity and Change. The development of Neolithic societies in central East Jutland, Denmark. (Jutland Archaeological Society Publications, 129). Højbjerg: Jutland Archaeological Society and Museum Horsens. Archäologische Informationen 48, Early View, published online 30 April 2025.

https://www.dguf.de/early-views

 

3.2         Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Die europäischen Hunnen hatten altsibirische Wurzeln" (Universität Köln, 17.6.): https://www.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/meldungen/meldungen-detail/die-europaeischen-hunnen-hatten-altsibirische-wurzeln#news12179

"Bettwanzen könnten die ersten städtischen Schädlinge gewesen sein. Vor etwa 13.000 Jahren haben sich Bettwanzen, die bevorzugt menschliches Blut tranken, schlagartig vermehrt. Forscher vermuten, dass die Parasiten von einer grundlegend neuen Lebensweise ihrer Opfer profitierten" (Spiegel, 16.6.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/waren-bettwanzen-die-ersten-staedtischen-schaedlinge-a-93436c67-af01-43da-bcf6-94291e5e070b

"Berühmte Eiszeit-Hundewelpen waren keine. 14.000 Jahre alte 'Tumat-Welpen' entpuppen sich als Wolfsjunge" (Scinexx, 13.6.): https://www.scinexx.de/news/biowissen/beruehmte-eiszeitliche-hundewelpen-waren-gar-keine/

"La découverte d’un quartier gallo-romain de Melun (Seine-et-Marne)" (INRAP, 11.6.): https://www.inrap.fr/la-decouverte-d-un-quartier-gallo-romain-de-melun-seine-et-marne-20083

"Archäologische Untersuchungen in der Ruine der ottonenzeitlichen Stiftskirche St. Marien in Walbeck an der Aller" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 11.6.): https://www.lda-lsa.de/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/presseinformationen/11625-walbeck-stiftskirche

"Qumran-Schriftrollen sind wohl älter als gedacht. Mithilfe von KI haben Forschende das Alter der Qumran-Schriftrollen neu bestimmt. Sie sollen früher entstanden sein als bisher angenommen. Einige Fragmente könnten aus der Entstehungszeit des Alten Testaments stammen" (Spiegel, 5.6.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/qumran-schriftrollen-neudatierung-mithilfe-von-kuenstlicher-intelligenz-a-e9537325-0ad4-48b9-9941-f0716d71fc9c

"Alte DNA enthüllt Papua-Neuguineas genetische Vergangenheit" (MPG, 4.6.): http://mpg.de/24827943/0603-evan-alte-dna-enthuellt-papua-neuguineas-genetische-vergangenheit-150495-x

"Genetische Spurensuche: Kolumbiens frühe Jäger und Sammler verschwanden vollständig" (Universität Tübingen, 30.5.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/genetische-spurensuche-kolumbiens-fruehe-jaeger-und-sammler-verschwanden-vollstaendig/

"Lauda-Königshofen: Mammutzahn aus der Eiszeit auf 'Suedlink'-Baustelle entdeckt" (SWR, 27.5.): https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/archaeologische-ausgrabungen-suedlink-mammut-zahn-lauda-koenigshofen-100.html

"Humans reached southern South America by 14,500 years ago, genomes from 139 Indigenous groups reveal" (LiveScience, 16.5.): https://www.livescience.com/archaeology/humans-reached-southern-south-america-by-14-500-years-ago-genomes-from-139-indigenous-groups-reveal

"Greifmuster unserer Vorfahren. Frühe Verwandte des Menschen in Südafrika nutzen ihre Hände mit unterschiedlichen Graden an Geschicklichkeit und Kletterfähigkeiten" (MGP, 14.5.): https://www.mpg.de/24682718/0507-evan-unsere-fossilen-vorfahren-nutzten-verschiedene-methoden-um-etwas-in-den-griff-zu-bekommen-150495-x

"'Ultimate adventure story': Submerged stone circles reveal perilous migration of prehistoric people to far northern Scotland 11,000 years ago" (LiveScience, 13.5.): https://www.livescience.com/archaeology/ultimate-adventure-story-submerged-stone-circles-reveal-perilous-migration-of-prehistoric-people-to-far-northern-scotland-11-000-years-ago

Großformatiges Relief: "Spektakulärer Fund in der antiken Stadt Ninive" (Universität Heidelberg, 13.5.): https://www.uni-heidelberg.de/de/newsroom/spektakulaerer-fund-in-der-antiken-stadt-ninive

"Archäologen rekonstruieren die letzten Minuten einer Familie in Pompeji. Wissenschaftler haben in Pompeji die Überreste von vier Menschen gefunden. Die Ausgrabungen zeigen, wie eine Familie vergeblich versuchte, sich vor Gestein, Lava und Asche zu schützen" (Spiegel, 13.5.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/pompeji-archaeologen-rekonstruieren-letzte-minuten-einer-familie-nach-vesuv-ausbruch-a-5515c8fd-278e-4947-a2b6-3610692ae0d7

"Viking DNA helps reveal when HIV-fighting gene mutation emerged: 9,000 years ago near the Black Sea" (LiveScience, 12.5.): https://www.livescience.com/archaeology/viking-dna-helps-reveal-when-hiv-fighting-gene-mutation-emerged-9-000-years-ago-near-the-black-sea

"Röntgenanalyse macht antike Tinte auf verkohltem Papyrus lesbar" (Spiegel, 8.5.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/herculaneum-roentgenanalyse-macht-antike-tinte-auf-verkohltem-papyrus-lesbar-a-94fabaae-8c3c-40ec-a492-d81400dd1045

"Geritzt, vergraben, verflucht. In Bleitäfelchen geritzte Flüche galten in der Antike so lange als wirksam, wie sie im Verborgenen blieben. Anspielungen auf diese Praxis finden sich sogar in der Bibel" (Universität Bochum, 6.5.): https://news.rub.de/wissenschaft/2025-05-06-theologie-geritzt-vergraben-verflucht

 

3.3         Schöninger Speere ca. 200.000 Jahre alt?

Die Diskussion um das Alter des Speerhorizontes in Schöningen geht weiter. Zunächst als 400.000 Jahre alt eingeordnet, später als 300.000 Jahre alt, bringt ein Anfang Mai publizierter Aufsatz das Alter von 200.000 Jahren ins Spiel - womit sich auch die Einordnung der Menschen ändert, die als Jäger in Frage kommen. Mit dem jungen Datum wären es Neandertaler, die die Speere gefertigt und genutzt haben.

Hutson, J. M. et al. (2025). Revised age for Schöningen hunting spears indicates intensification of Neanderthal cooperative behavior around 200,000 years ago. Science Advances, 11(19): https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adv0752

"'Nur' 200.000 Jahre alt: Sind die Schöninger Speere deutlich jünger?" (Stuttgarter Zeitung, 10.5.): https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nur-200000-jahre-alt-sind-die-schoeninger-speere-deutlich-juenger.2b0458b8-b691-48f4-a161-4f430c2341a0.html

"Neanderthals Linked to 200,000-Year-Old German Spears" (Ancient Origins, 9.5.): https://www.ancient-origins.net/artifacts-other-artifacts-news-evolution-human-origins/neanderthals-made-oldest-spears-0022099

 

3.4         Was macht den berühmten Galloway-Hort so besonders?

Der Galloway-Hort aus dem Südwesten Schottlands bleibt ein Schatz von europäischem Rang: Silber, Gold, Seide und Runen verraten viel über die Verflechtung von Skandinavien, Britannien und dem fernen Osten. National Geographic beleuchtet in einem allgemein verständlichen Beitrag, was der spektakuläre Fund zehn Jahre nach seiner Entdeckung über das Zeitalter der Wikinger erzählt.

"Der Wikingerschatz von Galloway. Mehr als 1.000 Jahre lang ruhte der Schatz im Boden und offenbarte bei seiner Entdeckung atemberaubende Kostbarkeiten" (National Geographic, 12.6.): https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2025/06/der-wikingerschatz-von-galloway

 

3.5         Lisbjerk (DK): neues Wikingergräberfeld

Bei Lisbjerg, ca. 7 km nördlich von Aarhus (Dänemark) wurde ein wikingerzeitliches Gräberfeld mit ca. 30 Bestattungen und reichen Beigaben aus der 2. Hälfte des 10. Jh. n. Chr. aufgedeckt. Das Gräberfeld gehört wahrscheinlich zu einem großen, befestigten Hof (Stormandsgården), der 1989 ff. in der Nähe ergraben wurde und der mit einem Gefolgsmann von Harald Blauzahn verbunden wird.

"Vikingegravplads fundet nord for Aarhus" (Via Ritzau, 17.6.): https://via.ritzau.dk/pressemeddelelse/14450791/vikingegravplads-fundet-nord-for-aarhus?publisherId=13559584&lang=da

"Aus der Zeit Blauzahns: Spektakulärer Wikingerschatz nahe der dänischen Stadt Aarhus entdeckt" (Standard.at, 18.6.): https://www.derstandard.de/story/3000000274440/spektakulaerer-wikingerschatz-nahe-der-daenischen-stadt-aarhus-entdeckt

"Mutmaßliches Wikingergrab aus dem 10. Jahrhundert in Dänemark entdeckt" (Stern, 17.6.): https://www.stern.de/news/mutmassliches-wikingergrab-aus-dem-10--jahrhundert-in-daenemark-entdeckt-35816864.html

"‘Very rare’ Viking grave uncovered in Denmark by accident" (The Independent, 18.6.): https://www.independent.co.uk/news/science/archaeology/viking-grave-denmark-aarhus-rare-b2772109.html

"Viking age burial site full of ancient objects found in Denmark, say experts" (The Guardian, 17.6.): https://www.theguardian.com/world/2025/jun/17/viking-age-burial-site-full-of-ancient-objects-found-in-denmark-say-experts

"Royal Connections? Viking Burial Site Discovered in Denmark" (Medievalists.net, 6/2025): https://www.medievalists.net/2025/06/royal-connections-viking-burial-site-discovered-in-denmark/

 

3.6         Harbin-Schädel gibt Denisova-Menschen ein Gesicht

Der Denisova-Mensch war bislang vor allem ein aDNA-Phänomen: Die wenigen fossilen Reste, aus denen die aDNA extrahiert wurde wie z. B. ein Zahn, ein Fingerknochen etc. reichten nicht aus, auch nur annährend ein Bild vom Aussehen dieses Frühmenschen zu gewinnen. Das ändert sich gerade. Ein in den 1930er-Jahren gefundener, 146.000 Jahre alter Schädel aus Harbin in China - bislang als "Homo longi" eingeordnet - konnte erfolgreich auf erhaltene Proteine untersucht werden, und diese stimmen sehr weitgehend mit Proteinen überein, die aus aDNA-Denisova-Proben stammen. Der Harbin-Schädel steht morphologisch zwischen Schädeln des Homo erectus und Homo heidelbergensis und Schädeln wie Australopithecus afarensis. Aus dem Match zwischen Harbin-Schädel und Denisova-Proteinen ergeben sich weitere Forschungsansätze, denn der Gruppe "Homo longi" wurden 2021 morphologisch weitere Schädel zugeordnet: ein 260.000/200.000 Jahre alter Schädel aus Dali in China, ein 300.000 Jahre alter Schädel aus der Hualong Höhle in China und ein 260.000 Jahre alter Schädel aus der Jinniushi-Höhle in China - Objekte, die nun auf ihre aDNA oder Proteine hin untersucht werden könnten.
"We’ve had a Denisovan skull since the 1930s—only nobody knew" (ArsTechnica, 18.6.): https://arstechnica.com/science/2025/06/the-controversial-dragon-man-skull-was-a-denisovan/

Fu, Q. et al. (2025). The proteome of the late Middle Pleistocene Harbin individual. Science (18.6.2025): https://www.science.org/doi/10.1126/science.adu9677

Fu, Q (2025). Denisovan mitochondrial DNA from dental calculus of the >146,000-year-old Harbin cranium. Cell (18.6.2025): https://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(25)00627-0

"Erster vollständiger Denisova-Schädel enthüllt das Aussehen eines Urahnen" (Vietnm.VN, 19.6.): https://www.vietnam.vn/de/hop-so-nguyen-ven-dau-tien-cua-nguoi-denisova-he-lo-dien-mao-to-tien-co-dai

"Key evidence links Harbin individual's nearly complete skull to Denisovan lineage" (PhysOrg, 18.6.): https://phys.org/news/2025-06-key-evidence-links-harbin-individual.html

"Scientists discovered a new kind of human with its pinkie bone. Now we have a skull." (National Geographic, 18.6.): https://www.nationalgeographic.com/history/article/controversial-dragon-man-skull-confirmed-to-be-a-denisovan

 

3.7         "Bartmann goes global"

Das Forschungsteam "Bartmann Goes Global" hat Anfang Juni seine neue Website lanciert. Sie informiert über das Projekt und vermittelt neueste Informationen zur Erforschung der Bartmann-Krüge. "Bartmann Goes Global - the cultural impact of an iconic object in the early modern period" ist ein Forschungsprojekt mit Partnern in England und Deutschland, es wird durch den Arts and Humanities Research Council (AHRC) und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Das Projekt lädt dazu ein, aktiv an der Bartmann-Forschung mitzuwirken, d.h. zur weitweiten Sammlung von Bartmann-Krügen beizutragen. Wenn Sie also einen "Bartmann" besitzen oder gefunden haben, würden sich das Projekt freuen, davon zu hören. Wie? - indem man ein Webformular (Maske englischsprachig) mit einer Fundmeldung ausfüllt, bevorzugt mit einem Foto des Stückes. Durch Ihre Teilnahme tragen Sie dazu bei, das Verständnis über die weltweite kulturelle und historische Bedeutung des Bartmann-Krugs zu verbessern. Bislang finden Sie Krüge aus den USA, Deutschland und den Niederlanden in der Online-Kollektion des Projekts. Teilen Sie diese Informationen gerne mit weiteren interessierten Personen!

Projekt-Website: https://www.bartmanngoesglobal.org/
Einen Bartmannkrug melden und in die Datenbank eintragen: https://www.bartmanngoesglobal.org/submit-a-jug

 

4         Archäoinformatik

4.1         "For R coding tasks, we recommend using OpenAI’s o4-mini or Anthropic’s Claude Sonnet 4"

Coden und AI, das müsste sich doch bestens ergänzen. Doch wer bereits versucht hat, sich seinen R Code mit Hilfe von AI erzeugen zu lassen, weiß: Ja, geht, aber in der Praxis nicht ganz so geschmeidig, wie man es sich wünschte. Einstweilen bleibt auch beim Coden der Mensch erforderlich. Oder habe ich bisher nur das falsche AI-Modell herangezogen? Auf diese Frage antworten nun Sara Altman und Simon Couch in einem Blogbeitrag bei Posit. Sie haben schwierige Aufgaben systematisch an die gängigen Modelle übergeben und die Ergebnisse verglichen - was zur hier als Überschrift genutzten Empfehlung führt. Die diesbezüglich besten AI-Modelle - o4-mini und Claude Sonnet 4 - liefern derzeit in ca. 60 % der Aufgaben korrekten Code und in insgesamt ca. 75 % aller Aufgaben weitgehend korrekten Code.

Sara Altman & Simon Couch: "Which AI model writes the best R code?" (Posit, Juni): https://posit.co/blog/r-llm-evaluation/

 

5         Kulturgutschutz

5.1         Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"Zehn Jahre nach der Zerstörung Palmyras: Wiederaufbau einer Kulturstadt" (SWR, 20.5.; Audio, 6:54 Min.): https://www.swr.de/swrkultur/leben-und-gesellschaft/palmyra-wiederaufbau-kulturstadt-zerstoerung-100.html

"Chan Chan in Peru: Mann sprüht riesigen Penis auf Weltkulturerbestätte" (Spiegel, 14.5.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/peru-mann-sprueht-riesigen-penis-auf-weltkulturerbe-chan-chan-hohe-strafe-droht-a-34f9bd83-dec7-462e-bfe0-0f209dd1a354

"Entdeckung in dänischen Museen: Aggressiver Schimmel bedroht Kunstschätze" (Spiegel, 7.5.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/daenemark-aggressiver-schimmel-bedroht-kunstschaetze-in-museen-a-f113bbe3-9c55-47cb-8a4e-ac5795b1e5ca

 

5.2         Rainer Schreg zur Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes

Der deutsche Bundestag beriet am 22.5. über eine Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes. Ein Ziel der Novellierung ist eine Anpassung an das zwischenzeitlich weiterentwickelte EU-Recht. Rainer Schreg hat die aktuelle Debatte verfolgt und berichtet, alle Redner sprächen sich ungewöhnlich einhellig für den Gesetzesentwurf aus. Grundsätzlich habe sich, schreibt der Bundestag, das Kulturgutschutzgesetz nach Ansicht der Bundesregierung seit seinem Inkrafttreten im Jahr 2016 bewährt. Deshalb bedürfe es keiner Generalrevision. Aber es sollte, so Schreg, "nicht vergessen werden, dass mit der Novellierung 2016 Verjährungsfristen eingeführt worden sind, die viel archäologisches Raubgut legalisiert hat. Im Vorfeld der aktuellen Novellierung hat der Kunsthandel erfolgreich lobbyiert, um Bestrebungen abzuwenden, solche Fristen komplett zu kippen. Eben diese Fristenregelungen, die nun nicht angetastet werden, waren der Hauptkritikpunkt an dem Gesetz."

"Die Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes" (Archaeologik, 20.6.): https://archaeologik.blogspot.com/2025/06/die-novellierung-des.html

 

5.3         "Keine 'integrierende Lösung' ohne Denkmalschutz!" Kritische Anmerkungen zur Leopoldina-Stellungnahme "Klima - Wasserhaushalt - Biodiversität: Für eine integrierende Nutzung von Mooren und Auen"

Eine Stellungnahme "Klima - Wasserhaushalt - Biodiversität: Für eine integrierende Nutzung von Mooren und Auen" wurde Mitte 2024 von der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) als politische Handlungsempfehlung herausgegeben. Sie betont die zentrale Bedeutung von Mooren und Auen für den Klima- und Biodiversitätsschutz und fordert ein grundlegendes Umdenken im Umgang mit diesen Ökosystemen. In der Stellungnahme sei aber – monieren Ulf Ickerodt, Tobias Reuter und Detlef Jantzen – ein erhebliches Defizit festzustellen: "Der Schutz des archäologischen Erbes wird in keiner Weise berücksichtigt. Dieser Schutz der Moore und Auenlandschaften hat in Norddeutschland eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1837 zurückreicht, und ist heute rechtlich und organisatorisch abgesichert. Das umfangreiche Archiv der Klima-, Umwelt- und Kulturgeschichte der Moore und Feuchtböden wird von der staatlichen Denkmalpflege betreut, die in den letzten Jahrzehnten durch zahlreiche Veranstaltungen und Publikationen ein integratives Denkmalpflegemanagement auf Basis des Ansatzes des Integrierten Küstenzonenmanagements entwickelt hat. Die Akademie übersieht in ihrer Analyse die bereits seit langem etablierte Verwaltungspraxis sowie die wichtige Komponente der Archivfunktion der Moore und Auenflächen." Der Beitrag in den "Archäologischen Informationen" untersucht die Leopoldina-Stellungnahme kritisch aus der Perspektive des Denkmalschutzes in Norddeutschland und plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz, der das gleichrangige Schutzgut Denkmalschutz von vornherein einbezieht.

Ickerodt, U., Reuter, T. & Jantzen, D. (2025). Zur Leopoldina-Stellungnahme "Klima - Wasserhaushalt - Biodiversität: Für eine integrierende Nutzung von Mooren und Auen" – Ein notwendiger Kommentar aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 28. Mai 2025. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_ickerodt-ua.pdf

 

6         Beruf Archäologie

6.1         "Rechtlich nicht bindend": Die "Richtlinien Archäologie" des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen

Die 2025 veröffentlichten, überarbeiteten "Richtlinien Archäologie" der hessenARCHÄOLOGIE bergen, schreibt Eric Biermann, erhebliches rechtliches Konfliktpotenzial. Sie seien rechtlich nicht bindend, und ihnen fehle "zudem (erneut) das eindeutige Bekenntnis zu grundrechtlichen Werten wie der Forschungsfreiheit".

Biermann, E. (2025). Des Kaisers neue Kleider: Der durchsichtige Deckmantel der überarbeiteten "Richtlinien Archäologie" des Landesamtes für Denkmalschutz Hessen. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 16. Mai 2025. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_biermann.pdf

 

6.2         Prof. Dr. Manfred Kunter im Alter von 84 Jahren verstorben

Manfred Kunter (13.11.1940 – 23.5.2025) studierte Anthropologie, Geschichte, Germanistik sowie Vor- und Frühgeschichte an den Universitäten Marburg und Gießen. Nach dem Staatsexamen im Jahr 1967 wurde er 1969 an der Universität Gießen zum Dr. rer. nat. promoviert und habilitierte sich dort 1975. Anschließend war er als Professor für Anthropologie an der Universität Gießen tätig. Seine Forschungsschwerpunkte lagen in der prähistorischen Anthropologie, insbesondere mit regionalen Bezügen zu Mitteleuropa, Syrien, dem Libanon und der Arabischen Halbinsel. Daneben befasste er sich mit konstitutionsbiologischen Fragestellungen, unter anderem anhand von Untersuchungen an Gießener Studierenden. In späteren Jahren war er wissenschaftlich nur noch in begrenztem Umfang aktiv. Prof. Kunter betreute zahlreiche Abschlussarbeiten, darunter Dissertationen sowie Diplom- und Staatsexamensarbeiten, die ein breites Spektrum der biologischen Anthropologie abdeckten. Die betreuten Themen reichten von osteologischen Untersuchungen historischer Populationen über anthropologische Studien an Zwillingen bis hin zu Fragestellungen der Krankheitsforschung und populationsbiologischen Vergleichen.

 

7         Ausstellungen und Museen

7.1         "Weder präzise genug noch korrekt": Zu zwei Dauerausstellungen des "kärnten.museum" in Klagenfurt

Paul Gleirscher bespricht das am 20. November 2022 wiedereröffnete kärnten.museum (ehemals Landesmuseum für Kärnten) und die am 3. März 2025 eröffnete Dauerausstellung "Tor zur Demokratie" im Landhaus zu Klagenfurt. Gleirscher betrachtet u. a. die Darstellung der Forschung zum Magdalensberg und zum Befund von Waisenberg, kritisiert Defizite wie bei der Darstellung des Zollfeldes als ständigem Zentrums Kärntens oder der gemeinsamen Darstellung von Frühmittelalter und Spätantike. Das Ritual am Kärntner Fürstenstein werde unpräzise und nicht korrekt beschrieben. Sofern es Ziel und Aufgabe eines Landesmuseums sein solle, sich über ein faktenbasiertes Geschichtsbild einer breite(re)n Akzeptanz einer gemeinsamen Landesgeschichte zu nähern, hätte es mehr Ausführlichkeit und Klarheit gebraucht.

Gleirscher, P. (2025). Kärnten und seine frühe Landesgeschichte in zwei aktuellen musealen Präsentationen: Geschichtsbilder zwischen Fakten, Verkürzungen und Nationalismen – eine Ausstellungsrezension. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 12. Juni 2025. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_gleirscher.pdf

 

8         Und sonst …

8.1         Gemeinsame Erklärung betreffs Aufbewahrung, Ausstellung und Zugang zu menschlichen Überresten aus britischen archäologischen Kontexten

In einer gemeinsamen Stellungnahme haben sich mehrere hochkarätige Fachgesellschaften in Großbritannien - u.a. die Society for Museum Archaeology, The Council for British Archaeology, die Society of Antiquaries of Scotland und die Society of Antiquaries of London - zu im März / April in der britischen Öffentlichkeit laufenden Debatten um menschliche Überreste geäußert, die sogar bis ins britische Parlament brandeten. Die Fachgesellschaften fordern dazu auf, Überlegungen und Forderungen betreffend aus Afrika stammenden und in britische Museen gelangten menschlichen Überresten nicht ungeprüft auf alle menschlichen Überreste zu übertragen, also auch auf solche, die aus archäologischen Kontexten in Großbritannien stammen. Die Fachgesellschaften fordern, auf Aktionismus und kurzfristige politische Entscheidungen zu verzichten und nötige Regularien erst dann abzuleiten, wenn zuvor umfassend und breit die vorhandene fachliche Expertise eingeholt und angehört wurde.

Joint Statement on the retention, display, and provision of access to human remains from British archaeological contexts, in response to recent publications and parliamentary debate (22.5.2025): https://socmusarch.org.uk/news/ und http://socmusarch.org.uk/human-remains-statement-final/

 

8.2         Lorna-Jane Richardson untersucht Archäologie im Magazin "Identity"

In einem Open-Access-Artikel untersucht Lorna-Jane Richardson (Univ. of East Anglia) die Darstellung von Archäologie und Einheimisch-Sein in einer populären rechten britischen Zeitschrift. Sie legt dar, wie systematisch archäologische Erkenntnisse insbes. durch selektive Darstellung als Unterstützung rechtsgerichteter politischer Ziele eingesetzt werden. Sie schlussfolgert: "Eine nuanciertere Herangehensweise an die populäre Archäogenetik und die archäologische Diskussionen über 'Vorfahren' wäre ein Anfang. Archäologie ist kein politisch neutrales Projekt. Um den Missbrauch archäologischer Beweise in Frage zu stellen, bedarf es mehr als einer theoretischen Intervention auf den Seiten einer wissenschaftlichen Zeitschrift oder einer Debatte in den sozialen Medien. Es erfordert langfristige Investitionen in die öffentliche archäologische Bildung."

Richardson, L.-J. (2025). 'In Our Blood': Archaeology and 'Indigeneity' in the British National Party’s Magazine Identity. Public Archaeology, 1-19. https://doi.org/10.1080/14655187.2025.2505375

 

8.3         VHD: Machtmissbrauch verhindern

Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) hat sich eingehend mit dem Thema Machtmissbrauch in den Geschichtswissenschaften beschäftigt und auf Basis einer Umfrage unter Historikerinnen und Historikern am 27.5. dazu ein Leitbild veröffentlich. An der Umfrage hatten sich 576 Antwortende beteiligt, davon 482 als Wissenschaftler im Fach Geschichtswissenschaft Tätige. Circa ein Drittel der Befragten gaben an, mindestens ein Mal pro Jahr Machtmissbrauch erlebt oder beobachtet zu haben. Nur ein Drittel der Befragten berichteten von hinreichender institutioneller Unterstützung gegen Übergriffe und Machtmissbrauch. Das lesenswerte, insgesamt 14-seitige Leitbild legt die Situation zusammenfassend dar und empfiehlt "Konkrete Maßnahmen gegen Machtmissbrauch", differenziert nach Funktionsgruppen wie z. B. Doktoranden, Post-Docs etc. Es fordert auch Institutionalisierungen, d. h. strukturelle Veränderungen. Ein ambitioniertes Papier, das wertvolle Informationen und Gedanken enthält. Bemerkenswert aus Sicht der Ur- und Frühgeschichte ist das enge Sicht- und Handlungsfeld, in dem sich der VHD bewegt: Das Leitbild beschäftigt sich allein mit der universitären Geschichtswissenschaft. Historiker, die beispielsweise als Lehrer oder anderweitig im Staatsdienst tätig oder gar Freiberufler etc. sind, sind im Leitbild nicht enthalten, gehören offenbar zur Zunft der Historiker nicht dazu. Für die Ur- und Frühgeschichte, wo mehr als die Hälfte aller studierten Wissenschaftler in der Privatwirtschaft tätig sind und nur knapp 15 % im Bereich Universität und Forschungsinstitute, ein markanter Unterschied, der ggf. auch andere Ansätze erforderte.

VHD (26.5.2025): Ergebnisse der Umfrage "Machtmissbrauch und wissenschaftliches Fehlverhalten in der Geschichtswissenschaft": https://www.historikerverband.de/wp-content/uploads/2025/05/Ergebnisse-Umfrage_Machtmissbrauch_VHD-Mai-2025.pdf

VHD (27.5.2025): "Leitbild des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD): Machtmissbrauch in der Geschichtswissenschaft verhindern": https://www.historikerverband.de/wp-content/uploads/2025/05/Leitbild_Machtmissbrauch-verhindern_VHD-Mai-2025.pdf

 

8.4         Deutscher Sachbuchpreis für einen Comic über die Rolle von Frauen in der Menschheitsgeschichte

Die Comiczeichnerin Ulli Lust wurde am 17.6. mit dem Deutschen Sachbuchpreis ausgezeichnet. Prämiert wurde ihr Werk "Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte" über Frauenbilder der Steinzeit. Die Jury urteilte, Lust zeige, dass die Rolle von Frauen in der Menschheitsgeschichte weitgehend unsichtbar blieb, sie breche festgefahrene Vorstellungen auf. Das zeige ihr Buch anhand eines originellen Ineinandergreifens von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte. "Der Gewinner der Evolution beim Homo Sapiens war der freundliche Mann und nicht der aggressive Gorilla", sagt Lust gegenüber dem NDR. Und: "Die kulturelle Prägung ist sehr stark, wenn es darum geht, Artefakte und Spuren zu interpretieren. Wenn man nur wenige Spuren oder Figuren hat, dann neigen die Forscher*innen dazu, ihre eigene kulturelle Prägung auf dieses Objekt zu übertragen." – Der Deutsche Sachbuchpreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Lust hat einen zweiten Band mit dem Untertitel "Schamaninnen" angekündigt.

"Geschlechterrollen hinterfragen - mit einem Comic" (Tagesschau, 18.6.): https://www.tagesschau.de/kultur/sachbuchpreis-comic-100.html

Interview: "'Die Frau als Mensch': Deutscher Sachbuchpreis für Comic-Künstlerin Ulli Lust" (NDR, 18.6.): https://www.ndr.de/kultur/buch/Die-Frau-als-Mensch-Comic-Kuenstlerin-Ulli-Lust-im-Gespraech,lust132.html

"Deutscher Sachbuchpreis geht an Comic" (Intellectures, 18.6.): https://www.intellectures.de/2025/06/18/deutscher-sachbuchpreis-geht-an-comic

"Deutscher Sachbuchpreis geht an Comiczeichnerin Ulli Lust" (Spiegel, 18.6.): https://www.spiegel.de/kultur/literatur/deutscher-sachbuchpreis-ulli-lust-fuer-comic-die-frau-als-mensch-ausgezeichnet-a-17aa11a2-66e8-467d-94e1-03b95264c50d

"Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte". 256 Seiten, Februar 2025. Reprodukt-Verlag: https://reprodukt.com/products/die-frau-als-mensch-am-anfang-der-geschichte-1

 

9         Spezielle Zuschriften an die DGUF …

9.1         Gold in Damaskus

"Servus. Wir haben ein Privatgrundstück in Damaskus. Wir vermuten, dass sich drei antike römische Gräber in unserem Besitz befinden. Wir vermuten außerdem, dass es drei Goldtruhen gibt und dass es dort möglicherweise Antiquitäten gibt (wir wissen es nicht). Meine Vorfahren haben uns von dem Gold erzählt und wir haben vor kurzem Experten geholt, um es mit Geräten zu untersuchen. Sie bestätigten das Vorhandensein von drei römischen Gräbern, konnten jedoch weder deren Lage noch Tiefe bestimmen. Wir haben einen Tunnel bis zu einer Tiefe von 7 Metern gegraben, können jedoch weder den Standort noch die Tiefe bestimmen. Ich würde mich gerne mit Ihnen beraten und mir Ihre Angebote oder Anregungen anhören."