DGUF Newsletter Nr. 118 vom 12.07.2023

 

DGUF Newsletter

vom 12. Juli 2023

 


Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1 Alle DGUF-Kandidatinnen und Kandidaten sind dabei: DFG gibt Kandidaturen für die Fachkollegienwahl bekannt

1.2 Archäologische Quellen 6: Eine hochmittelalterliche Hofstelle in Mönchengladbach-Wanlo

1.3 "Lebendiger Austausch": Kurzbericht zu den DGUF-CIfA-Veranstaltungen "Arbeitsmarkt" und "übliche Gehälter" (Online, 6. und 20.6.)

1.4 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Sébastian Plutniak, Renata P. Arauju, Sara Giardino u. Julian Laabs: archaeoViz 1.2.1 (Juni 2023) - R Paket für Shiny

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1 5th European Citizen Science Association (ECSA) conference (Wien, 3.-6.4.; CfP bis 30.9.)

3  Forschung

3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3 Sex und Gender in urgeschichtlichen Gräbern: wie sehr übereinstimmend, wie sehr divergierend?

3.4 Zahnschmelzanalysen zeigen weibliche Führungsrolle im kupferzeitlichen Spanien

3.5 "Jäger & Sammlerinnen" => "Jäger:innen & Sammler:innen"?

3.6 "Erfrischend und entspannt": Bericht von der Tagung "Neue Funde im Osten: Entstehung, Verbreitung und Charakteristik des Phänomens Michelsberg im Lichte neuer Forschungen" (Münster, 31.5.-2.6.)

3.7 Konferenz-Rückblick: Society of Africanist Archaeologists (SAfA) (Houston, 1.-6.6.)

3.8 "Es ist kompliziert" - Chris Stringer zur Humanevolution

3.9 Homo sapiens seit 86.000-68.000 Jahren vor Heute im nördlichen Laos

3.10     Goldener Wendelring / Torques von Snettisham aus dem 4. Jh. v. Chr.?

4  Archäoinformatik

4.1 Docker, Dockerisieren ...

4.2 Wie mache ich meine wissenschaftlichen Daten verfügbar, auffindbar und nutzbar?

4.3 Open Data ist fein, aber nicht einfach

4.4 Paula Moraga: neues Open-Access-Lehrbuch zu GIS mit "R"

4.5 SPSS weiterhin meistzitierte Statistik-Software, gefolgt von R

4.6 Zweite Auflage "R for Data Science" erschienen, auch im Open Access

5  Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

5.1 NFDI wirbt frühzeitig für Verlängerung über 2028 hinaus

6  Kulturgutschutz

6.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

6.2 Carnac: Baumarkt "frisst" 39 Menhire

6.3 Ukraine und illegaler Handel mit Kulturgütern

7  Beruf Archäologie

7.1 EAA: europaweite Umfrage über den "wissenschaftlichen Nachwuchs" in der Archäologie

7.2 Die Kluft zwischen Archäologiestudium und beruflichen Anforderungen schließen

7.3 "Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht"

7.4 Bericht vom 24. Symposium des European Archaeological Council (EAC) (Bonn, 23.-24.3.)

8  Berufsverband

8.1 Grabungsfirmen: Fahrten zur "Baustelle" sind Arbeitszeit

9  Open Access & Open Data

9.1 Arch. Korrbl. ab Jg. 53, 2023 ohne Moving Wall

9.2 PropylaeumSEARCH auf neuer technischer Basis (VuFind)

9.3 Coalition S beendet in hohem Umfang Open-Access-Förderung säumiger Zeitschriften

10    Ausstellungen und Museen

10.1     Tanja Praske: Rückblick auf "museum4punkt0"

11    Und sonst …

11.1     Laser-induced Breakdown Spectroscopy in der Archäologie: Überblick über grundlegende Prinzipien

11.2     Karten und Geodaten für Tschechien CC BY 4.0

11.3     DAI: "Archäologie digital: Neue Technologien, neue Herausforderungen, neue Antworten"

 

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1         Alle DGUF-Kandidatinnen und Kandidaten sind dabei: DFG gibt Kandidaturen für die Fachkollegienwahl bekannt

Am 26.6. hat die DFG die von ihrem Senat verabschiedeten Kandidaturen für die Fachkollegienwahl 2023 veröffentlicht. Alle im Oktober 2022 von der DGUF nominierten Kandidatinnen und Kandidaten haben sich durchgesetzt und sind damit wählbar. Die Wahl selbst wird im Okt./Nov. 2023 stattfinden. Die Fachkollegien der DFG sind jene Gremien, die nach der ersten fachlichen Begutachtung von Anträgen sowohl die Anträge wie auch deren Begutachtungen sichten, bewerten, ggf. weiterempfehlen und priorisieren. Das Fach Ur- und Frühgeschichte und AMANZ fällt bei der DFG inhaltlich in das Fachkollegium "Alte Kulturen", dort ins Fach "Ur- und Frühgeschichte (weltweit)", für das am Ende vier Plätze vorgesehen sind. Die DGUF konnte sich erstmals am Nominierungsverfahren beteiligen. "Die DGUF dankt allen nominierten Kandidaten und Kandidatinnen, dass sie sich für diese wichtige Aufgabe zur Verfügung stellen. Wir danken dem DGUF-AK Professorium für wertvollen Rat und aktive Mitwirkung, und wir danken unseren Partner-Gesellschaften und -Institutionen dafür, dass sie unsere Nominierungen unterstützt haben", kommentierte der stellv. DGUF-Vorsitzende Frank Siegmund die Liste. Denn nur eine einzelne Nominierung reicht in der Regel nicht aus, eine Kandidatur auch erfolgreich durchzusetzen, vielmehr ist Ausschlag gebend, wie viele Nominierungen ein Kandidat / eine Kandidatin auf sich vereint. In der abschließenden Wahl, bei der alle an Universitäten und Forschungseinrichtungen angestellten Wissenschaftler wahlberechtigt sind, wird es darum gehen, die Liste der zwölf Kandidaturen auf die vier verfügbaren Plätze zu verdichten - d. h. aktiv Mehrheiten zu schaffen.

"DFG-Fachkollegienwahl 2023: Liste der Kandidierenden nach Verabschiedung durch den Senat am 26.06.2023" (DFG, 26.6.): https://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/gremien/fachkollegien/fk-wahl2023/kandidierendenliste.pdf

DGUF-Arbeitskreis Professorium: https://dguf.de/mitmachen/arbeitskreise/professorium

 

1.2         Archäologische Quellen 6: Eine hochmittelalterliche Hofstelle in Mönchengladbach-Wanlo

Im Juni erschien als Online- wie als Druckausgabe der nächste Band der Reihe "Archäologische Quellen". Der Grabungsbericht "Zwischen zwei Rittergütern: eine hochmittelalterliche Hofstelle in Mönchengladbach-Wanlo" von Edith Krämer gilt einer Hofstelle des 10. bis 13. Jahrhunderts. Die vom Verursacher RWE finanzierte Grabung erfasste im Jahr 2019 den Ausschnitt einer für das Hochmittelalter typischen Anlage aus locker gestreuten Gebäuden - ebenerdigen Pfostenbauten und einem in den Boden eingetieften Haustyp - begleitet von Gruben, zwei Brunnen sowie einem im Rheinland verbreiteten Ofentyp. Das Hofareal war von Gräben umgrenzt und lag an einer alten Wegführung östlich der oberen Niers, etwa auf halber Strecke zwischen ehemaligen Rittersitzen in Wanlo und dem südlich gelegenen Keyenberg.

Krämer, E. (2023). Zwischen zwei Rittergütern: eine hochmittelalterliche Hofstelle in Mönchengladbach-Wanlo (Archäologische Quellen, Bd. 6). 66 Seiten, inkl. 52 meist farbigen Abbildungen. Kerpen-Loogh: DGUF-Verlag. https://dguf.de/publikationen/archaeologische-quellen/bisher-erschienen-aq/aq-6-edith-kraemer-zwischen-zwei-ritterguetern-eine-hochmittelalterliche-hofstelle-in-moenchengladbach-wanlo

 

1.3         "Lebendiger Austausch": Kurzbericht zu den DGUF-CIfA-Veranstaltungen "Arbeitsmarkt" und "übliche Gehälter" (Online, 6. und 20.6.)

In der Reihe der während der Corona-Pandemie entwickelten DGUF-CIfA-Onlineveranstaltungen behandelte Frank Siegmund im Juni zwei Themenfelder, die auf aktuellen DGUF-Studien beruhen und parallel dazu als Aufsätze erschienen sind: den aktuellen Arbeitsmarkt für UFGler und AMANZler sowie die in der Firmenarchäologie üblichen Gehälter. Obwohl also wesentliche Inhalte bereits nachlesbar waren, fand sich ein Auditorium hoch Interessierter zusammen, die die Gelegenheit nutzten nachzufragen und ihre Fragen und Sichtweisen einzubringen. Vor allem beim Thema Arbeitsmarkt wurde der vorgesehene Zeitrahmen deutlich überschritten. Der lebendige Austausch warf auch neue Aspekte wie z. B. die Berücksichtigung der Provinzialrömischen Archäologie auf, die Einfluss auf die Fortsetzung dieser DGUF-Studien haben dürften.

Siegmund, F. (2023). Leichtes Wachstum in 2022, verhaltene Branchenstimmung für 2023 – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2022. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 24. April 2023: https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund2.pdf

Siegmund, F. (2023). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2022. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 1. Mai 2023: https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund3.pdf

 

1.4         Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Sébastian Plutniak, Renata P. Arauju, Sara Giardino u. Julian Laabs: archaeoViz 1.2.1 (Juni 2023) - R Paket für Shiny

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal ein im Juni veröffentlichtes R-Paket für Shiny hervorgehoben. Das Paket dient der Visualisierung, Erforschung und Web-Kommunikation von archäologischen 2D- und 3D-Daten. Unter den mitgegebenen Beispieldaten neben div. paläolithischen Fundstellen auch das frühmittelalterliche Gräberfeld von Altenerding. Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit Ihrer vollständigen Postanschrift sowie einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Paket besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Die Rezensionsrubrik "Archäoinformatik" und was eine Software-Rezension beinhalten sollte: https://dguf.de/publikationen/archaeologische-informationen/archaeoinformatik

Mehr zur Software: https://cran.r-project.org/web/packages/archeoViz/index.html resp. dort: https://github.com/sebastien-plutniak/archeoviz

Ergänzende Informationen zu archaeoViz: Plutniak, Sébastien, Renata Araujo, Sara Giardino, Julian Laabs. 2023. "archeoViz. Visualisation, Exploration, and Web Communication of Archaeological Spatial Data". v1.2.1, DOI: 10.5281/zenodo.7460193

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1         5th European Citizen Science Association (ECSA) conference (Wien, 3.-6.4.; CfP bis 30.9.)

Die Konferenz fokussiert sich auf das Thema "Veränderung", da wir uns in einer Zeit des schnellen Wandels auf mehreren Ebenen befinden, die manche als "die große Beschleunigung" in allen Aspekten des Lebens bezeichnen: Kommunikation, Beziehungen zwischen Menschen und Ländern und Umweltveränderungen wie z Klimawandel oder Pandemien. Die Veranstalter wollen das Potenzial von Citizen Science thematisieren, Veränderungen in Forschung und Gesellschaft zu ermöglichen, anzustoßen, zu beobachten, zu dokumentieren und zu reflektieren. Diese unterschiedlichen Ansätze zur Veränderung sollen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Die Organisatoren freuen sich über Vortragsvorschläge aus der Begleitforschung zu Citizen Science und Berichte aus laufenden Citizen-Science-Projekten, die sich mit Wandel befassen.

https://2024.ecsa.ngo/

 

3         Forschung

3.1         Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Jung. P. (2023). Kartierung, Beschreibung und Interpretation der "Pottsteine" – Ein Projekt zur Archäologie der Gegenwart. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 11. Juli 2023.

Biermann, E. (2023). Reisekosten, Arbeitszeit, Fahrzeiten und Vergütung: wichtige Regelungen auch für Arbeitnehmer in archäologischen Berufen (Arbeitspapiere CIfA Deutschland 5). Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 6. Juli 2023.

Hausmann, N. (2023). Laser-induced Breakdown Spectroscopy (LIBS) in der Archäologie: Ein kurzer Überblick über ihre Anwendung und Potenziale. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 4. Juli 2023.

Mauthner, F. (2023). Rezension zu: Griebl, M. & Biederer, B. (2022). Die Speichergruben der späturnenfelderzeitlichen Wallanlage von Stillfried an der March. Von der Getreidelagerung bis zur profanen oder kultischen Verfüllung. (Mitteilungen der Prähistorischen Kommission, 92). Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 27. Juni 2023.

Piffko, S. (2023). Berufsschule Archäologiestudium? Arbeitsteilig die Kluft zwischen wissenschaftlichem Studium und beruflichen Anforderungen schließen. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 22. Juni 2023.

Näth, F. (2023). Rezension zu: Ockert, A. & Kieburg, H. (Hrsg.) (2020). Im Feld. Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht. (Antike Welt, Sonderheft 9/2020). Darmstadt: WBG Zabern. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 6. Juni 2023.

https://www.dguf.de/early-views

 

3.2         Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"The Anthropocene Epoch, Marked by Human Impact on Earth, Began in the 1950s" (Time, 11.7.): https://time.com/6293787/1950s-anthropocene-epoch-began

"Oldest genetic data from a human relative found in 2-million-year-old teeth. Ancient protein sequences identify the sex of Paranthropus robustus fossils and hint at evolutionary relationships" (Nature, 10.7 https://www.nature.com/articles/d41586-023-02242-z

"'Giant' 300,000-year-old handaxes unearthed in Kent. Discovery of more than 800 artefacts includes some of largest early prehistoric stone tools in Britain" (The Guardian, 6.7.): https://www.theguardian.com/science/2023/jul/06/giant-handaxes-unearthed-kent

"Chipped Stones: What they are and how they can help understand Göbekli Tepe" (DAI, 5.7.): https://www.dainst.blog/the-tepe-telegrams/2023/07/05/chipped-stones-what-they-are-and-how-they-can-help-understand-gobekli-tepe/

"Discovery of up to 25 Mesolithic pits in Bedfordshire astounds archaeologists. Linmere site has more monumental pits in a single area than anywhere else in England and Wales" (The Guardian, 3.7.): https://www.theguardian.com/science/2023/jul/03/discovery-25-mesolithic-pits-bedfordshire-astounds-archaeologists

"What did the last common ancestor between humans and apes look like? Did our last common ancestor swing from trees or walk on all fours in the savanna?" (Live Science, 2.7.): https://www.livescience.com/archaeology/what-did-the-last-common-ancestor-between-humans-and-apes-look-like

"New evidence of plant food processing in Italy during Neanderthal-to-Homo sapiens period" (Phys.org, 29.7.): https://phys.org/news/2023-06-evidence-food-italy-neanderthal-to-homo-sapiens.html

"Bronzezeitliche Almen, Klimaveränderungen und Umweltarchive auf dem Dachsteinplateau" (DAI-Newsblog, 28.6.): https://www.dainst.blog/crossing-borders/2023/06/28/bronzezeitliche-almen-klimaveraenderungen-und-umweltarchive-auf-dem-dachsteinplateau/

"Tiere suchten schon vor mehr als 30.000 Jahren die Nähe zu Menschen. Team der Universität Tübingen und des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment erforscht altsteinzeitliche Beziehungen von Mensch und Rabe" (Universität Tübingen, 22.6.): https://uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen/pressemitteilungen/newsfullview-pressemitteilungen/article/tiere-suchten-schon-vor-mehr-als-30000-jahren-die-naehe-zu-menschen/

Bronzezeit: "Die ältesten Pesttoten Österreichs identifiziert" (ÖAW, 21.6.): https://www.oeaw.ac.at/news/die-aeltesten-pesttoten-oesterreichs-identifiziert-1

"Die Suche nach Opfern der deutschen Besatzung in Griechenland" (AMANZ-notiz-blog, 18.6.): https://amanzblog.hypotheses.org/510

"3.2 million-year-old human ancestor 'Lucy' had massive leg muscles to stand up straight and climb trees" (Live Science, 16.6.): https://www.livescience.com/archaeology/32-million-year-old-human-ancestor-lucy-had-massive-leg-muscles-to-stand-up-straight-and-climb-trees

"Vast cemetery of Bronze Age burial mounds unearthed near Stonehenge. The cemetery was built at the same time as most of Stonehenge" (Live Science, 14.6.): https://www.livescience.com/archaeology/vast-cemetery-of-bronze-age-burial-mounds-unearthed-near-stonehenge

"7,000-year old fish traps excavated in Norwegian mountain lake – a race against time as the water is coming in" (Science Norway, 14.6.): https://sciencenorway.no/archaeology-stone-age/7000-year-old-fish-traps-excavated-in-norwegian-mountain-lake-a-race-against-time-as-the-water-is-coming-in/2213166

"Afrika unerwünscht - War das Alte Ägypten schwarz oder weiß?" (Archaeologik, 14.6.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/06/afrika-unerwunscht-war-das-alte-agypten.html

"12,000-year-old flutes carved of bone are some of the oldest in the world and sound like birds of prey. A collection of prehistoric flutes unearthed in Israel once used by the Natufians are some of the oldest musical instruments in the world" (Live Science, 9.6.): https://www.livescience.com/archaeology/12000-year-old-flutes-carved-of-bone-are-some-of-the-oldest-in-the-world-and-sound-like-birds-of-prey

"Ancient genomes show that the farming lifestyle in northwestern Africa was ignited by oversea-migrants from Iberia 7,400 years ago" (Uppsala Universitet, 7.6.): https://www.mynewsdesk.com/uu/pressreleases/ancient-genomes-show-that-the-farming-lifestyle-in-northwestern-africa-was-ignited-by-oversea-migrants-from-iberia-7400-years-ago-3257974

Beringia: "Native populations survived the Younger Dryas by switching from big game to fishing" (Phys.org, 6.6.): https://phys.org/news/2023-06-native-populations-survived-younger-dryas.html

 

3.3         Sex und Gender in urgeschichtlichen Gräbern: wie sehr übereinstimmend, wie sehr divergierend?

An einer großen Stichprobe von sieben publizierten jungneolitischen und (früh- bis mittel-) bronzezeitlichen Gräberfeldern aus Mitteleuropa mit insgesamt 1.252 Körpergräbern sind Eleonore Pape und Nicola Ialongo der Frage nachgegangen, inwieweit sich das biologische Geschlecht ("Sex") und das soziale Geschlecht ("Gender") der Bestatteten decken. Ihr Ergebnis: in ca. 90 % aller Fälle stimmen Sex und Gender überein. Der Anteil der "unpassenden" Bestimmungen liegt im Mittel bei 10 %, bei starken Schwankungen von Gräberfeld zu Gräberfeld. Eine Schwäche der Studie - so jedenfalls aus Sicht der Newsletter-Redaktion - liegt darin, dass Gender zwar explizit als potenziell nicht-binär gedacht wird, jedoch letztlich auf die Optionen Mann und Frau reduziert bleibt (siehe Abb. 2 der Studie) - d. h. ein sozial mögliches drittes und ggf. viertes Geschlecht nicht konsequent durchdacht ist. Was, wenn die "mismatches" nicht Männer in Frauenhabitus oder Frauen in Männerhabitus sind, sondern für eine eigene und positiv gedachte soziale Identität stehen? Dass die TAZ beim Referat der Studie aus den Jungsteinzeitler:innen und Bronzezeitler:innen kurzerhand Wikinger:innen macht, sei Humoris Causa erwähnt.

Pape, E. & Ialongo, N. (2023). Error or Minority? The Identification of Non-binary Gender in Prehistoric Burials in Central Europe. Campbridge Archaeological Journal, First View, 24. 5. 2023: https://www.cambridge.org/core/journals/cambridge-archaeological-journal/article/error-or-minority-the-identification-of-nonbinary-gender-in-prehistoric-burials-in-central-europe/BA7A1658483DDA8677F3A95C5C6E90E0

"Schwer fassbare Minderheiten: Nicht-binäres Geschlecht im prähistorischen Europa" (Presseinformation Universität Göttingen, 24.5.): https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7098

"An attempt, using skeletons and grave goods, to see if gender was 'nonbinary' in ancient European cultures" (Why Evolution is true, 28.5.): https://whyevolutionistrue.com/2023/05/28/an-attempt-using-skeletons-and-grave-goods-to-see-if-gender-was-nonbinary-in-ancient-european-cultures/

"Archäologie zu Geschlechteridentitäten: Nicht-binäre Wikinger:innen" (TAZ, 27.6.): https://taz.de/Archaeologie-zu-Geschlechteridentitaeten/!5939854/

 

3.4         Zahnschmelzanalysen zeigen weibliche Führungsrolle im kupferzeitlichen Spanien

Elefantenstoßzähne aus Afrika, Bernsteinperlen aus dem Norden, Bergkristalle, Feuersteine und Straußeneierschalen: 2008 entdeckten Archäologen in einem kupferzeitlichen Grab (ca. 2900–2650 BC) bei Sevilla in Südspanien zahlreiche Luxusgüter. Anhand der sozialen Stellung der bestatteten Person wurde das Skelett zunächst als männlich identifiziert. 15 Jahre später korrigieren Zahnschmelzanalysen diese Deutung: die bestattete Person war biologisch eine Frau. Die Arbeit wurde in Nature Scientific Reports publiziert. "Unsere Methode beruht auf der Analyse von geschlechtsspezifischen Peptiden, also aus Aminosäuren aufgebauten Molekülen, die durch die unterschiedlichen Isoformen des Proteins Amelogenin bei Männern und Frauen im Zahnschmelz in unterschiedlicher Form vorkommen", sagt Katharina Rebay-Salisbury vom Österreichischen Archäologischen Institut und der Universität Wien. Die Beigaben deuten darauf hin, dass diese Frau eine führende gesellschaftliche Persönlichkeit war. Sie könnte z. B. als Elfenbeinhändlerin oder Priesterin gelebt haben und wurde daher entsprechend bestattet, so Rebay-Salisbury.

Marta Cintas‑Peña, Miriam Luciañez‑Triviño, Raquel Montero Artús, Andrea Bileck, Patricia Bortel, Fabian Kanz, Katharina Rebay‑Salisbury & Leonardo García Sanjuán: Amelogenin peptide analyses reveal female leadership in Copper Age Iberia (c. 2900–2650 BC). Nature Scientific Reports, 2023 (Open Access), DOI: https://doi.org/10.1038/s41598-023-36368-x.

"Grabfund der Kupferzeit: Männliches Oberhaupt war in Wirklichkeit eine Frau" (ÖAW, 6.7.): https://www.oeaw.ac.at/news/grabfund-der-kupferzeit-maennliches-oberhaupt-war-in-wirklichkeit-eine-frau-2

"Grabfund in Spanien Angeblich männlicher Anführer war eine Frau" (Spiegel, 7.7.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/grabfund-in-spanien-angeblich-maennlicher-anfuehrer-war-eine-frau-a-fb45b22c-e332-4aad-9aea-cf5f8f1484f0

 

3.5         "Jäger & Sammlerinnen" => "Jäger:innen & Sammler:innen"?

Aufgrund ethnographischer Beobachtungen spricht man für die jägerische Zeit der Urgeschichte oft von "Jägern und Sammlerinnen", weil eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung bisher nahelag und als erwiesen galt. Ausnahmen sind selbstverständlich möglich. Eine im Juni in der Zeitschrift PlosOne veröffentlichte Studie zieht diesen Topos in Zweifel. Abigail Anderson und ihre vier Co-Autorinnen haben die verfügbaren ethnographischen Daten systematisch neu gesichtet. Danach liegen für 63 Ethnien insbes. aus Nord- und Südamerika, Afrika und Australien sowie Ozeanien und Asien hinreichende Beobachtungen vor, in denen die Jagdtätigkeit von Frauen genauer dokumentiert sind. Danach sind in 50 dieser 63 Ethnien (79%) Frauen aktiv an der Jagd beteiligt. In 87 % dieser Gesellschaften mit Jägerinnen sei die Jagd üblicher, intentioneller Teil der Frauenarbeit, in 12 % dieser Gesellschaften komme Jagd seitens Frauen "opportunistisch" vor, d. h. immer mal wieder bei guter Gelegenheit. Oft sind an den Jagden der Frauen auch Hunde und Kinder beteiligt. Kurz: nach sorgsamem Durchforsten bekannter Daten kann das klassische Bild einer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in der jägerischen Urgeschichte nicht mehr aufrecht erhalten werden. – Eine entsprechende Untersuchung, inwieweit unter den Sammelnden auch Männer vertreten sind, steht unseres Wissens noch aus.

Anderson, A., Chilczuk, S., Nelson, K., Ruther, R. & Wall-Scheffler, C. (2023). The Myth of Man the Hunter: Women’s contribution to the hunt across ethnographic contexts. PlosOne 28.6.2023 (https://doi.org/10.1371/journal.pone.0287101): https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0287101

"Shattering the myth of men as hunters and women as gatherers" (CNN Space + Science, 30.6.): https://edition.cnn.com/2023/06/30/world/women-roles-hunter-gatherer-societies-scn/index.html

"Men are hunters, women are gatherers. That was the assumption. A new study upends it." (Goats and Soda, 1.7.): https://www.npr.org/sections/goatsandsoda/2023/07/01/1184749528/men-are-hunters-women-are-gatherers-that-was-the-assumption-a-new-study-upends-i

"Rollenstereotype aus der Steinzeit. Ist das Bild von Jägern und Sammlern ein Mythos?" (Spiegel, 4.7.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/steinzeit-ist-das-bild-von-jaegern-und-sammlern-ein-mythos-a-fa110d20-c36e-4648-a29f-e3bbe54e748d

 

3.6         "Erfrischend und entspannt": Bericht von der Tagung "Neue Funde im Osten: Entstehung, Verbreitung und Charakteristik des Phänomens Michelsberg im Lichte neuer Forschungen" (Münster, 31.5.-2.6.)

Ein Vierteljahrhundert nach dem "Hemmenhofener Kolloquium" (Biel, 1998) haben Ralf Gleser, Silviane Scharl, Ute Seidel und Michael Strobel die Aufgabe übernommen, erneut eine weitgespannte Synthese "über den Stand der Dinge" zur Michelsberger Kultur zusammenzutragen. Die Tagung fand hybrid in der Universität Münster (ca. 25 Teilnehmer) und via Zoom (ca. 25 Teilnehmer) statt. Den Organisatoren war es gelungen, Vortragende über (fast) den ganzen Raum von Michelsberg zu gewinnen, von Frankreich bis nach Tschechien, von Norddeutschland bis Bayern. Die räumliche Weite, aufgearbeitet jeweils durch hochkarätige Experten für ihre Region, gab insgesamt eine wertvolle Zusammenschau des aktuellen Forschungsstandes. Nicht minder spannend war dabei die Begegnung ganz unterschiedlicher Forschungstraditionen und Arten, Archäologie zu betreiben. Geradezu erfrischend auch kleinteilige Typologie-Debatten wie etwa, ob dies nun ein Arkadenrand sei oder ein Rand mit Fingertupfenleiste - für Spezialisten offenbar ein wichtiger Unterschied. Die Organisatoren hatten sich entschieden, vom inzwischen weithin üblichen engen Takt von 20-Minuten-Vorträgen zum klassischen Turnus à 45 Minuten zurückzukehren, was der Veranstaltung eine angenehme Entspanntheit gab. Die Vortragenden konnten sich in Ruhe entwickeln, nötigenfalls auch auf Details eingehen, stets blieb hinreichend Zeit für die Diskussion und den Austausch von Ideen. Trotz des weitgreifend einheitlichen Inventars - Erdwerke, Tulpenbecher, Schöpfer, Backteller - wurde die schon in der ersten übergreifenden Synthese diskutierte Frage (Scollar 1959), ob es sich um eine "Kultur" handle, zwar in nahezu jedem Vortrag angesprochen, doch blieb die Antwort bis in die Abschlussdiskussion offen. Fast jeder Vortrag konnte auf regionale Besonderheiten hinweisen. Der Begriff "polythetisches Kulturmodell" von D. L. Clarke wurde erinnert, und Ralf Gleser nutzte den Begriff "Phänomen" statt Kultur. Auch die nicht minder klassische Frage, wo denn dieses Phänomen wann genau seinen Ursprung habe, wurde oft angesprochen mit unterschiedlichen Thesen - doch eine verbindliche Antwort steht aus. Eine gemeinsame Veröffentlichung der Vorträge ist fest ins Auge gefasst.

Tagungsprogramm: https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/geschichte/ufg/pdf/poster_tagung_michelsberg_final.pdf

Biel, J. (Hrsg.). (1998). Die Michelsberger Kultur und ihre Randgebiete: Probleme der Entstehung, Chronologie und des Siedlungswesens. Kolloquium Hemmenhofen, 21.-23.2.1997 (Materialhefte z. Archäologie in Baden-Württemberg, 43). Stuttgart: Theiss.

Scollar, I. (1959). Regional groups in the Michelsberg culture: A study in the middle neolithic of west central Europe. Proceedings of the Prehistoric Society 25, 52-134.

 

3.7         Konferenz-Rückblick: Society of Africanist Archaeologists (SAfA) (Houston, 1.-6.6.)

Die Tagung umfasste 39 Sitzungen mit Vorträgen und Diskussionsrunden. Einen ausführlichen Bericht von der Veranstaltung bietet jetzt das DAI.

https://www.dainst.blog/entangled-africa/bericht_2023_07/

 

3.8         "Es ist kompliziert" - Chris Stringer zur Humanevolution

In einem bei der internationalen Presseagentur "Pressenza" veröffentlichten Gespräch zwischen dem exzellent informierten Journalisten Jan Ritch-Frel und Chris Stringer - einem führenden Entwickler und Vertreter der Out-of-Africa-Theorie - wird versucht, die einzelnen Entdeckungen früher Fossilien und resultierende Beobachtungen zur Humanevolution in eine Zusammenschau zu bringen. Den Gedanken einer linearen Evolution, die an irgendeinem Punkt starte und auf relativ gerader Linie zu "uns" führe, müsse man aufgeben. Alle Befunde sprächen für ein weitaus komplexeres Geschehen, das auch diverse Kreuzungen mit einschließt (vgl. Henke 2007). Vielerlei alte Gewissheiten stünden auf dem Prüfstand, z. B. die alte Gleichung "mehr Hirnkapazität = mehr Intelligenz", oder auch die These, dass sich der zweifüßige aufrechte Gang auf Steppenböden entwickelt habe. Der Weg zum zweifüßig aufrechten Gang könne auch ein Ergebnis einer Lebensweise in Bäumen sein. Dem spannenden Text gelingt es, die vielen (notwendigerweise) als Einzelmeldung kommunizierten Entdeckungen und Beobachtungen aus den vergangenen 20 Jahren in Beziehung miteinander zu setzen und zu skizzieren, was wir heute wissen und was wir heute fragen. Lesenswert!

Jan Ritch-Frel: "'We Are Living Through a Paradigm Shift in Our Understanding of Human Evolution' - An interview with Professor Chris Stringer, one of the leading experts on human evolution." (Pressenza, 8.4.): https://www.pressenza.com/2023/04/we-are-living-through-a-paradigm-shift-in-our-understanding-of-human-evolution/

Henke, W. (2007). Paläoanthropologie – Standortbestimmung einer innovativen Disziplin. Archäologische Informationen 30(1), 1-23: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/11358

 

3.9         Homo sapiens seit 86.000-68.000 Jahren vor Heute im nördlichen Laos

Im Jahr 2009 vorgestellte Menschenreste aus der Tam Pà Ling Höhle im Norden von Laos waren seinerzeit (a) als Homo sapiens sapiens identifiziert und (b) auf ein Mindestalter von 46.000 Jahren datiert worden. Die Reste waren demnach sehr alt - und wurden zunächst heftig diskutiert. Nun wurden in der Zeitschrift Nature Communications weitere Menschenfunde aus dieser Höhle vorgestellt: ein Schädel- und ein Tibiafragment, die ebenfalls vom anatomisch modernen Menschen stammen und anhand der Stratigrafie auf mindestens 68.000 bis maximal 86.000 vor Heute datiert werden können. Die neuen Funde belegen ein weitaus früheres Ankommen des anatomisch modernen Menschen in Asien als bislang angenommen, auch aktuelle aDNA-basierte Modelle gehen von einer späteren Einwanderung des modernen Menschen um etwa 50.000 vor Heute in diese Region aus. Das aus einer sehr tiefen/alten Schicht stammende Schädelfragment ("TPL 6") zeige keine Überaugenwülste und sei morphologisch als besonders "modern" einzuordnen.

"Bones, the 'Cave of the Monkeys' and 86,000 years of history: new evidence pushes back the timing of human arrival in Southeast Asia" (The Conversation, 13.6.): https://theconversation.com/bones-the-cave-of-the-monkeys-and-86-000-years-of-history-new-evidence-pushes-back-the-timing-of-human-arrival-in-southeast-asia-206232

Freidline, S. E. et al. (2023). Early presence of Homo sapiens in Southeast Asia by 86–68 kyr at Tam Pà Ling, Northern Laos. Nature Communications 14, art.no. 3193(2023): https://www.nature.com/articles/s41467-023-38715-y

Coleman, J. (2023). Laos cave fossils prompt rethink of human migration map: A skull fragment and shin bone suggest that early modern humans might have passed through southeast Asia earlier than thought. Nature News, 13.6.2023: https://www.nature.com/articles/d41586-023-01903-3

 

3.10    Goldener Wendelring / Torques von Snettisham aus dem 4. Jh. v. Chr.?

Der goldene Torques von Snettisham (Norfolk) ist Bestandteil eines oder mehrerer Horte, die zwischen 1848 und 1973 bei Snettisham gefunden wurden. Zu den insgesamt ca. 150 Objekten gehören ca. 70 Torques, wobei das als "Snettisham torc" bekannte Stück das auffälligste und qualitätsvollste ist, seine Verzierung ist Namen gebend für den "Snettisham style". Hort und Ring werden in das 1. Jh. v.Chr. datiert, meist in die Zeit um 70 v. Chr. Am 23.6. reichten Tess Machling und Roll Williamson einen Aufsatz zu den goldenen Torques in Großbritannien bei einer wiss. Zeitschrift ein, ihn aber zugleich - weil ein seriöser Publikationsprozess inkl. Reviews und Überarbeitungen bekanntermaßen ach so lange dauere - in einem Blog als Pre-Print-Edition zugänglich gemacht. Damit man ihn schon sogleich lesen und debattieren könne, und um den Beitrag reicher bebildern zu können. Ihr Beitrag stellt alle in Großbritannien gefundenen goldenen Torques zusammen, was verdeutlicht, dass die meisten Funde aus East Anglia stammen. Hinsichtlich der Datierung gehen sie den Argumenten und der Sachlage nach und kommen zu dem Ergebnis, dass das Stück sehr wahrscheinlich älter ist als weithin angenommen. Nach Beifunden und stilistischen Argumenten müsse der Snettisham Torc aus dem 4. Jh. v. Chr. stammen, was zeitlich in etwa dem kontinentalen Waldalgesheim-Stil entspräche, zu dem es tatsächlich stilistische Anklänge gebe. Diverse 14C-Daten, die - wenn auch mit weiten Spannen - bereits bisher statt 1. Jh. v. Chr. eine deutlich ältere Zeitstellung angezeigt hätten und die man bisher ignoriert habe, würden dazu gut passen. - Der Blogbeitrag findet sich auf der von der Archäologin Tess Machling und dem Goldschmied und Replikenhersteller Roland Williamson betriebenen Website "The big book of torcs", die auch über diesen jüngsten Beitrag hinaus sehr informativ und lesenswert / blätternswert ist.

Machling, T. & Williamson, R. (23.6.2023): Beyond Snettisham: a reassessment of gold alloy torcs from Iron Age Britain and Ireland. Blog BigBookofTorcs.com: https://bigbookoftorcs.com/2023/06/23/beyond-snettisham-a-reassessment-of-gold-alloy-torcs-from-iron-age-britain-and-ireland/

Machling, T. & Williamson, R. (2023). The big book of torcs. https://bigbookoftorcs.com/

 

4         Archäoinformatik

4.1         Docker, Dockerisieren ...

... sind Begriffe, die seit ca. 2019 öfter im Bereich Archäoinformatik / Archäostatistik auftauchen. Hä - was ist das? In einem aktuellen Blog-Beitrag bei R-bloggers gibt Matt Kaye eine kurze Einführung samt praktischem Beispiel, die auch für Nicht-Nerds verständlich ist. Die FAIR-Prinzipien haben sich in der Szene mehr und mehr als ethische Selbstverständlichkeit und kollektives Ziel etabliert: Forschungsdaten sollten Findable, Accessible, Interoperable & Reusable sein - auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar. In der Praxis ist das nicht so einfach, wie es sich aussprechen lässt, insbesondere, weil Software sich verändert. Ein gut geschriebenes und gut dokumentiertes R-Skript, mit dem ich zusätzlich zu den Open Data meinen Forschungsprozess offenlege, ist nach den nächsten R- und Pakete-Updates eventuell nicht mehr lauffähig. Das ist der Grund (ein Grund), "Docker" / Container anzulegen: Man packt die Forschungsdaten zusammen mit den auswertenden Skripten so in einen Container, dass dieser die Skripte und Pakete im lauffähigen Ist-Zustand enthält, d. h. auch dann funktionsfähig bleibt, wenn diverse Updates später das Ganze außerhalb des Dockers nicht mehr funktioniert. Wie man das praktisch umsetzen kann und welche Helferlein es dafür gibt, beschreibt der besagt Blog-Beitrag.

Matt Kaye: "A gentle introduction to Docker" (R-bloggers, 5.6.): https://www.r-bloggers.com/2023/06/a-gentle-introduction-to-docker/

Zu FAIR z. B.: https://forschungsdaten.info/themen/veroeffentlichen-und-archivieren/faire-daten/

 

4.2         Wie mache ich meine wissenschaftlichen Daten verfügbar, auffindbar und nutzbar?

Dazu gibt Jeffrey M. Perkel, langjähriger Herausgeber von Nature Technology, Interessierten sieben erfahrungsgestählte Tipps. Seine Anregungen und die der von ihm zitierten Experten: (1) Metadaten, wie z. B. eine README-Datei, die auflistet, wann, wo und wie die Daten gesammelt wurden und von wem; mit Angaben zur Lizenz, unter der die Daten freigegeben werden, ob die Datensammlung vollständig ist, und Klärung ihres Status, z. B. roh oder verarbeitet. Diese README-Datei sollte ein Codebuch umfassen, das die Variablen nennt, die Einheiten, Abkürzungen und die Kennzeichnung fehlender Daten (z. B. mit "NA"). Bei komplexen Daten, d. h. vielen Tabellen oder Dateien, sollte man erläutern, wie diese miteinander zusammenhängen. Die (ggf.) für die Datenverarbeitung verwendete Software sollte genannt sein, inkl. Tools, Versionsnummern etc. (2) Aufräumen und entscheiden, was man veröffentlichen und teilen will. Im Laufe eines Forschungsprozesses entstünden i. d. R. viele Datenversionen: welche teilen? Eventuell die (bereinigten) Rohdaten. Auf jeden Fall den sauberen abschließenden Datensatz, der der entsprechenden Publikation zu Grunde liegt. Hier seien eindeutige und nachvollziehbare Entscheidungen nötig. (3) Gängige fachliche Standards berücksichtigen. (4) Wieder-nutzbare Datenformate wählen. CSV-Tabellen z. B. seien ein gut weiterverarbeitbares Format, geschützte PDF-Tabellen hingegen problematisch. Proprietäre Formate, d. h. Formate von Bezahlprogrammen, seinen grundsätzlich problematisch und erfahrungsgemäß auch nicht nachhaltig. (5) "Include code" - Perkel empfiehlt, ggf. vorhanden Code mit den Daten zu publizieren, und zwar so kommentiert, dass er für Dritte nachvollziehbar ist. (6) Die (technische) Zugänglichkeit bedenken! Eine Forderung, die in der Archäologie evtl. wenig zutrifft, sondern sich auf Fälle bezieht, in denen die Datenverarbeitung eine technische Ausstattung jenseits des allgemeinen Standards erfordert. Ggf. solle man Low-Tech-Lösungen zumindest alternativ anbieten. (7) Mut! Denn Daten veröffentlichen macht überprüfbar und folglich angreifbar. Aber solchermaßen kollektiv überprüfte Daten seien am Ende besser und wissenschaftlich wertvoller.

Perkel, J. M. (2023). How to make your scientific data accessible, discoverable and useful. Nature Technology Feature 618, 1098-1099 (27.6.2023): https://www.nature.com/articles/d41586-023-01929-7

 

4.3         Open Data ist fein, aber nicht einfach

Nachdem "Open Access" sich als Forderung an wissenschaftliche Publikationen breit durchgesetzt hat, steht nun das Thema "Open Data" samt den FAIR-Prinzipien auf der To-do-Liste der Wissenschaftler und Herausgeber. "Na gut, hängen wir halt noch eine Excel-Tabelle als Supplemental Material an den Open-Access-Aufsatz dran." Doch ganz so einfach ist das nicht. In der Archäologie greifen wir auch heute noch ganz selbstverständlich auf Materialpublikationen zurück, die aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen. Doch jenseits des Gedruckten? Man zeige uns Datenformate, die auch nach einhundert Jahren noch lesbar sind, und Softwareformate, die so lange gepflegt werden bzw. lesbar bleiben. Doch auch jenseits des rein Technischen ist das Publizieren von Daten ein eher komplexer Prozess, denn Daten sind keine unverrückbaren wiss. Tatsachen, sondern haben stets komplexe Entstehungs- und Randbedingungen, die zu kennen für eine seriöse Weiterverwendung wesentlich ist. Es braucht z. B. ein readme, d. h. eine sorgsame Beschreibung der Daten. Es braucht ein Nachdenken über "welche Daten?": die Primärerhebung, der bereinigte, durchkorrigierte Datensatz, nur jener der publizierten Auswertung zugrundeliegende Datensatz? In einem Blogbeitrag hat Crystal Lewis systematisch dargelegt, welche Bereinigungsprozesse Primärdaten in Forschungsprozessen üblicherweise durchlaufen - und es folglich einer Entscheidung bedarf, welches Datenstadium / welche Datenstadien offen publiziert werden wollen/sollen. In einem Tweet vom 8.6. ergänzt sie hierzu diverse Formblätter, die Wissenschaftler darin unterstützen können, ihre Daten spätestens zur Datenpublikation hin angemessen zu strukturieren und dokumentieren. Auch wenn man das Hinterlegen dieser Formblätter (gerade angesichts des Themas) auf Google Docs hinterfragen kann: die Beispiele geben wertvolle Hinweise und Anregungen, was man bedenken sollte beim Daten-Publizieren. Eine ähnliche Stoßrichtung hat ein auf GitHub archiviertes Template der BlueGreen Labs. Auch wenn die angeführten Überlegungen und Vorschläge nur Beispiele sind und nicht erschöpfend und abschließend, zeigen sie nachvollziehbar auf, weshalb das Anhängen einer Excel-Tabelle allenfalls ein erster und letztlich semi-vollkommener Schritt ist. Es gilt, z. B. im Kontext von NFDI4obejcts, für Datenpublikationen etwas Ähnliches zu generieren wie es in anderem Milieu z. B. die RGK-Zitierweise ist: unbequem, hohe Disziplin fordernd, aber "da muss man durch".

Crystal Lewis: "Data cleaning for data sharing" (14.2.): https://cghlewis.com/blog/data_clean_01/

Crystal Lewis: "project template": https://docs.google.com/document/d/1rbED1r0fGAk5CREslc8qQ5378EBV5759eSqdQbp4fHc/edit

Crystal Lewis: "project documentation template": https://docs.google.com/document/d/1wOLFFurs0t2rANxyD6rQ7xoFbg5LPmeA/edit

Crystal Lewis: "data dictionary template": https://docs.google.com/spreadsheets/d/1R-5TIUvAhJRDucVhq4dNg00RR1CG7uQ6MRhje0BBC20/edit#gid=0

Crystal Lewis: "readme files template": https://docs.google.com/document/d/1JWeKLDqtuk79beNJBv5xHueMwki0c7xD/edit

Tweet von Crystal Lewis vom 8.6.: https://twitter.com/Cghlewis/status/1666797320350973952

Koen Hufkens: "The BlueGreen Labs R project template": https://github.com/bluegreen-labs/R_project_template

 

4.4         Paula Moraga: neues Open-Access-Lehrbuch zu GIS mit "R"

Ob "R" wirklich eine geeignete Umgebung zum Kartieren und Durchführen von GIS-Studien ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Die Befürworter heben neben den existierenden Tools vor allem das Thema Reproduzierbarkeit hervor: R-Code kann ausformuliert, weitergegeben und publiziert werden, weshalb jeder Schritt nachprüfbar und reproduzierbar ist. Die bekannten GIS-Programme hingegen böten Point & Klick-Oberflächen, was die Nachvollziehbarkeit der einzelnen Eingaben verunmögliche. Dem halten die Befürworter klassischer GIS-Programme wie z. B. QGIS entgegen, dass es R an vielen notwendigen Tools fehle, beispielsweise der komplette Bereich des Digitalisierens, d. h. des eigenen Karten- oder Pläne-Machens. Möge jeder Anwender selbst entscheiden! Ein neues Online-Lehrbuch von Paula Moraga bietet Anwendern nicht nur einen guten Einstieg ins Thema R & GIS, sondern ermöglicht es Interessierten, sich erst einmal lesend ein Bild zu machen von den Möglichkeiten, mit R an GIS-Projekten zu arbeiten, und vom Aufwand. Paula Moraga, Assistenzprofessorin für Statistik an der King Abdullah Universität in Saudi-Arabien, legt hiermit ihr zweites Lehrbuch vor. Es ist ein weit fortgeschrittenes "work in progress", das auf ihrer Website im Open Access bereitsteht. Rezension in den "Archäologischen Informationen" der DGUF? - willkommen!

Moraga, P. (2023). Spatial Statistics for Data Science: Theory and Practice with R: https://www.paulamoraga.com/book-spatial/index.html

Moraga, P. (2020). Geospatial Health Data: Modeling and Visualization with R-INLA and Shiny. Boca Raton: CRC Press.

Moraga, P. & Baker, L. (2022). rspatialdata: a collection of data sources and tutorials on downloading and visualising spatial data using R. F1000Research 2022, 11:770: https://doi.org/10.12688/f1000research.122764.1

 

4.5         SPSS weiterhin meistzitierte Statistik-Software, gefolgt von R

Bob Muenchen - u. a. Autor des Buches "R for SAS and SPSS users" und Mitentwickler der R-Oberfläche "BlueSky Statistics" - beobachtet seit Jahren, wie häufig Software für statistische Untersuchungen in wissenschaftlichen Ausätzen zitiert wird, d. h. mit welchen Werkzeugen gearbeitet wird. Seine Bilanz auf Basis von mehr als 4.500 untersuchten Aufsätzen für 2022: SPSS ist, wie schon seit 20 Jahren, weiterhin das am häufigsten genannte Werkzeug, nunmehr gefolgt von R; mit großem Abstand folgen GraphPadPrism, MATLAB u. a. Unter den seltener eingesetzten Werkzeugen (weniger als 4.500 Zitationen) führen die R-Oberflächen JASP und jamovi. Die regelmäßigen Erhebungen erlauben es Muenchen, auch Trends über die Jahre hinweg zu protokollieren: In der Periode 2021 auf 2022 sind BlueSky Statistics, jamovi und JASP (d. h. R-Oberflächen) die am meisten wachsenden Werkzeuge, während die Nutzung von u. a. SPSS und SAS am meisten nachlässt. Unter den R-Oberflächen wuchsen BlueSky Statistics, jamovi und JASP im Zeitraum 2021-2022 etwa doppelt so stark wie die ebenfalls wachsenden Werkzeuge R-Instat und R-Commander.

Bob Muenchen: "Update to Data Science Software Popularity" (Blog r4stats.com, 7.6.): https://r4stats.com/2023/06/07/update-to-data-science-software-popularity/

 

4.6         Zweite Auflage "R for Data Science" erschienen, auch im Open Access

Das von Hadley Wickham propagierte "Tidyverse" ist ein Bündel von R-Paketen und Denkweisen, das innerhalb von R einen eigenen Dialekt bildet, der - so H. Wickham - in Summe einfacher und logischer funktioniert als das traditionelle R. Das grundlegende Lehrbuch dazu war das im Dezember 2016 erschienene Buch "R for Data Science" von H. Wickham und G. Grolemund. Im Juni ist nun die zweite Auflage dieses Grundlagenwerks erschienen, mit Mine Çetinkaya-Rundel als weiterer Autorin. Das in Quarto geschriebene Buch ist wie zuvor im O'Reilly-Verlag im Druck erhältlich und parallel dazu in einer kostenlosen Online-Ausgabe. Weite Teile sind neu geschrieben. Das Buch bietet nicht nur Code-Beispiele, sondern erklärt die Vorgehensweisen auch eingehend textlich, macht R verständlich. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt, wie der Titel verspricht, auf Datenverwaltung /-management, während Datenvisualisierung und statistische Analysen nur gestreift werden.

Hadley Wickham, Mine Çetinkaya-Rundel & Garrett Grolemund (2023). R for Data Science. 2nd ed. O'Reilly, und Open Access: https://r4ds.hadley.nz/

Erstauflage (weiterhin verfügbar): https://r4ds.had.co.nz/

 

5         Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

5.1         NFDI wirbt frühzeitig für Verlängerung über 2028 hinaus

"Wir ertrinken in Daten" lässt sich York Sure-Vetter, Direktor der NFDI, als Schlagzeile in einem SZ-Artikel zitieren. Und vervollständigt: "..., können sie aber nicht finden". Das Projekt NFDI möchte Wissenschaftler dazu ermuntern und ertüchtigen, ihre Forschungsdaten FAIR (Findable, Accessible, Interoperable & Reusable) zu veröffentlichen - also nicht nur Daten zu besitzen, sondern diese auch öffentlich zur Verfügung zu stellen. Das Ermuntern kann nur gelingen, wenn die nötige Infrastruktur nachhaltig angeboten wird - was sich NFDI zur Aufgabe gemacht hat. Dazu gehört es auch, wissenschaftliche Daten zu erschließen und für Dritte gut findbar zu machen. Man merkt dem informativen Artikel vor allem am Ende an, worum es Sure-Vetter geht: NFDI ist bis 2028 finanziert: wie geht es danach weiter? Die NFDI-Leitung beginnt (richtigerweise) früh, ihre diesbezüglichen Sorgen offen auszusprechen und für eine Verstetigung zu lobbyieren.

"Forschungspolitik: 'Wir ertrinken in Daten'" (SZ, 10.7.): https://www.sueddeutsche.de/wissen/nationale-forschungsdateninfrastruktur-daten-forschung-nfdi-1.6016012

Zu FAIR z. B.: https://forschungsdaten.info/themen/veroeffentlichen-und-archivieren/faire-daten/

 

6         Kulturgutschutz

6.1         Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

"Kulturelles Erbe digital bewahren und erforschen" (Universität Oldenburg, 11.7.): https://uol.de/aktuelles/artikel/kulturelles-erbe-digital-bewahren-und-erforschen-8082

"The impact of the internet on the antiquities market: Just how easy is it to blur lines?" (TEA 77, 11.7.): https://www.e-a-a.org/EAA/Navigation_Publications/TEA_77_content/Debate.aspx

"Israel ermöglicht Raubgräbern die straffreie Rückgabe archäologischer Funde" (Archaeologik, 26.6.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/06/israel-ermoglicht-raubgrabern-die.html

"Mississippi - Überreste und Artefakte der amerikanischen Ureinwohner aus dem Arkabutla-See geplündert" (Archaeologik, 20.6.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/06/mississippi-uberreste-und-artefakte-der.html

"Reports of cultural destruction and looting as fighting escalates in Sudan" (Museums Association, 16.6.): https://www.museumsassociation.org/museums-journal/news/2023/06/reports-of-cultural-destruction-and-looting-as-fighting-escalates-in-sudan/

"Sudans Kulturschätze werden nach und nach zerstört" (Quantara/Deutsche Welle, 12.6.): https://de.qantara.de/content/bericht-sudans-kulturschaetze-werden-nach-und-nach-zerstoert

"Digitale Dokumentation der Raubgrabungen des IS/ Daesh" (Archaeologik, 1.6.): https://archaeologik.blogspot.com/2023/06/digitale-dokumentation-der.html

 

6.2         Carnac: Baumarkt "frisst" 39 Menhire

Für die Errichtung eines "Mr Bricolage"-Baumarktes sind nahe Carnac am Rande des streng geschützten Areales 39 Menhire, die zu den berühmten Steinreihen gehören, abgeräumt worden. Dem Investor war eine Baugenehmigung erteilt worden.

"Prehistoric standing stones in western France destroyed during construction of DIY store" (The Local, 7.6.): https://www.thelocal.fr/20230607/prehistoric-standing-stones-in-western-france-destroyed-during-construction-of-diy-store

 

6.3         Ukraine und illegaler Handel mit Kulturgütern

Im heute erschienen Newsletter der EAA ist ein ausführlicher Beitrag von Fedir Androshchuk (Generaldirektor des National Museum of the History of Ukraine) besonders beachtenswert. Er basiert auf einem Vortrag Androshchuks von Ende Mai: In Stockholm fand ein Treffen von "EU Cultnet" statt, dem informellen Netzwerk von Strafevrfolgungsbehörden und Experten für materielle Kultur. Ein ganzer Tag war dem Krieg in der Ukraine, dem illegalen Handel mit Kulturgütern im Zusammenhang mit der dortigen Situation sowie der voraussichtlichen Entwicklung dieser Themen gewidmet. Fedir Androshchuk konzentriert sich in seinem EAA-Newsletter-Beitrag auf zwei Aspekte dieses Themas: den aktuellen Kriegszustand in der Ukraine und einige praktische Beispiele der Zusammenarbeit seines Museums mit Polizei, Grenzschutz und internationalen Experten.

Fedir Androshchuk: "Ukraine and Illicit Trafficking in Cultural Objects" (TEA 77, 11.7.; S. 12-22): https://www.e-a-a.org//EAA/Navigation_Publications/TEA_77_content/Newsflash.aspx#77_ukraine

 

7         Beruf Archäologie

7.1         EAA: europaweite Umfrage über den "wissenschaftlichen Nachwuchs" in der Archäologie

Die EAA-Arbeitsgruppe "Early Career Archaeologists" beschäftigt sich mit der Lage eben dieser Gruppe in der europäischen Archäologie. Eine erste Umfrage und ihre inzwischen publizierten Ergebnisse (Brami et al. 2022) beschrieben die insgesamt prekäre Situation des Nachwuchses, nicht nur in Deutschland ("#IchBinHanna"). Aktuell ruft die Arbeitsgruppe auf, sich an einer zweiten Umfrage zu beteiligen. "Wir möchten etwas von Early Career Archaeologists über Ihre Erfahrungen mit Ihrer Karriere erfahren und Einblicke in Ihre Arbeit, Ihre Art der Beschäftigung, Mobilität und andere Themen erhalten, die uns helfen, den Sektor besser zu verstehen. Der Schwerpunkt dieser Umfrage liegt auf den Erfahrungen von Early Career Archaeologists. Aber wir freuen uns über Antworten von allen Archäologen und von denjenigen, die nicht im traditionellen akademischen Umfeld der Archäologie arbeiten, wie z. B. in den Bereichen Handel, Vertragswesen, Beratung, Kulturerbe, Museen und anderen Spezialgebieten, einschließlich Nachgrabungen und damit verbundener Labor- oder Schreibtischarbeit, sowie von denjenigen, die früher in diesen Bereichen tätig waren, aber die Archäologie verlassen haben." Eine gute Beteiligung an dieser Umfrage auch aus Deutschland würde gerade angesichts der aktuellen Debatten um #IchBinHanna und das WissZeitVG in Deutschland helfen, das Allgemeine und das Spezielle der Situation in Deutschland besser fassen zu können - weshalb man nur zum Mitmachen ermuntern kann.

Umfrage "Integration of Early Career Archaeologists: Contract, Commercial, Consulting and Specialists" (ECA (2023): https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSeAllKJ-oOod1fxwmrTqKzF3e-URAHMOFZQ633pjWmKuOPQGg/viewform

Brami, M. et al. (2022). A Precarious Future: Reflections from a Survey of Early Career Researchers in Archaeology. European Journal of Archaeology,26(2): https://www.cambridge.org/core/journals/european-journal-of-archaeology/article/precarious-future-reflections-from-a-survey-of-early-career-researchers-in-archaeology/A5B9F773F53F3A97766591E1E5DDD5FA

 

7.2         Die Kluft zwischen Archäologiestudium und beruflichen Anforderungen schließen

Archäologie-Arbeitgeber fordern ein berufsorientierteres Curriculum, zugleich sinkt der Standard der wissenschaftlichen Fähigkeiten der Absolventen. Studierende beklagen die Bildungsangebote. Firmeninhaber Sascha Piffko (SPAU GmbH) bietet jetzt einen vielschichtigen Lösungsansatz an, fußend auf einer höheren Selbstverantwortung der angehenden Archäologen und Archäologinnen, mehr Initiative der Arbeitgeberseite bei der Ausbildung und mehr Zugangsmöglichkeiten für Arbeitgeberinitiativen an den archäologischen Instituten. - Auf der diesjährigen DGUF-Tagung wurden einige Bedarfe zu (neuen) Inhalten beschrieben und begründet, die an den Universitäten gelehrt werden müssen. Es meldeten aber auch verschiedene Vortragende an, dass ein Studium nicht alles umfassen könne und dass z. B. auch die Arbeitgeber eine Bildungsverantwortung innehaben. Mehrere Firmeninhaber beschrieben ihre bereits bestehenden Angebote (über die im Allgemeinen wenig bekannt ist), Uni-Absolventen entlang der Bedürfnisse der Privatwirtschaft fortzubilden, "on the job". Was staatliche Institutionen ja ebenfalls tun, dort heißt es "Volontariat". Der Aufsatz von S. Piffko ist der erste Beitrag, der aus den Vorträgen aus der DGUF-Tagung 2023 "Archäologischer Bildungskanon - Wie gelingt ein zukunftsfähiges Kerncurriculum?" resultiert. Diese werden nun im Laufe der folgenden Monate Schritt für Schritt publiziert.

Piffko, S. (2023). Berufsschule Archäologiestudium? Arbeitsteilig die Kluft zwischen wissenschaftlichem Studium und beruflichen Anforderungen schließen. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 22. Juni 2023. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_piffko.pdf

 

7.3         "Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht"

... wenn das nicht ein Titel ist, der jeden Profi aufmerksam werden lässt! Geschickt weckt ein von Anna Ockert und Holger Kieburg verfasstes Sonderheft von "Antike Welt" Interesse auch der Fachwelt. Falk Näth, Geschäftsführer einer großen, deutschlandweit tätigen Grabungsfirma, hat das 136 Seiten starke Heft gründlich gelesen und kann das Alltagsgeschäft der in Mitteleuropa tätigen Archäologinnen und Archäologen in ihm kaum wiederfinden, weder das der verwaltenden Archäologie noch das der Grabungsarchäologie. Er bilanziert: "Das Thema des Bandes ist die aufregende Forschungsreise, mit Widrigkeiten und Entbehrungen, mit der Spannung der Entdeckungen und der neuen Eindrücke – in schönen Bildern und mit viel Exotik, ein wenig Melancholie, gepaart mit etwas Drama und einem Spritzer Technik für jene, die sich eben eher für das Technische begeistern als für schöne Bilder von fremden Orten. [...] Ja: echter Grabungsalltag sieht anders aus!"

Näth, F. (2023). Rezension zu: Ockert, A. & Kieburg, H. (Hrsg.) (2020). Im Feld. Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht. (Antike Welt, Sonderheft 9/2020). Darmstadt: WBG Zabern. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 6. Juni 2023: https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_naeth.pdf

"Im Feld – Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht" (WBG Zabern, 2020): https://wbg-zeitschriften.de/produkt/im-feld-wie-grabungsalltag-wirklich-aussieht/

 

7.4         Bericht vom 24. Symposium des European Archaeological Council (EAC) (Bonn, 23.-24.3.)

Katalin Wollák berichtet im heute erschienenen Newsletter der EAA ausführlich von der 25. EAC-Tagung, die im März in Bonn stattfand: Hauptthema des von ca. 120 Teilnehmern aus 14 Ländern besuchten Symposiums war die Ausweitung der Archäologie und die Herausforderungen, denen sich die Forschung des 18.-20. Jahrhunderts gegenübersieht. Sollen Relikte aus jener Zeitstellung mit denselben archäologischen Ausgrabungs- und Dokumentationsmethoden untersucht werden, die für die Erkundung anderer archäologischer Zeiträume verwendet werden? Die gesetzlichen Aufgaben des Schutzes und Erhalts der Überreste der "Moderne" stellen in manchen Ländern eine große Herausforderung für die Denkmalpflege dar. Die Erhaltung, Auswahl und Dokumentation von Material erfordern angepasste Strategien und Techniken. Die Vortragenden diskutierten, so Wollák, in fünf Sessions diese Themen und stellten Beispiele vor, die in anderen Ländern vielleicht als Modelle für das Kulturerbe-Management dienen können. Wichtig sei auch ein offener, sensibler Ansatz, der auf der Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger basiert. Die Veranstaltung fand im LVR-LandesMuseum Bonn statt. Der European Archaeological Council (EAC) ist der Dachverband der Europäischen Landesarchäologien. Er vereint 34 Mitgliedsländer. Die Jahreskonferenz konzentriert sich jedes Jahr auf ein bestimmtes Thema der Verwaltung des archäologischen Kulturerbes.

Katalin Wollák: New Challenges: Archaeological Heritage Management and the Archaeology of the 18th to 20th centuries (TEA 77, 11.7.): https://www.e-a-a.org/EAA/Navigation_Publications/TEA_77_content/Conference_Report.aspx

 

8         Berufsverband

8.1         Grabungsfirmen: Fahrten zur "Baustelle" sind Arbeitszeit

Die in vielen archäologischen Fachfirmen geübte Praxis, ihre Mitarbeiter im "Außendienst" nur für den Zeitraum des Eintreffens auf der "Baustelle" bis zum Verlassen derselben zu entlohnen, demontiert Eric Biermann im fünften Arbeitspapier von CIfA Deutschland. Auch bei Fahrten zu einem Grabungsgelände handle es bei der dafür aufgewendeten Zeit um durch den Arbeitgeber zu vergütende Arbeitszeit, es gälten die Regelungen für Dienstreisen/wechselnde Einsatzstellen. Die im Grunde eindeutige Rechtslage müsse allerdings in der Praxis der Grabungsfirmen auch umgesetzt werden, z. B. unterstützt durch die Gründung eines Betriebsrates. Biermann gibt einen Überblick über die Themen Außendienst, Dienstreisen und Einsatzwechseltätigkeit.

Biermann, E. (2023). Reisekosten, Arbeitszeit, Fahrzeiten und Vergütung: wichtige Regelungen auch für Arbeitnehmer in archäologischen Berufen (Arbeitspapiere CIfA Deutschland 5). Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 6. Juli 2023. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_biermann.pdf

 

9         Open Access & Open Data

9.1         Arch. Korrbl. ab Jg. 53, 2023 ohne Moving Wall

Das Archäologische Korrespondenzblatt - nunmehr herausgegeben vom Leibniz-Zentrum für Archäologie - erscheint ab Jg. 53, 2023, ohne "Moving Wall", d. h. Sperrfrist gegenüber der gedruckten Ausgabe. Neu werden Online- und Druck-Ausgabe zeitgleich den Lesern bereitgestellt. Das Entfallen der bislang zweijährigen Schutzfrist bis zur Veröffentlichung auch im Open Access dürfte die Attraktivität der Zeitschrift für die Leserschaft und damit indirekt auch für Autoren steigern.

Online-Ausgabe des Arch. Korrbl.: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/index

 

9.2         PropylaeumSEARCH auf neuer technischer Basis (VuFind)

Das Propylaeum-Team in den UB Heidelberg hat in den vergangenen Monaten intensiv daran gearbeitet, für PropylaeumSEARCH, den zentralen Rechercheeinstieg des Fachinformationsdienstes Altertumswissenschaften, eine neue technische Infrastruktur zu schaffen. Zum Einsatz kommt neu das Open-Source-System "VuFind", das auch bei anderen Fachinformationsdiensten zunehmend Verbreitung findet. Damit wird u. a. die Nachnutzung vorhandener Technologien und die Bereitstellung eigener Entwicklungen - z. B. in der FID-Community - ermöglicht. Das öffentliche Online-Stellen dieser neuen Suche erfolgte Anfang Juni. Bei der Erneuerung des Suchportals standen neben Anpassungen im Design und Verbesserungen der Benutzerfreundlichkeit insbesondere eine neue Architektur des Suchindex im Fokus der Arbeiten, die zu Verbesserungen z. B. in den Trefferanzeigen und bei der De-Duplizierung führt. Die verschiedenen Rechercheeinstiege (Einfache Suche, Erweiterte Suche und GeoSuche) stehen auch weiterhin für die Suche nach Fachliteratur und forschungsrelevanten Inhalten zur Verfügung. Auch die Verfügbarkeitsdienste, die die Verbindung zwischen überregionalem Rechercheangebot und lokal greifbaren Medien gewährleisten, wurden ins neue System integriert. Online steht zunächst eine Beta-Version des neuen Portals, das Propylaeum-Team freut sich über Rückmeldungen, Kritik und Anregungen,

PropylaeumSEARCH: https://www.propylaeum.de/recherche/propylaeumsearch

 

9.3         Coalition S beendet in hohem Umfang Open-Access-Förderung säumiger Zeitschriften

"Coalition S" ist ein Konsortium öffentlicher Einrichtungen in Europa und gemeinnütziger Geldgeber wie z. B. der Bill & Melinda Gates Stiftung, das sich handfest für eine Transformation des wissenschaftlichen Publikationswesens in den Open Access einsetzt. Deutsche Institutionen sind an Coalition S nicht beteiligt, da Deutschland mit "DEAL" einen Sonderweg beschreitet. Seit 2021 unterstützt Coalition S Verlage bzw. Zeitschriften, die "flippen", d.h. vom Closed Access / Abonnementmodell in den Open Access migrieren, mit handfester Co-Finanzierung. Dabei fordert Coalition S von den sich wandelnden Zeitschriften die Erfüllung von (mit der Zeit wachsenden) Open-Access-Mindestquoten. Diese wurden, wie nun die Zahlen für 2022 zeigen, von sehr vielen Zeitschriften nicht erfüllt, weshalb Coalition S beabsichtigt, 1.589 von 2.326 Zeitschriften wieder aus der Förderung herauszunehmen. Dabei handele es sich vor allem um internationale Zeitschriften großer Wissenschaftsverlage, welche die gesteckten Ziele nicht erreichten. Die Erfolgsquote der von Fachgesellschaften getragenen Zeitschriften und der Universitätsverlage, die sich im geförderten Prozess des Flippens befinden, sei weitaus höher. Kurz: Coalition S evaluiert seine Pläne, lernt, und zieht Konsequenzen - keine Selbstverständlichkeit. Dass Fachgesellschaften verlässlicher für die Wissenschaft und für die Gesellschaft insgesamt arbeiten als kommerzielle Verlage, sollte keine Überraschung sein.

"'Transformative' journals get booted for switching to open access too slowly. Coalition S to drop 1589 journals from transition program" (Science News, ScienceInsider, 20.6.): https://www.science.org/content/article/transformative-journals-get-booted-switching-open-access-too-slowly

"Transformative Journals: analysis from the 2022 reports" (Coalition S, 20.6.): https://www.coalition-s.org/blog/transformative-journals-analysis-from-the-2022-reports/

 

10    Ausstellungen und Museen

10.1    Tanja Praske: Rückblick auf "museum4punkt0"

Das Sechs-Jahres-Projekt "museum4punkt0" diente der Entwicklung digitaler Anwendungen, der Forschung und vor allem dem unterstützenden Austausch, um in deutschen Museen ein Mehr an digitaler Kulturvermittlung zu ermöglichen. Im Laufe der sechs Jahre wurden insgesamt 27 Teilprojekte gefördert. Das 28. Verbundtreffen Anfang Mai war die Schlussveranstaltung des Projekts, das Ende Juni 2023 auslief. In einem im Juni veröffentlichten Blogbeitrag gibt Tanja Praske durch Interviews mit 15 Beteiligten einen kompakten Überblick über das Erreichte und den aktuellen Stand in den mitwirkenden Museen. Der Blogbeitrag verweist jeweils auf kurze Videos, die bei YouTube deponiert wurden. Ein Beteiligter, Georg Hohmann vom Deutschen Museum, stellt beispielsweise das Know-How in den Vordergrund: "Man muss eine klare Vorstellung davon haben, was man umsetzen möchte und eine Ahnung von dem Umfeld. Wenn man sich da blau bewegt, wird man ständig über den Tisch gezogen. Unter den 15 im Interview mit Kurzstatement vorgestellten Museen insgesamt vier Häuser mit Archäologiebezug. Insgesamt ein informativer und schneller Überblick für alle, die mit dem Projekt noch wenig Berührung hatten.

Tanja Praske: "Interviews zur digitalen Kulturvermittlung" (museum4punkt0, 23.6.): https://www.museum4punkt0.de/interviews-zur-digitalen-kulturvermittlung/

Projektwebsite: https://www.museum4punkt0.de/

 

11    Und sonst …

11.1    Laser-induced Breakdown Spectroscopy in der Archäologie: Überblick über grundlegende Prinzipien

Laser-induced Breakdown Spectroscopy (LIBS) "ermöglicht schnelle, minimalinvasive Analysen von Elementen in archäologischen Funden wie Keramik, Knochen & Metall", schreibt Niklas Hausmann (Leibniz-Zentrum für Archäologie). Sein Aufsatz beschreibt die grundlegenden Prinzipien und den Aufbau von LIBS-Systemen. Mehrere Fallstudien sollen die Anwendbarkeit und das Potenzial im Bereich der Archäologie verdeutlichen.

Hausmann, N. (2023). Laser-induced Breakdown Spectroscopy (LIBS) in der Archäologie: Ein kurzer Überblick über ihre Anwendung und Potenziale. Archäologische Informationen 46, Early View, online publiziert 4. Juli 2023. https://dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_hausmann.pdf

 

11.2    Karten und Geodaten für Tschechien CC BY 4.0

Im Geoportal des Landes wurden die Karten und Geodaten Tschechiens im Juni unter der Lizensierung CC BY 4.0 veröffentlicht: diverse Kartenserien in diversen Maßstäben, Orthofotos, Luftbilder, Geodaten wie z. B. Namen usw. - alles, was man als Archäologe gelegentlich braucht. Die angekündigte Zweisprachigkeit der Website - Tschechisch und Englisch - klemmt hie und da noch etwas, aber man findet sich zurecht.

Geoportal ČÚZK: https://geoportal.cuzk.cz

 

11.3    DAI: "Archäologie digital: Neue Technologien, neue Herausforderungen, neue Antworten"

Das neue Heft der DAI Online-Zeitschrift "Archäologie weltweit" ist dem Thema digitale Archäologie gewidmet. Die knapp 90-seitige Ausgabe gibt einen umfassenden Überblick über alles im DAI, was mit "digital" zusammenhängt. Wem das Themenfeld bislang fremd war, erhält einen anregenden, facettenreichen Überblick über aktuelle Entwicklungen. Nachdem die seinerzeit neuen "quantitativen Methoden" und dann GIS-Ansätze in den 1980er-Jahren ff. im DAI zunächst "verschlafen" wurden, versucht sich das DAI heute mit diesem Themenheft und den damit verbundenen Aktivitäten als jung, modern, an der Spitze wichtiger Innovationsfelder stehend darzustellen. Dass ein Schlagwort wie "dig digital" (F. Fless p. 29) in der deutschen Archäologie zunächst in der Privatwirtschaft praktiziert wurde, gerät in Vergessenheit. Mit am DAI verfolgten neuen Formaten wie "Archäologie trifft Hightech" wird die historische Wissenschaft Archäologie - wie früher ja auch bei der Betonung von Themen wie Luftbildarchäologie, 14C, Dendrochronologie, Geophysikalische Prospektion etc. - vor allem als ein Feld spannender neuer Technologien dargestellt, während das eigentliche Aufgaben- und Kompetenzfeld der Archäologie und ihr ureigenstes Alleinstellungsmerkmal in den Hintergrund gerät. Insofern ein Band, den man neben seinen konkreten Inhalten vor allem als Zeugnis von DAI-Ideologie und Zeitgeist wahrnehmen wird.

Archäologie Weltweit 1, 2023: https://www.dainst.org/documents/10180/4951146/AW_2023_1.pdf/b2410350-e814-83a3-5972-3f69f078b324

 

 


 

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