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DGUF Newsletter Nr. 135 vom 29.10.2025

Inhalt

1  DGUF-Nachrichten

1.1 Arbeitsmarkt ur- und frühgeschichtliche Archäologie in Deutschland: aktueller Stand und Entwicklungen

1.2 DGUF setzt sich für Erhalt der Techniker-Studiengänge an der HTW Berlin ein

1.3 DGUF und Denkmalbündnis NRW: Gesetzesnovelle DSchG NRW erfährt fachliche Kritik und Widerstand

1.4 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Berber S. van der Meulen-van der Veen: Cultural Transformations in Germania Secunda. A Holistic Approach to "Barbarian" Migrations

2  Tagungen und Veranstaltungen

2.1 Save the date: MUTEC und "denkmal" 2026 (Leipzig, 5.-7.11.2026) mit starker Beteiligung der Archäologie

2.2 Pontos Axeinos - Pontos Euxeinos. Unterwasserarchäologie im Schwarzen Meer (Batumi, Georgien, 4.-10.5.; CfP bis 31.10.)

2.3 It's All About People – CAA 2026 (Wien, 31.3.-4.4.)

2.4 Landscapes of Conflict: Archaeological Perspectives from Prehistory to the Middle Ages (Mainz, 26.-28.11.)

2.5 Gefahrstoffe in der Archäologie und angrenzenden Disziplinen (Online, 8.11.):

2.6 Quarries and Rock-Cut Sites Through the Lens of Archaeology (Edinburgh, 14.-15.5.; CfP bis 31.12.)

3  Forschung

3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

3.3 Schnurkeramik und Glockenbecher: Raum-Zeit-Analyse von 14C-Daten widerspricht Steppen-Herkunft

3.4 Hedegård bei Ejstrupholm (DK): Machtzentrum / Tempel um Christi Geburt?

3.5 Zur Ausbreitung moderner Menschen in Eurasien

3.6 Entwicklung zum Homo sapiens in Asien erheblich früher?

3.7 Borsum (Ldkr. Hildesheim): römischer Münzschatz

4  Archäoinformatik

4.1 ggplot2 3.5.2 => ggplot2 4.0.0

5  Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

5.1 Sprechstunde zum Thema Langzeitarchivierung

5.2 Fragen zum Forschungsdatenmanagement an NFDI4Objects

5.3 Einladung zur Mitwirkung an geplanten Community Clustern

5.4 NFDI4Objects veröffentlicht Version 1.1. der Minimaldatensatz-Empfehlungen

5.5 Aufregung in den NDFI-Konsortien

6  Kulturgutschutz

6.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

6.2 Historische Gebäude retten: die Helden von Aub als Vorbild

6.3 Unterbezahlt, unterbesetzt, zu langsam: Tess Machling blogt zum aktuellen Zustand des Portable Antiquities Scheme (PAS)

6.4 Mindestens 196 unkontaktierte Völker weltweit – ihre Kulturen sind akut bedroht

7  Beruf Archäologie

7.1 David Biedermann (Pro Arch): "Offener Brief - Aufforderung zur Intensivierung der Zusammenarbeit"

8  Berufsverband

8.1 CIfA Deutschland unterzeichnet Manifest für die Berufsarchäologie in Europa

9  Ausstellungen und Museen

9.1 ICOM DACH unterstützt Smithsonian-Museum in USA

10    Gastkommentar

10.1       Bericht des Vorstands von CIfA Deutschland über die Mitgliederversammlung am 6. Sept. 2025. Von Svenja Partheil, Dipl.-Biol. MCIfA, Präsidentin CIfA Deutschland

11    Und sonst …

11.1       Neufassung der Standards Konservatorische Behandlung von archäologischen Funden

11.2       KI und Peer Review

11.3       Archäologiehund "Flint" auf der Suche nach menschlichen Knochen

11.4       "Die moderne Welt überleben": Nature über die Zukunft der Universitäten

11.5       "Nature" berichtet über den wachsend harten Wettbewerb um Forschungsmittel in Europa

 

 

1         DGUF-Nachrichten

1.1         Arbeitsmarkt ur- und frühgeschichtliche Archäologie in Deutschland: aktueller Stand und Entwicklungen

"Die althergebrachte Assoziation 'Archäologie = brotlose Kunst, Taxifahrer, usw.' ist seit Jahren und zunehmend zutiefst irrig", schreibt Frank Siegmund. "Sie weiterhin zur Grundlage von Studien- und Lebensberatungen zu machen, sie in Instituts-Teeküchen weiterzutragen, schadet der Archäologie (der Arbeitskräfte fehlen) und schadet jungen Menschen, die sich ob solcher schlechten Ratgeber einen Berufsweg versagen, den sie gerne eingeschlagen und den sie mit ihrem Talent bereichert hätten." Aus einer Kombination der z.T. fortgeschriebenen DISCO-Studie 2006-08 und der jährlichen Erhebungen der DGUF (seit 2019) ergibt sich, dass in der deutschen Archäologie 2024 ca. 5.880 Menschen berufstätig waren, davon ca. 3.175 auf Stellen, die einen wiss. Hochschulabschluss erfordern. Frank Siegmund: "Aktuell gibt es für mind. 20 % der offenen Stellen keinen fachlich qualifizierten Nachwuchs. Diese Bedarfslücke wird in den kommenden Jahren wachsen." Der Aufsatz wurde als Vortrag auf der DGUF-Jahrestagung 2025 "Archäologische Berufe und Arbeitsmärkte in 10 Jahren" gehalten.

Siegmund, F. (2025). Arbeitsmarkt ur- und frühgeschichtliche Archäologie in Deutschland: aktueller Stand und Entwicklungen. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 15. Sept. 2025. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund3.pdf

 

1.2         DGUF setzt sich für Erhalt der Techniker-Studiengänge an der HTW Berlin ein

Die 2024 vom Berliner Senat beschlossenen Mittelkürzungen für die Berliner Hochschulen haben Folgen. Derzeit plant das Präsidium der HTW Berlin die Schließung mehrere Bachelor- und Masterprogramme. Betroffen sind auch die 1994 neu eingerichteten Studiengänge Konservierung und Restaurierung / Grabungstechnik (B.A.), Konservierung und Restaurierung (M.A.) und Angewandte Landschafts- und Feldarchäologie (M.Sc.). Das Präsidium der HTW hat dem zuständigen Fachbereich 5 empfohlen, ab WS 2026/27 keine neuen Studierenden in den Bachelorstudiengang mehr aufzunehmen und alle Programme bis 2031 auslaufen zu lassen. Überraschend? Schon 2021 wies Th. Schenk, Prof. an der HTW Berlin, darauf hin, dass die angebotenen Studienplätze seit Jahren nicht ausgelastet sind, sondern nur zu 40-50 % ausgeschöpft würden. Da die Absolventen der HTW Berlin in der Regel eine Berufstätigkeit im öffentlichen Dienst aufnehmen, würde eine Schließung der Studiengänge den bereits jetzt bestehenden Mangel an Grabungstechnikern im öff. Dienst nochmals verschärfen. Die DGUF wandte sich am 23.10. an die Entscheidungsträger in Berlin und schrieb: "Wenn von der Bodendenkmalpflege rechtsverbindlich mit einer Rettungsgrabung beauflagte Investoren in näherer Zukunft keine den Auftrag ausführende Grabungsfirma finden werden, weil es an archäologischen Fachkräften mangelt, können Investitionen öfter nicht stattfinden resp. müssen zeitlich kräftig verschoben werden. Dann ist der politischen Druck auf Denkmalschutzgesetze die absehbare Folge (Stichwort 'Entbürokratisierung'). Wenn Ausgrabungen in der notwendigen Anzahl und Qualität schlicht nicht mehr durchgeführt und in den Ämtern nicht hinreichend geprüft archiviert, konserviert und zugänglich gemacht werden können, verschwindet mit dem undokumentiert weggebaggerten archäologischen Befund eine unwiederbringliche Ressource – denn jeder Ausgrabungsbefund bringt uns einzigartige Erkenntnisse über die Vergangenheit. Diese mittelfristige Konsequenz der Streichung der Studiengänge ist nicht dramatisiert oder 'an den Haaren herbeigezogen', sie ist wissenschaftlich belastbar. Es geht bei Ihrer Entscheidung um diese Konsequenz." Tags darauf antwortete Prof. Thomas Bremer, Dekan des Fachbereichs 5 an der HTW Berlin, und schrieb u. a.: "Sie können finanzielle, räumliche oder personelle Ressourcen bereitstellen oder haben Kontakte für mögliche Kooperationen mit geeigneten Institutionen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht und Vorschläge." Derzeit prüft ein sich auf Initiative von DGUF und CIfA Deutschland formierendes Konsortium aus der privatwirtschaftlichen Archäologie (z.Zt. mind. 6 große Firmen), ob das obige Angebot eines Dualen Studiengangs ein machbarer und nachhaltig tragfähiger Weg ist, den HTW-Ausbildungsweg zu erhalten. Ansprechpartner: Sascha Piffko, SPAU GmbH.

"DGUF setzt sich für Erhalt der Techniker-Studiengänge an der HTW Berlin ein" (DGUF.de, Okt. 2025): https://www.dguf.de/ngo/stellungnahmen/einzelanliegen/2025-dguf-setzt-sich-fuer-erhalt-der-techniker-studiengaenge-an-der-htw-berlin-ein

Schenk, Th. (2021). Zur Situation der Grabungstechnik aus der Hochschulperspektive. Rundbrief Grabungstechnik, 19, 41-44: https://feldarchaeologie.de/wordpress/wp-content/uploads/2022/01/Publ_News_19s.pdf

Siegmund, F. (2025). Arbeitsmarkt ur- und frühgeschichtliche Archäologie in Deutschland: aktueller Stand und Entwicklungen. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 15. Sept. 2025: https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund3.pdf

 

1.3         DGUF und Denkmalbündnis NRW: Gesetzesnovelle DSchG NRW erfährt fachliche Kritik und Widerstand

"Wie befürchtet wird das allfällige Schlagwort 'Entbürokratisierung' nun auch gegen den Denkmalschutz eingesetzt. Doch anders als 2013, als die DGUF anfangs ziemlich alleine stand mit ihrer (erfolgreichen) Petition gegen die Streichung der Denkmalfördermittel in NRW, haben sich die Vereine und Fachgesellschaften inzwischen gut organisiert und agieren abgestimmt und in geschickter Arbeitsteilung" - so beschreibt DGUF-Vorstandsmitglied Frank Siegmund die aktuelle Lage. Was liegt an? Im DGUF-Newsletter vom 27.8.2025 berichteten wir darüber, dass NRW-Ministerin Ina Scharrenbach mit einem Mitte Juli 2025 vorgelegten Gesetzesentwurf u. a. gravierende Eingriffe in das Denkmalschutzgesetz NRW plant. Die DGUF hatte dazu eine (ablehnende) öffentliche Stellungnahme abgeben - wie viele andere NGOs auch, was u. a. auf der DGUF-Website dokumentiert ist. Ende Oktober war das Gesetzgebungsverfahren nicht weiter gediehen; die einschlägige Website des diesbezüglich gut informierenden und sehr transparenten Landtags von NRW bezeichnete es (ohne Link auf den Text des Ministeriums) als "in Planung". Inzwischen wurde auch die gemeinsame, ablehnende Stellungnahme der Fachämter vom LVR und LWL veröffentlicht, was gewiss als deutliches politisches Signal eines Widerstandes der beiden Landschaftsverbände gegen den Gesetzentwurf gewertet werden kann. Nicht zuletzt hat die Fraktion der Grünen in der LWL-Landschaftsversammlung bei dem renommierten Verwaltungsrechtler Wilhelm Achenpöhler ein Rechtsgutachten eingeholt, das sich mit der Verfassungskonformität des vorliegenden Entwurfes beschäftigt. Zu allen drei wesentlichen Änderungen bezüglich des DSchG NRW stellt er nach eingehender Abwägung fest: "... ist mit Art 18 Abs. 2 Verf NRW unvereinbar". Das Denkmalbündnis NRW, in dem auch die DGUF engagiert ist, hofft derzeit auf weitere Unterstützung in Richtung Politik und Landtag u. a. durch das ZDF-Magazin Aspekte, das in seiner Sendung am 31.10. (23:30-00:15 Uhr) das Thema "Denkmal- und Kulturgüterschutz" beleuchten wird, vermutlich u. a. mit Interviews, in denen auch das NRW-Vorhaben zur Sprache kommt.

DGUF-Newsletter vom 25.8.2025 Punkt 1.1: https://www.dguf.de/newsletter/newsletter-lesen#_Toc207185924

"Ministerin Scharrenbach (CDU) möchte Denkmalschutz in NRW erheblich einschränken" (DGUF): https://www.dguf.de/ngo/stellungnahmen/regelungen-und-gesetzgebungsverfahren/2025-ministerin-scharrenbach-cdu-moechte-denkmalschutz-in-nrw-erheblich-einschraenken

Gesetzgebungsportal Landtag NRW "Aktuelle Gesetzgebung": https://www.landtag.nrw.de/home/dokumente/dokumentensuche/gesetzgebungsportal/aktuelle-gesetzgebungsverfahr.html [23.10.2025]

Stellungnahme von LWL und LVR zur Novelle 2025: https://www.lwl-dlbw.de/de/wissen-information/denkmalschutzgesetz/ und https://www.lwl-dlbw.de/filer/canonical/1759132497/615102/ (LWL) sowie (LVR): https://denkmalpflege.lvr.de/de/neues_aus_dem_amt/denkmalschutzgesetz/inhaltsseite_19.html und https://denkmalpflege.lvr.de/media/denkmalpflege/publikationen/20250819_gemeinsame_Stellungnahme_LWL_und_LVR.pdf

Wilhelm Achenpöhler (2025). Kurzgutachten zu Artikel 2 Änderung des Denkmalschutzgesetzes Drittes Gesetz zur Änderung der Landesbauordnung 2018 und weiterer Vorschriften im Land Nordrhein-Westfalen, erstattet im Auftrag der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen in den Landschaftsversammlungen Westfalen und Rheinland (Sept. 2025): http://gruene-lwl.de/wp-content/uploads/2025/10/Gutachten_Gruene_LWL-LVR_Denkmalschutzgesetz-1.pdf

 

1.4         Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Berber S. van der Meulen-van der Veen: Cultural Transformations in Germania Secunda. A Holistic Approach to "Barbarian" Migrations

Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal auf den im Juli erschienenen Band " Cultural Transformations in Germania Secunda. A Holistic Approach to 'Barbarian' Migrations" hingewiesen. Aus dem Klappentext: "'Cultural Transformations in Germania Secunda' adopts a multi-variate approach combining data on settlements, finds and metallurgy in both Germania Secunda and Germania Magna to present a more complex picture. A long-term comparison of structural evidence, archaeobotanical data and handmade pottery from rural settlements challenges the role of migration in the changes observed in the Late Roman settlement landscape. Instead of distinct migration events, this book argues for long-term interactive processes such as trade, exchange and multi-directional mobility. This book further brings together evidence on style, decoration, dating, spatial distribution and find contexts of 4540 civilian and military copper-alloy dress ornaments to challenge labels such as "Roman", "Germanic", "military" and "civilian" to argue for long-term continuity and hybridisation of material culture styles in the Lower Rhine frontier area in the Late Roman period. This Nuanced approach is also supported by the metallurgical analysis of 686 copper-alloy dress accessories, which gave insight into the production organisation of items worn by different social groups." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf

Berber S. van der Meulen-van der Veen: Cultural Transformations in Germania Secunda. A Holistic Approach to "Barbarian" Migrations. Archaeopress Roman Archaeology 128. 250 pages with 164 illus. July 2025. On the book: https://www.archaeopress.com/Archaeopress/Products/9781803279916

 

2         Tagungen und Veranstaltungen

2.1         Save the date: MUTEC und "denkmal" 2026 (Leipzig, 5.-7.11.2026) mit starker Beteiligung der Archäologie

Im Juni 2022 hatten DGUF und CIfA Deutschland Neuland betreten und (neben der DGUF-Tagung) in der Univ. Frankfurt eine archäologische Fachmesse veranstaltet. Für eine Premiere war diese Messe gut besucht, von Ausstellern wie von Fachpublikum und interessierten Bürgern. Für 2026 ist eine weitaus stärkere Öffnung in Fachwelt und Öffentlichkeit geplant: Nach guten, inspirierenden Erfahrungen, die die SPAU GmbH mit ihrer Beteiligung an der Messe denkmal & MUTEC 2024 gemacht hatte, wird sich 2026 eine größere Gruppe archäologischer Fachgesellschaften und Fachfirmen an dieser Messe in Leipzig beteiligen. Die MUTEC ist die alle zwei Jahre stattfindende Fachmesse für Museums- und Ausstellungstechnik. Nebenan und gleichzeitig findet stets die "denkmal" statt, die Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung. Zusammen bilden die beiden Messen ein etabliertes, gut besuchtes Treffen der nationalen und internationalen Fachwelt. Die Messe findet 2026 vom 5.-7.11. in Leipzig statt, wobei der 4.11. und 8.11. den Ausstellern als Aufbau- und Abbautage dienen. Obwohl Anmeldungen zur Messe erst seit dieser Woche möglich sind, haben bereits viele Fachfirmen ihre Beteiligung zugesagt. Die DGUF wird auf der Messe mit einem Stand präsent sein und ihre Jahrestagung dort abhalten (Thema und CfP folgen), CIfA Deutschland wird auf der Messe mit einem Stand präsent sein und seine Jahrestagung dort abhalten. Kurz: Leipzig, 5.-7.11.2026 ist für engagierte Archäologinnen und Archäologen "the place to be". Anmeldungen von und Preise für Stände sind über die Website der beiden Messen möglich. Fragen und Vorabinformationen für noch nicht ganz Entschlossene wenden sich an die Präsidentin von CIfA Deutschland, Svenja Partheil (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Für Stände von NGOs gibt es ermäßigte Tarife.

Website MUTEC: https://www.mutec.de/de/

Website denkmal: https://www.denkmal-leipzig.de/

 

2.2         Pontos Axeinos - Pontos Euxeinos. Unterwasserarchäologie im Schwarzen Meer (Batumi, Georgien, 4.-10.5.; CfP bis 31.10.)

Die kommende Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie e. V. (DEGUWA) heißt neben Vortrags- und Postervorschlägen zum Schwerpunktthema auch Beiträge aus allen Bereichen der Unterwasserarchäologie und des kulturellen Erbes willkommen.

https://deguwa.webnode.page/tagungen/

 

2.3         It's All About People – CAA 2026 (Wien, 31.3.-4.4.)

Digital Archaeological Collections as AI Training Data; Multivarite Approaches to Mortuary Landscapes; Measuring the Impact of Mobile GIS in Field Archaeology and mano more: 53 sessions have been accepted.

https://2026.caaconference.org/

 

2.4         Landscapes of Conflict: Archaeological Perspectives from Prehistory to the Middle Ages (Mainz, 26.-28.11.)

Konflikte sind ein prägendes Element menschlicher Gesellschaften – von prähistorischen bis mittelalterlichen Kontexten. Im Fokus der Tagung steht, wie deeskalierende Strategien und gewaltsame Auseinandersetzungen über lange Zeiträume hinweg die Interaktion zwischen Menschen und ihrer Umwelt prägen können.

Tagungs-Website: https://www.leiza.de/kalender/details-veranstaltungen/tagung-landscapes-of-conflict

Anmeldung: https://www.eventbrite.com/e/international-conference-landscapes-of-conflict-leiza-mainz-tickets-1818359786069?aff=oddtdtcreator

 

2.5         Gefahrstoffe in der Archäologie und angrenzenden Disziplinen (Online, 8.11.):

Kampfmittel, Asbest, arsenhaltige Bronzen: In der archäologischen Praxis begegnen Fachleute immer wieder Gefahrstoffen, die Risiken für Gesundheit oder Umwelt bergen. Der richtige Umgang damit ist anspruchsvoll, und oft fehlt es an Wissen, Erfahrung oder gezielter Schulung. Die Onlinetagung von CIfA Deutschland informiert über Risiken und den fachgerechten Umgang mit Gefahrstoffen. Der Berufsverband beleuchtet nicht nur die archäologische Perspektive, sondern auch angrenzende Bereiche wie Restaurierung, Museumsarbeit oder Osteoarchäologie.

Tagungsprogramm: https://cifa-deutschland.de/files/docs/tagungsprogramm_-cifa-d_2025.pdf

Anmeldung: https://www.eventbrite.co.uk/e/cifa-d-gefahrstoffe-in-der-archaologie-und-angrenzenden-disziplinen-tickets-1720690765399?aff=oddtdtcreator

 

2.6         Quarries and Rock-Cut Sites Through the Lens of Archaeology (Edinburgh, 14.-15.5.; CfP bis 31.12.)

The conference aims to explore the cultural, technological, and social dimensions of quarries and rock-cut sites, fostering a transdisciplinary dialogue among archaeologists, geologists, historians, and heritage specialists. The organisers invite abstracts from researchers at any career stage, with a special welcome to early career researchers. The deadline for submitting abstracts is 31 Dec. 2025.

https://hca.ed.ac.uk/updates-events/events/3rd-iraar-conference-quarries-and-rock-cut-sites

 

3         Forschung

3.1         Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"

Siegmund, F. (2025). Arbeitsmarkt ur- und frühgeschichtliche Archäologie in Deutschland: aktueller Stand und Entwicklungen. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 15. Sept. 2025.

Heller, D. & Wolf, S. (2025). Rezension zu: Lust, U. (2025). Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte. Berlin: Reprodukt. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 23. Sept. 2025.

https://www.dguf.de/early-views

 

3.2         Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien

"Plus de six millénaires d’occupation humaine à Carhaix-Plouguer (Finistère)" (INRAP, 21.10.): https://www.inrap.fr/plus-de-six-millenaires-d-occupation-humaine-carhaix-plouguer-finistere-20341

"Sensation in der Türkei: Menschliches Gesicht auf Obelisk entdeckt" (FR, 18.10.): https://www.fr.de/panorama/obelisk-sensation-in-der-tuerkei-menschliches-gesicht-auf-zr-93974789.html

"Alaska: une archéologie de l'urgence chez les Yupiit" (INRAP, 17.10.): https://www.inrap.fr/alaska-une-archeologie-de-l-urgence-chez-les-yupiit-20319

"150 Jahre deutsche Ausgrabungen in Olympia" (DAI, 13.10.): https://www.dainst.org/newsroom/150-jahre-deutsche-ausgrabungen-in-olympia/680

"Informal hominins, from Denisovan to superarchaic. In a new research article, I review the ways that paleoanthropologists name ancient groups outside the Linnaean system" (John Hawks, 12.10.): https://www.johnhawks.net/p/informal-hominins-from-denisovan

"Doggerland. Das Atlantis in der Nordsee" (Tagesschau.de, 4.10.): https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/doggerland-nordsee-100.html

"Deep history from the genomes of India. People carrying Neanderthal mixture entered the subcontinent after 50,000 years ago, meeting Denisovans" (John Hawks, 2.10.): https://www.johnhawks.net/p/deep-history-from-the-genomes-of

"12.000 Jahre alte Felsmalereien in Saudi-Arabien entdeckt" (Spiegel, 1.10.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/saudi-arabien-12-000-jahre-alte-felsmalereien-entdeckt-a-b5e91c6e-9c09-4d1a-8b15-67dc203a3705

Rheinland: "Schon in der frühen Jungsteinzeit diversifizierten Bauern den Getreideanbau" (Universität Köln, 1.10.): https://www.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/meldungen/meldungen-detail/schon-in-der-fruehen-jungsteinzeit-diversifizierten-bauern-den-getreideanbau

"La fouille d’un bastion du « couronné de Yutz » à Thionville (Moselle)" (INRAP, 19.9.): https://www.inrap.fr/la-fouille-d-un-bastion-du-couronne-de-yutz-thionville-moselle-20246

Hessen: "Archäologische Grabungen am Kapellenberg bei Hofheim geben Hinweise auf das Werden und Vergehen früher politischer Eliten" (LEIZA, 17.9.): https://www.leiza.de/presse/details-pressmeldungen/komplexe-baugeschichte-eines-6000-jahre-alten-monuments

"Jäger und Sammler in Südostasien: Die ältesten Mumien der Welt wurden über dem Feuer geräuchert" (Spiegel, 16.9.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/suedostasien-die-aeltesten-mumien-der-welt-wurden-ueber-dem-feuer-geraeuchert-a-42dbc4ee-0f2d-4a3f-9308-4e26ebb278f0

"Stele mit dem Kanopus-Dekret im Nildelta gefunden" (Selket's Blog, 14.9.): https://blog.selket.de/aus-der-archaeologie/stele-mit-dem-kanopus-dekret-im-nildelta-gefunden

Glockenbecherkultur: "Jahrtausende alte Skelette bei Regensburg entdeckt" (BR, 12.9.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/sensation-bei-regensburg-jahrtausende-alte-skelette-entdeckt,UwC02Ne

"Découverte d’un nouveau secteur de l’agglomération romaine de Ehl-Benfeld (Bas-Rhin)" (INRAP, 10.9.): https://www.inrap.fr/decouverte-d-un-nouveau-secteur-de-l-agglomeration-romaine-de-ehl-benfeld-bas-20215

"Archéologie à Hermé (Seine-et-Marne) : 5 000 ans d’occupation en vallée de la Bassée" (INRAP, 9.9.): https://www.inrap.fr/archeologie-herme-seine-et-marne-5-000-ans-d-occupation-en-vallee-de-la-bassee-20206

"2000 Jahre alte Römerbrücke in Aegerten entdeckt" (Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern, 3.9.): https://www.be.ch/de/start/dienstleistungen/medien/medienmitteilungen.html?newsID=fa3f38f4-77ec-4ee7-a1eb-d9bedd0bde7b

"Slawische Wanderungen prägten die Genetik Mittel- und Osteuropas. Alte DNA aus dem Mittelalter belegt umfangreiche Migrationsbewegungen, regionale Vielfalt und gibt neue Einblicke in frühmittelalterliche Gesellschaften" (MPG, 3.9.): https://www.mpg.de/25272516/0829-evan-wie-die-slawische-migration-mittel-und-osteuropa-gepraegt-hat-150495-x?c=2191

 

3.3         Schnurkeramik und Glockenbecher: Raum-Zeit-Analyse von 14C-Daten widerspricht Steppen-Herkunft

Eine systematische und quellenkritische europaweite Sammlung von 14C-Daten aus schnurkeramischen und Glockenbecher-Gräbern ergab einen Datenfundus von 967 datierten Bestattungen. Deren Raum-Zeit-Analyse zeigt, dass die Verbreitung der Schnurkeramik und des Glockenbecher-Phänomens innerhalb Europas nicht mit der These einer Herkunft aus den östlichen Steppen vereinbar sei, wie sie anhand von aDNA-Analysen vertreten wird. Im Gegenteil: die schnurkeramischen Bestattungen in Osteuropa und der Steppenregion seien jünger als jene in Mitteleuropa. Ebenso die Glockenbecher-Gräber, deren älteste Vertreter ein Ursprungsgebiet in Nordostspanien und Zentralfrankreich umreißen.

Bourgeois, Q. P. J., Helmecke, F., Olerud, L., Djakovic, I., Guadalupe Castro Gonzales, M. & Kroon, E. (2025). Spatiotemporal reconstruction of Corded Ware and Bell Beaker burial rituals reveals complex dynamics divergent from steppe ancestry. Science Advances, 11(34), 20. Aug. 2025: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adx2262

 

3.4         Hedegård bei Ejstrupholm (DK): Machtzentrum / Tempel um Christi Geburt?

Nahe dem Mitte der 1980er-Jahre untersuchten Gräberfeld setzt nun ein Team vom Museum Midtjylland, dem Museum Horsens und dem Moesgaard Museum die alten Grabungen fort. Das ca. 60 km südwestlich von Aarhus gelegene, bis anhin als Wiese genutzte Gelände zeigt gute Erhaltungsbedingungen für die Befunde. Erschlossen wurde zuletzt eine Palisadenbefestigung und ein ungewöhnlich großes Haus / ein Tempel aus der Zeit um Christi Geburt. Hinweise auf ein bislang unbekanntes "Machtzentrum".

"Jysk græsmark skjuler stort jernalder-magtcentrum: Nu er de nået til det 'vildeste'" (DR.DK, 21.8.): https://www.dr.dk/nyheder/jysk-graesmark-skjuler-stort-jernalder-magtcentrum-nu-er-de-naaet-til-det-vildeste#!/

"Spektakulärer Fund: 2.000 Jahre alter Eisenzeit-Tempel in Jütland entdeckt" (Nordisch.Info, 22.8.): https://www.nordisch.info/archaeologie-geschichte/spektakulaerer-fund-2-000-jahre-alter-eisenzeit-tempel-in-juetland-entdeckt/

 

3.5         Zur Ausbreitung moderner Menschen in Eurasien

Aktuelle genetische Daten deuten auf eine harte Obergrenze für die Ausbreitung moderner Menschen in Eurasien hin. Sollten die Modelle stimmen, erfolgte die Ausbreitung sehr schnell und nicht vor 47.000 Jahren v. H. Alle heutigen Populationen Eurasiens, Ozeaniens und Amerikas stamme von einer Gründerpopulation ab, die damals lebte. Diese Hypothese scheint archäologischen und anthropologischen Befunden zu widersprechen: Einige Archäologen postulierten bekanntermaßen, dass Australien vor 65.000 Jahren besiedelt war, die Bildkunst auf Sulawesi 51.000 Jahre oder älter ist und einige Stätten auf dem ost- und südostasiatischen Festland Skelett- oder Zahnreste aufweisen, die modern aussehen, aber älter als 60.000 Jahre sind. Wenn dies alles nicht für frühneuzeitliche Menschen spreche, wer waren diese Menschen dann? Der Paläanthropologe Prof. John Hawks (University of Wisconsin-Madison) reflektiert in einem ausführlichen Blogpost über den Sachverhalt. Er sichtet aktuelle Literatur und schreibt über die Kontakte von Denisova-Menschen mit frühen Bevölkerungen Papuas vor 31.000 Jahren und über ausgestorbene Out-of-Africa-Populationen. Das hochentwickelte Verhalten späterer Neandertaler sei seit Jahrzehnten bekannt. Die kulturellen Innovationen späterer Denisova-Menschen – die in einem breiteren Spektrum ökologischer Systeme lebten – könnten sogar noch tiefgreifender gewesen sein.

"A shorter, sharper Out-of-Africa story is emerging" (John Hawks, 18.9.): https://www.johnhawks.net/p/a-shorter-sharper-out-of-africa-story

 

3.6         Entwicklung zum Homo sapiens in Asien erheblich früher?

Der sehr stark fragmentierte, 1990 in der chinesischen Provinz Hubei entdeckte Schädel Yunxian 2 wurde von einem chinesischen Team eingehend dokumentiert und mit modernen Methoden rekonstruiert. Dabei erwies sich der zunächst als Homo erectus klassifizierte, ca. 1 Million Jahre alte Schädel als ein Mosaik primitiver und moderner Elemente. Im Ergebnis wird er neu der als "Homo longi" benannten Linie der Entwicklung der Hominiden zugeordnet, einer Linie, der vermutlich auch die Denisovians angehören. Genauer: Yunxian 2 wäre ein sehr früher Vertreter dieser sich erst entwickelnden Linie. Der Guardian zitiert den an der Studie nicht beteiligten Experten Chris Stringer: "This changes a lot of thinking because it suggests that by 1m years ago our ancestors had already split into distinct groups, pointing to a much earlier and more complex human evolutionary split than previously believed. It more or less doubles the time of origin of Homo sapiens."

Feng, X., Yin, Q., Gao, F., Lu, D., Fang, Q., Fang, Q. et al. (2025). The phylogenetic position of the Yunxian cranium elucidates the origin of Homo longi and the Denisovans. Science 389(6767), 1320-1324: https://www.science.org/doi/10.1126/science.ado9202

"Study of 1m-year-old skull points to earlier origins of modern humans. Skull found in China may be Homo longi, potentially revising understanding of human evolution" (The Guardian, 25.9.): https://www.theguardian.com/science/2025/sep/25/study-of-1m-year-old-skull-points-to-earlier-origins-of-modern-humans

"Million-year-old skull rewrites human evolution, scientists claim" (BBC, 26.9.): https://www.bbc.com/news/articles/cdx01ve5151o

"Schädelrekonstruktion in China: Gab es den modernen Menschen schon viel früher?" (Spiegel, 26.9.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/evolution-schaedel-aus-china-soll-eine-million-jahre-alt-und-nah-am-homo-sapiens-sein-a-31422665-0821-4adf-be71-d45bda649bef

 

3.7         Borsum (Ldkr. Hildesheim): römischer Münzschatz

2017 entdeckte ein Sondengänger bei Borsum ca. 450 römische Silbermünzen aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., dazu mehrere Silberbarren, einen Goldring und eine Goldmünze. Den Fund hielt er aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen lange Jahre geheim, erst im April 2025 übergab er ihn der Polizei. Wie die Hildesheimer Allgemeine Zeitung schreibt, ermittelte die Staatsanwaltschaft Hildesheim wegen Unterschlagung gegen den 31-jährigen Finder. Sie stellte das Verfahren jedoch wegen Verjährung ein. Inzwischen hat das Nds. Landesamt den Fundort nachuntersucht, aber nur mehr wenige weitere Reste geborgen. Der Fund sei wissenschaftlich sehr bedeutend und gelte als einer der größten in Niedersachsen, sagte der leitende Archäologe Sebastian Messal vom Landesamt für Denkmalpflege. Bedauerlich sei, dass der Finder beim unprofessionellen Ausgraben des Schatzes die für Archäologen wichtigen Informationen im Boden zerstört habe.

"Römischer Silberschatz bei Hildesheim entdeckt" (Tageblatt.de, 12.10.): https://www.tageblatt.de/Nachrichten/Roemischer-Silberschatz-bei-Hildesheim-entdeckt-692318.html

"Vermutlich rund 2000 Jahre alt: Sondengänger entdeckt bei Hildesheim römischen Silberschatz" (ntv, 11.10.): https://www.n-tv.de/wissen/fundsache/Sondengaenger-entdeckt-bei-Hildesheim-roemischen-Silberschatz-article26090054.html

"2000 Jahre alter Silberschatz der Römer bei Borsum entdeckt - Experte ist sicher: "Ein Fund von enormer Bedeutung" (Hildesheimer Zeitung, 11.10.): https://www.facebook.com/share/r/1FM6Yym7PT/

"Neuer Hildesheimer Silberschatz: eine neue Raubgräberstory" (Archaeologik, 11.10.): https://archaeologik.blogspot.com/2025/10/neuer-hildesheimer-silberschatz-eine.html

 

4         Archäoinformatik

4.1         ggplot2 3.5.2 => ggplot2 4.0.0

Am 11.9. hat das inzwischen 18 Jahre alte, bei R-Nutzern sehr beliebte Grafikpaket "ggplot2" ein Update erfahren. Der Sprung in der Versionsnummer signalisiert, dass das Update mit großen Veränderungen einhergeht. Veränderungen indes, die vor allem "unter der Motorhaube" wirken, d. h. die Technik im Hintergrund betreffen. Für Insider: ggplot2 4.0.0 basiert statt auf "S3" nun auf "S7". Unter den für die Nutzer sichtbaren Neuerungen führt der Blog "Tidyverse" als erstes Verbesserungen an den Themes an, d. h. den grundlegenden Layout-Stilen der Grafiken. Mit der neuen Version wird es etwas einfacher und logischer, die einzelnen Themes gezielt zu beeinflussen, wodurch das eh schon sehr flexible Grafiksystem ggplot2 nochmals anpassbarer an die Bedarfe der Nutzer / Gestalter wird. Auch die weiteren Neuerungen stehen vorwiegend für nützliche Details und einfachere Steuerbarkeit der Grafiken. Da ggplot2 wiederum mit vielen Erweiterungen und anderen Paketen zusammenarbeitet, könnte es für Nutzer sinnvoll sein, mit dem Update auf die neue Version noch etwas zu warten, bis auch die Erweiterungen an die Version 4.0.0 angepasst und umgestellt sind.

Teun van den Brand (11.9.2025): "ggplot2 4.0.0.": https://www.tidyverse.org/blog/2025/09/ggplot2-4-0-0/#goodies-for-extensions

"Bioconductor and ggplot2 4.0.0: What’s Changing and How to Prepare" (R-bloggers, 6.7.): https://www.r-bloggers.com/2025/07/bioconductor-and-ggplot2-4-0-0-whats-changing-and-how-to-prepare/

 

5         Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

5.1         Sprechstunde zum Thema Langzeitarchivierung

NFDI4Objects bietet seit dem Sommer eine regelmäßige Sprechstunde zur Langzeitarchivierung an. Diese findet jeden letzten Dienstag im Monat um 10 Uhr statt und kann bei Bedarf zusätzlich nach individueller Vereinbarung wahrgenommen werden. Die Sprechstunde ist offen für alle. Besprochen werden können generelle Fragen zu Dateiformaten, Dokumentationen und möglichen Automatisierungen sowie zu Angeboten von IANUS zur Langzeitarchivierung. Bei Detailfragen zu Daten oder deren Organisation wird um eine kurze E-Mail vorab an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. gebeten.

https://www.nfdi4objects.net/news/n4o_news_20250820-0650/

 

5.2         Fragen zum Forschungsdatenmanagement an NFDI4Objects

Welche Dateiformate eignen sich für mein Projekt? Welche kontrollierten Vokabulare sind für meine Fragestellungen relevant? Wie dokumentiere ich Grabungs- und Prospektionsergebnisse, Funddaten oder 3D-Modelle so, dass sie nachnutzbar und archivierbar bleiben? Wie gehe ich mit urheberrechtlich geschützten Materialien um? Welche Repositorien eignen sich für die Publikation meiner Forschungsdaten? Diese und andere Fragen beantworten die CAA Deutschland und NFDI4Objects in einem interaktiven Zoom-Webcast am 14.11. (14-16 Uhr). Bis zum 7.11. können Fragen eingereicht werden. Auch ohne eigene Fragen sind Teilnehmende willkommen.

Sie können Ihre Fragen über dieses Formular stellen: https://forms.gle/JkLNJsiytnZKZ8dVA

Die Teilnahme ist frei für alle. Der Webcast findet online über Zoom statt:

https://uni-koeln.zoom.us/j/98031938850?pwd=RHJNRmIrdit3WW1Mdks3SmZ3NWZ3Zz09

 

5.3         Einladung zur Mitwirkung an geplanten Community Clustern

Der Arbeitsbereich "Qualifizierung" in der Task Area 6 von NFDI4Objects plant die Gründung zweier Community Cluster zu den Themen "Qualifikation und Open Educational Resources (OER)" und "FDM-Beratung". Im Cluster Qualifikation und OER soll es um den Austauch zu Lehr- und Lernmaterialien zum Forschungsdatenmanagement (FDM) im Themenfeld von NFDI4Objects gehen. Ziel sei es, u. a. gemeinsame Strategien zur Entwicklung von offenen Bildungsressourcen im Bereich Forschungsdatenmanagement zu entwickeln oder bestehende Inhalte entsprechend anzupassen.

Das Cluster FDM-Beratung will als Austauschplattform zwischen NFDI4Objects und Experten aus der FDM-Beratungspraxis dienen – sei es an Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Behörden oder FDM-Verbünden.

Einladung zur Mitwirkung an geplanten Community Clustern: https://www.nfdi4objects.net/news/n4o_news_20250716-1516/

 

5.4         NFDI4Objects veröffentlicht Version 1.1. der Minimaldatensatz-Empfehlungen

Ein Jahr nach der Pionier-Version 1.0 (z.B. Städtler & Gerber, 2024) hat die AG Minimaldatensatz in NFDI4Objects gemeinsam mit weiteren NFDIs und Museen die Version 1.1. der "Minimaldatensatz-Empfehlungen" aufgelegt. Die Empfehlungen wollen insbesondere Sammlungen und Museen darin unterstützen, ihre Inventare mit fest definierten Datenfeldern und genormten Begrifflichkeiten zu führen, so dass einerseits z. B. zuverlässig eindeutige Besitznachweise gewonnen werden (Pflichtaufgabe von Sammlungen und Museen), zugleich aber Hintergrundinformationen (alias Metadaten) entstehen, die man für übergeordnete Wissenspools durchsuchbar und ggf. vernetzbar machen kann. Die neuen Empfehlungen sind eine Fortschreibung der Version 1.0, in die viele Erfahrungen des zurückliegenden Jahres eingeflossen sind, d. h. die nun als ausgereift und bewährt gelten können. Eine weitere Empfehlung dieser Art liegt im Entwurf vor und befindet sich im Konsultationsprozess: der "Minimaldatensatz für Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen beim SODa Forum". D. h. Experten sind offen eingeladen, sich zu dem Entwurf zu äußern.

"Minimaldatensatz-Empfehlung für Museen und Sammlungen (MDS v1.1)" (NFDI4Objects, 2.10.): https://wiki.deutsche-digitale-bibliothek.de/spaces/DFD/pages/120422678/Minimaldatensatz-Empfehlung+f%C3%BCr+Museen+und+Sammlungen+MDS+v1.1

Städtler, D. & Gerber, A. (2024). Die Minimaldatensatz-Empfehlung für archäologische Forschungsdaten. Archäologische Informationen 47, 73-82. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/110391

"Minimaldatensatz für Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen beim SODa Forum" (NFDI4Objects, 19.9.): https://www.nfdi4objects.net/news/n4o_news_20250919-1005/

 

5.5         Aufregung in den NDFI-Konsortien

Als der Wissenschaftsrat seine "Strukturevaluation der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) (Drs. 2627-25), Juli 2025" veröffentlichte, gab er recht klare Empfehlungen für die Zukunft des Projekts NFDI nach Ablauf der aktuellen Förderphase im Jahr 2028. Seitdem herrscht Aufregung unter den NFDI-Konsortien, auch bei dem Archäologie-Konsortium NFDI4Objects, wie u. a. auf dem Community-Treffen am 30.9.-2.10. im Bergbaumuseum Bochum deutlich wurde. Der Wissenschaftsrat ist eine 1957 von Bund und Ländern gegründete Einrichtung zur Beratung von Bundes- und Landesregierungen, d. h. ein politiknahes und wirkmächtiges Beratungsgremium. Wem die Lektüre des gut 100-seitigen Gutachtens des Wissenschaftsrates zu zeitaufwändig ist, kann sich eine Kurzfassung anhand des Blogbeitrags von J. M. Wiarda erarbeiten. Im Grunde lässt sich das Ganze auf zwei klare Empfehlungen herunterbrechen: (1) Der Wissenschaftsrat empfiehlt der Bundesregierung eine Verstetigung des Projektes NFDI: raus aus der Projektförderung, stattdessen eine langfristig gesicherte und finanzierte Institution, die u. a. auch ein engagiertes Mitwirken beim europäischen Vorhaben "European Open Science Cloud (EOSC)" ermögliche, die "strategisch essenziell" sei. Die Wahrnehmung dieser letztlich rundum begrüßten Empfehlung wird getrübt durch Empfehlung (2): Die bisherige Organisation der NFDIs sei zu chaotisch, doppelspurig, ineffizient, weshalb der Wissenschaftsrat den Aufbau eines starken Präsidiums empfiehlt, das die Vielfalt von oben steuert und zentral organisiert. Die bisherigen Communities wären dann nur mehr Beiwerk, das hie und da mal einen Input zuliefern darf. "Das ist Wissenschaftsorganisation wie zu Kaisers Zeiten im 19. Jahrhundert" - hieß es dazu auf der Fishbowl-Diskussion bei NFDI4Objects am 1.10. in Bochum. Etwas weniger salopp, aber nicht minder deutlich formuliert es der "Rat für Informationsinfrastrukturen" (RFII) in seinem Papier vom Juli 2025. Zur Erinnerung: auch der RFII ist eine von Bund und Ländern gegründete und finanzierte Organisation zur Politikberatung - es ist jenes Gremium, auf dessen Rat "Leistung aus Vielfalt" (2016) hin letztlich das Vorhaben NFDI ins Leben gerufen wurde. Auch hier bietet der Blog von J. M. Wiarda eine Kurzfassung des Originals, dieses Mal in Form eines Interviews. Der RFII betont die Wichtigkeit einer Verstetigung, weg von der "Projektitis". Er weitet den Blick - von NFDI ausgehend - und macht auf weitere wichtige, national geförderte Infrastrukturen in diesem Themenfeld aufmerksam, u. a. die Medizininformatik und das Nationale Hochleistungsrechnen. Der RFII betont, dass ein Gesamtblick fehle und innerhalb der Vielfalt Verantwortlichkeiten definiert und geschaffen werden müssten - "Ownership" ist das Schlagwort des RFII. Soweit im Grunde Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Wissenschaftsrates. Der RFII jedoch sieht das Thema Governance ganz anders: Die aktuelle Bottom-Up-Struktur der NFDI sei notwendig und zielführend, ein gewisses Maß an "kluger Redundanz", Ungeregeltheit und auch Scheitern notwendig im Prozess lebendiger Wissenschaft und Wissenschaftsorganisation. Wesentlich sei es, dies zuzulassen, jedoch nach Testphasen Erfolgreiches auch zu verstetigen. Die Wissenschaft und die darin tätigen Menschen bräuchten auf dem Feld der Dateninfrastrukturen mehr Verlässliches und Stabiles als bisher. Einigkeit unter den Beratern (und Betroffenen) besteht also darin, nach 2028 statt der Projektförderung lieber in stabilen, auf Dauer angelegten Strukturen arbeiten zu können. Offen ist, wie diese regiert werden sollen: Top-down oder Bottom-up. Die Fishbowl-Runde bei NFDI4Objects am 1.10. arbeitete heraus, dass man das Feld nicht den genannten Beratungsgremien überlassen müsse. Gerade auch die vier geisteswissenschaftlichen NFDIs könnten sich fit machen für diese Debatten und auf die Politik Einfluss nehmen, z. B. indem sie den Nutzen einer bunten, dezentralen und föderalen Organisation herausarbeiten und auch mit erfolgreichen Projekten demonstrieren.

Wissenschaftsrat (2025): Strukturevaluation der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) (Drs. 2627-25), Juli 2025: https://www.wissenschaftsrat.de/download/2025/2627-25

"Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) soll reformiert werden. WR entwickelt andere Governance der NFDI und empfiehlt nachhaltige Finanzierung (Pressemeldung Wissenschaftsrat, 14.7.): https://www.wissenschaftsrat.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/PM_2025/PM_1325

J. M. Wiarda: "Geld gegen Governance" (Wiarda-Blog, 14.7.): https://www.jmwiarda.de/blog/2025/07/14/geld-gegen-governance

Rat für Informations-Infrastrukturen (RFII): Leistung in Verantwortung. Zur Zukunft der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland. Göttingen 2025: https://rfii.de/download/leistung-in-verantwortung-juli-2025/

J. M. Wiarda: "Drei-Meter-Straßen führen nicht ans Ziel" (Wiarda-Blog, 11.8.): https://www.jmwiarda.de/blog/2025/08/11/drei-meter-strassen-fuehren-nicht-ans-ziel

 

6         Kulturgutschutz

6.1         Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien

Mexico, Guatemala und Belize: "Der Corredor Biocultural Gran Selva Maya und der Tren Maya - Konfliktpunkte Menschenrechte, Umwelt- und Kulturgüterschutz" (Archaeologik, 9.10.): https://archaeologik.blogspot.com/2025/10/der-corredor-biocultural-gran-selva.html

"Peru: Indigenen-Organisationen prangern 'Vernichtungskampagne' gegen unkontaktierte Völker an" (Survival International, 29.9.): https://www.survivalinternational.de/nachrichten/14362

"Peru: Unkontaktierte Mashco Piro erneut durch Abholzung in ihrem Gebiet gefährdet" (Survival International, 26.8.): https://www.survivalinternational.de/nachrichten/14311

 

6.2         Historische Gebäude retten: die Helden von Aub als Vorbild

Nicht Boden-, sondern Baudenkmalpflege: die Kleinstadt Aub in Unterfranken kämpft wie viele andere Orte mit Bevölkerungsrückgang, Leerstand und dem Erhalt von Einzeldenkmälern – 65 sind es in Aub, dazu kommen 160 ortsbildprägende Gebäude (90 davon mit Sanierungsbedarf). Abwarten, bis die alten Gebäude verfallen und dann Investoren ein geräumtes Baugrundstück anbieten? Nein. Wie Aub mittels guter Ideen, Netzwerken und Förderungen seine denkmalgeschützten Häuser rettet, zeigt der Bayerische Rundfunk.

"Denkmalwunder: Kleinstadt rettet ihre Identität" (BR, 4.9.; Video, 6:11 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=7RRqO70BdIE

 

6.3         Unterbezahlt, unterbesetzt, zu langsam: Tess Machling blogt zum aktuellen Zustand des Portable Antiquities Scheme (PAS)

Die freiberufliche britische Archäologin Tess Machling hat ihre bedeutende Monografie "The big book of torcs", in dem sie europaweit Torques zusammengestellt und analysiert hat, als Open-Access-Ausgabe publiziert, d. h. als Website. Sie bereichert dieses Buch u. a. mit einem Blog, der naheliegenderweise Neuigkeiten rund um die Erforschung von Torques bietet - aber nicht nur. Machling ist sehr an Fragen der praktischen Denkmalpflege interessiert. Wer immer vom Kontinent aus aktuelle britische Fachdebatten verfolgen möchte, findet in dem Blog interessanten Stoff. Ihr aktueller Beitrag "Das System ist kaputt, warum sind wir nicht besorgt?" (27.10.) beleuchtet die aktuelle Lage und Praxis des PAS in Großbritannien. Zusammengefasst schreibt sie: "Das Portable Antiquities Scheme (PAS) – der auf Detektoren spezialisierte Zweig der Archäologie –, das den Rahmen für die Anwendung des Treasure Act von 1996 bildet, ist überlastet: Die Finds Liaison Officers (FLOs), die das Programm täglich verwalten, sind wenige, unterbezahlt, unterbesetzt und werden oft schikaniert. Das umfassendere System zur Bestimmung und Zuteilung von Schatzfunden ist bis zum Zerreißen gespannt, da immer mehr Funde das System überfluten und die Zeit, die zur Bestimmung des Status von Artefakten benötigt wird, sich über Jahre hinzieht. Museen, von denen erwartet wird, dass sie Fundstücke "erwerben", verfügen weder über die finanziellen Mittel noch über die Zeit oder das Personal, um dies zu tun. Immer mehr Fundstücke werden abgelehnt, um dann auf Auktionen verkauft oder in Privatsammlungen aufgenommen zu werden, von denen viele möglicherweise nicht einmal in Großbritannien und Irland zu finden sind. Auch die Detektorgänger sind zunehmend unzufrieden, und in jeder Detektorgruppe in den sozialen Medien gibt es Kommentare, in denen beklagt wird, dass das Geld, das ihnen für die "Rettung" eines Fundes angeboten wird, unzureichend ist oder dass es zu lange dauert, bis die Funde untersucht und an sie zurückgegeben werden. Oft gibt es Kommentare von Detektorgängern, die angeben, sich nicht mehr die Mühe machen zu wollen, Funde zu melden. Unter dem Strich ist es an der Zeit, dass die Gemeinschaft der Detektorgänger beginnt, sich des Drucks bewusst zu werden, den sie auf das ohnehin schon überlastete System des Denkmalschutzes ausübt, und – wie es beim Verursacherprinzip in der von Bauträgern finanzierten Archäologie der Fall ist – dass sie beginnt, sich an den Kosten ihres Hobbys zu beteiligen." Der (lange) Blogbeitrag schildert die aktuelle Lage rund um das PAS ausnehmend erfahrungsgesättigt und praktisch, geht zum Beispiel auch auf chronische Überforderung und das (niedrige) Einkommen der FLOs ein. Da das PAS aus Deutschland heraus immer wieder als eine Möglichkeit gesehen wird, hier den Umgang mit dem Phänomen Sondengehen zu verbessern: ein lesenswerter Meinungsbeitrag.

Machling, T. (27.20.2025). The system is broken, so why are we not more concerned? Blog BigBookofTorcs:

https://bigbookoftorcs.com/2025/10/27/the-system-is-broken-so-why-are-we-not-more-concerned/

Huth, Chr. (2013). Vom rechten Umgang mit Sondengängern: Das "Portable Antiquities Scheme" in England und Wales und seine Folgen. Archäologische Informationen, 36, 129-137: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/15327/9201

Schreg, R. (2015). Das Portable Antiquities Scheme als Vorbild? Anmerkungen zum Beitrag von Christoph Huth, Arch. Inf. 36, 2013. Archäologische Informationen, 38, 317-322: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/26196/19911

von Carnap-Bornheim, C., Ickerodt, U. & Siegloff, E: (2015). Einige Bemerkungen zu Christoph Huths Beitrag "Vom rechten Umgang mit Sondengängern" – die Schleswig-Holsteinische Perspektive. Archäologische Informationen, 38, 323-330: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/26198/19914

 

6.4         Mindestens 196 unkontaktierte Völker weltweit – ihre Kulturen sind akut bedroht

"Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften der Erde", schreibt die Menschenrechtsorganisation Survival International. 188 der 196 unkontaktierten Völker leben in Südamerika, zeigt "Uncontacted Indigenous Peoples: at the edge of survival", eine aktuelle Studie der NGO auf, die erste globale Bestandsaufnahme. Sie basiert auf 60 Jahren Arbeit der NGO und wurde am 27.10. in London vorgestellt. "Einige davon sind indigene Völker, bei denen die gesamte Bevölkerung unkontaktiert ist – wie die Sentinelesen in Indien", schreibt Survival International. "Einige unkontaktierte Gruppen – wie die Ayoreo-Totobiegosode im paraguayischen Chaco oder die Amahuaco in Peru – sind Untergruppen größerer indigener Völker, mit denen sie eine Sprache und oft auch ein Gebiet teilen. Unkontaktierte Völker sind sich der Außenwelt bewusst – aber lehnen Kontakt ab." Der Lebensraum von 96% (!) dieser Völker werde durch Klimawandel, Holzeinschlag, Bergbau und Viehzucht bedroht, aber auch von Drogenhändler-Banden, Missionaren und Influencern, die in den Sozialen Medien, über "Erstkontakte" zu bislang unkontaktierten Völkern Geld verdienen wollen. Fast die Hälfte dieser Völker oder Gruppen könnten innerhalb von zehn Jahren ausgelöscht werden, wenn Regierungen und Unternehmen nicht handeln. Die Eindringlinge benutzen rassistische Stereotypen wie "primitiv" oder "steinzeitlich", um unkontaktierte Völker zu beschreiben und die Invasion ihres Zuhauses zu rechtfertigen. Bei der Vorstellung der Studie sagte der Schauspieler Richard Gere: "How much longer will we in the industrialized world view them as unfortunate collateral damage while we plunder their lands for our cars, our houses, our energy needs, our jewelry, our entertainment?" Auf der Website "Unkontaktiert" bietet Survival International neben der Studie auch einen sehr guten und schnellen Einblick in die Thematik.

Unkontaktiert (Survival International): https://www.unkontaktiert.de/

"Richard Gere blasts the industrial world for treating uncontacted Indigenous peoples as 'collateral damage'" (Survival International, 27.10.): https://www.survivalinternational.org/news/14366

"Menschenrechtler gehen von 200 unkontaktierten Gruppen weltweit aus" (Spiegel, 27.10.): https://www.zeit.de/wissen/2025-10/survival-international-indigene-unkontaktierte-voelker-amazonas  

"Warum bei Inselbesuch Haft droht - oder Tod. Weil er versucht hat, mit dem streng abgeschirmten Volk auf einer der Andamanen-Inseln in Kontakt zu treten, sitzt ein YouTuber in Indien in Haft. Warum wird das Volk der Sentinelesen so geschützt?" (Tagesschau, 18.4.2025): https://www.tagesschau.de/ausland/asien/indien-andamanen-north-sentinel-island-100.html

 

7         Beruf Archäologie

7.1         David Biedermann (Pro Arch): "Offener Brief - Aufforderung zur Intensivierung der Zusammenarbeit"

In einem offenen Brief am 4.9. an diverse Archäologie-Vereine und -Verbände fordert Dr. David Biedermann, Leiter Vertrieb und archäologische Projekte bei der Pro Arch GmbH (Ingolstadt), zu mehr Zusammenarbeit unter Archäologinnen und Archäologen auf: "Die Zeiten werden politisch überall schwieriger, die fachlichen Herausforderungen größer, der Fachkräftemangel beutelt uns zunehmend und die Größe und Komplexität der Projekte nehmen zu. In diesen Zeiten sind besondere Schritte erforderlich." Anlass seines Schreibens ist die in Arbeit befindliche Überarbeitung der Dokumentationsrichtlinien des BLfD, bei denen das Amt zur Mitwirkung durch die Privatwirtschaft einlädt. Dabei zeige sich jedoch, so Biedermann, dass ein individuelles Vorgehen (d. h. jede Firma reagiert für sich) nicht zielführend sei, es vielmehr einer gemeinsamen Organisation der Privatwirtschaft bedürfe. "Wir brauchen einheitliche Standards, wir brauchen Sicherheit für unsere Kolleg*innen, wir brauchen Planbarkeit in unserem wirtschaftlichen Umfeld, und wir brauchen einen Ausstieg aus der überbordenden Bürokratie!". Er ruft zu einer "Koalition der Willigen" auf, mehr als bisher und bundesländerübergreifend in den Dialog zu treten. Die Initiative Biedermanns unterstreicht, wie wichtig die Debatten auf der Vortagung und der Tagung der DGUF 2017 in Mainz "Ein Berufsverband für die Archäologie?" waren, die viele dieser Fragen zur realistischen, effektiven und effizienten Selbstorganisation des Faches berührt und ausgelotet hatten. Es ist gut, an die seinerzeitigen Debatten zu erinnern (und diese nachzulesen), und an die Tatsache, dass rundum befriedigende Lösungen weiterhin ausstehen. Doch vom Verstand zum Tun sind die Wege bekanntlich weit! In der DGUF-Umfrage 2016 (!) antworteten auf die Frage "Einen eigenen Berufsverband für die Archäologie ähnlich dem CIfA halte ich in Deutschland für …" 2 % mit "überflüssig", 41 % mit "sinnvoll", 51 % mit "sehr wichtig" und nur 6 % mit "weiß nicht", bei 506 (!) Antwortenden. Heute, neun Jahre und eine Berufsverbands-Gründung später, dümpelt der neue Berufsverband CIfA Deutschland weiterhin bei circa einhundert Mitgliedern, während es ca. 5.880 in der deutschen Archäologie berufstätige UFGler, AMANZler und provinzialrömische Archäologen gibt. "Hannemann geh Du voran" alias passives Abwarten, dass der Andere was tue, ist das offensichtliche Leitmotiv in der deutschen Archäologie. Biedermann adressiert seinen Aufruf explizit an den "Verband Selbständiger Archäologen in Bayern, Deutscher Verband für Archäologie, Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Deutscher Archäologenverband, Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Bundesverband freischaffender Kulturwissenschaftler – Geschäftsbereich Archäologie, Verband Archäologischer Fachfirmen" - und bilanzierte bei einem Termin am 21.10.: "... außer von DGUF und dem AK Fachfirmen bei CIfA Deutschland gingen bislang keine Reaktionen ein." Es gibt in der deutschen Archäologie sehr viele Clübchen, Blasen, AKs, Vereine und Verbände, doch ein gemeinsames Handeln (Betonung auf Handeln) - wie u. a. Biedermann es fordert - ist kaum zu erreichen. Jede Archäologin, jeder Archäologe pflegt treu "seinen" Verein und sieht ihn eher in Konkurrenz denn komplementär. Dass der Gedanke einer hierarchisch angelegten Dachorganisation alias "Dachverband" nicht funktioniert und keine Wirkung entfaltet, ist offensichtlich. Warum also stellen die Individuen nicht konsequent ihre bestehenden Mitgliedschaften in Frage und gehen mit ihrem Engagement und auch ihrem Mitgliedsbeitrag dort hin, wo zugehört, nachgedacht *und* nachweislich für das Fach gehandelt wird? Und für all die AGs, AKs, Vereine etc. gibt es Modelle für ein funktionierendes, nicht-hierarchisches Miteinander und gemeinsamen Entfalten von Wirkung gleich jenseits der Archäologie zum Anschauen, z. B. im Denkmalnetz Bayern oder im Denkmalschutz-Bündnis Nordrhein-Westfalen ...

David Biedermann: "Offener Brief - Aufforderung zur Intensivierung der Zusammenarbeit" (4.9.): https://www.proarch-gmbh.de/archaeologinnen-aller-laender-vereinigt-euch/

"Fokus: 'Ein Berufsverband für die Archäologie?' DGUF-Tagung Mainz 2017" in den Archäologischen Informationen, 41: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/4066

Siegmund, F. (2018). Ergebnisse der DGUF-Umfrage "Berufsverband Archäologie" im Herbst 2016. Archäologische Informationen, 41, 21-30. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/56914/48293

Schauer, M. (2018). Bericht über das Online-Forum "DGUF-Vortagung 2017 – Ein Berufsverband für die Archäologie?", 6. März bis 9. Juni 2017. Archäologische Informationen, 41, 31-54. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/56915/48294

Denkmalnetz Bayern: https://www.denkmalnetzbayern.de/

Denkmalschutz-Bündnis Nordrhein-Westfalen: https://denkmalschutz-erhalten.nrw/

 

8         Berufsverband

8.1         CIfA Deutschland unterzeichnet Manifest für die Berufsarchäologie in Europa

CIfA Deutschland war bei der offiziellen Unterzeichnung des "Manifesto for Archaeology Professionals and its Recognition in Europe" am 24.9. in Madrid vertreten. Das Manifest will den Beginn eines europäischen Netzwerks für Präventivarchäologie markieren. Die präventive Archäologie sei eines der wirksamsten Instrumente zum Schutz des kulturellen Erbes Europas und trage dazu bei, die Auswirkungen von Bauprojekten und Raumplanung auf archäologische Fundstätten wahrzunehmen, zu bewerten und zu mindern. Das Manifest fordert: 1. Berufliche Anerkennung der präventiven Archäologie als Tätigkeit von öffentlichem Interesse mit europaweiten Standards für Ausbildung, Ethik und Sicherheit. 2. Faire und sichere Arbeitsbedingungen sowie angemessene Bezahlung für qualifizierte Fachkräfte. 3. Harmonisierung der europäischen Gesetzgebung, um die Umsetzung bestehender Konventionen zu sichern. 4. Gesellschaftliche Anerkennung der Archäologie als Investition in Nachhaltigkeit, Identität und Zusammenhalt. Das Manifest ruft europäische Institutionen, Verwaltungen, Fachverbände und Bürger auf, die präventive Archäologie als kulturelles Recht, öffentliche Verantwortung und würdiges Berufsfeld anzuerkennen.

Volltext des Manifests: https://plataformadearqueologia.es/en/news/creating-european-networks-archaeology/

"CIfA Deutschland unterzeichnet europäisches Manifest für die Berufsarchäologie" (25.10.): https://www.cifa-deutschland.de/fachpolitik/stellungnahmen-und-kommentare/105-cifa-deutschland-unterzeichnet-europaeisches-manifest-fuer-die-berufsarchaeologie

 

9         Ausstellungen und Museen

9.1         ICOM DACH unterstützt Smithsonian-Museum in USA

Die DACH-Sektionen des 1946 gegründeten International Council of Museums (ICOM) haben gemeinsam ein Statement zur Unterstützung des Smithsonian-Museums in den USA veröffentlicht: Die Unabhängigkeit von Museen sei unverhandelbar, politische Eingriffe gefährdeten ihre Glaubwürdigkeit überall auf der Welt. "Die drei Komitees solidarisieren sich mit den Kolleg:innen am Smithsonian und unterstreichen, Museen müssen frei von politischer Instrumentalisierung arbeiten können, um ihrer Verantwortung gegenüber Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur gerecht zu werden." Eine Resonanz in der internationalen Presse ist der Newsletter-Redaktion nicht bekannt. Der US-Präsident hat sich zum ICOM-Statement bislang nicht geäußert.

"ICOM Statement zum Smithsonian Museum – Initiiert von ICOM Österreich unterzeichnet von ICOM Deutschland und ICOM Schweiz" (ICOM Deutschland, 8.9.): https://icom-deutschland.de/2025/09/icom-statement-zum-smithsonian-museum/

"Zensur in Museen – auch eine Gefahr für mich?" (Wiener Zeitung, 18.9.): https://www.wienerzeitung.at/a/zensur-in-museen-auch-eine-gefahr-fuer-mich

"Smithsonian Museen im Visier: Wie US-Präsident Trump Kulturkampf führt" (ZDF, 10.9.): https://www.zdfheute.de/politik/ausland/trump-geschichte-usa-museum-kultur-100.html

 

10    Gastkommentar

10.1    Bericht des Vorstands von CIfA Deutschland über die Mitgliederversammlung am 6. Sept. 2025. Von Svenja Partheil, Dipl.-Biol. MCIfA, Präsidentin CIfA Deutschland

Das vergangene Jahr war für CIfA Deutschland von großen Veränderungen geprägt. Besonders einschneidend waren der Wechsel der CEOs in Großbritannien sowie der Wegfall der Geschäftsführungsstelle in Deutschland. Beide Entwicklungen führten zu intensiven Diskussionen im Vorstand darüber, wie die anfallenden Aufgaben künftig bewältigt werden können, was möglicherweise wegfallen muss und wie die Organisation ihre Strukturen an die neuen Rahmenbedingungen anpasst. Immer wieder stellte sich dabei die zentrale Frage: Hat CIfA Deutschland unter diesen Voraussetzungen eine Zukunft – und wenn ja, wie wollen wir sie gestalten?

Ein wichtiger Schritt war der konsequente Ausbau der Sichtbarkeit. Seit Dezember 2024 nutzt CIfA Deutschland LinkedIn als zentrale Kommunikationsplattform. Die Resonanz ist erfreulich: Die Zahl der Follower ist inzwischen auf über 240 angestiegen. Der frühere Newsletter wurde eingestellt; aktuelle Informationen und Diskussionen werden nun gebündelt über diesen Kanal veröffentlicht.

Auch bei den Veranstaltungen und fachlichen Angeboten konnte CIfA Deutschland einiges auf die Beine stellen. Im Frühjahr und Sommer 2025 fand eine Vortragsreihe (online) statt, die fachlich auf positives Echo stieß. Viele Teilnehmende äußerten den Wunsch nach einer Fortsetzung, die Zahl der Zuhörerenden blieb jedoch zu gering, um das Format in dieser Form beizubehalten. Parallel dazu begannen die Vorbereitungen für unsere nächste große Online-Tagung am 8.11.2025, die sich einem bislang wenig beachteten, aber wichtigen Thema widmet: den Gefahrstoffen in der Archäologie und angrenzenden Disziplinen. Darüber hinaus war CIfA Deutschland auch auf externen Veranstaltungen vertreten, etwa bei der Jahrestagung der DGUF in Frankfurt am Main und der Archaeoworks in Köln. Besonders erfreulich ist zudem die Entwicklung der Mitgliederzahlen, die im vergangenen Jahr um rund 14 Prozent gestiegen sind.

Der Arbeitskreis Arbeitnehmer:innen war seit der vergangenen Mitgliederversammlung weitgehend inaktiv. Mit dem Ende von Skype entfiel auch der Stammtisch, der bislang ein niedrigschwelliges Format für Austausch und Vernetzung bot. Aktuell zeigt sich jedoch ein generelles Desinteresse der Arbeitnehmer:innen, sich zusammenzufinden, über Arbeitsbedingungen und Lohnentwicklung zu diskutieren und Veränderungen aktiv mitzugestalten. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf, Wege zu finden, wie die Mitarbeit im Arbeitskreis wieder belebt und die Interessen der Arbeitnehmer:innen stärker vertreten werden können.

Anders stellt sich die Situation im Arbeitskreis Archäologiefirmen dar, der sich im vergangenen Jahr als besonders aktiv erwiesen hat. Der Kreis vereint derzeit Vertreter:innen von rund 20 Firmen. Im Mittelpunkt standen 2024/2025 insbesondere eine Managementfortbildung sowie – in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand – die intensive Vorbereitung der Archäologiemesse im Rahmen der "denkmal" in Leipzig. Darüber hinaus wird im AK intensiv über die Frage nachgedacht, wie die Interessen der Arbeitgeber künftig stärker vertreten werden können. Deutlich wurde dabei der Wunsch, über Tariflöhne zu verhandeln und verbindliche Normen festzulegen. Das Thema Lohnentwicklung bleibt ein zentrales Anliegen, wobei die Firmenvertreter:innen mit Verwunderung zur Kenntnis nahmen, dass Arbeitnehmer:innen bislang nur wenig Interesse zeigen, sich in diese Debatten einzubringen.

Bei den Vorstandswahlen gab es einige personelle Veränderungen: Neue Schatzmeisterin ist Chiara Girotto, in den Beirat wurden Sascha Piffko, Andrea Schaer und Katharina Möller gewählt. In Bezug auf die Lohnuntergrenzen wurde beschlossen, zunächst nur Erfahrungsstufe 1 um 1,83 Prozent anzuheben. Eine lange und teils kontroverse Diskussion über die Frage, warum sich Arbeitnehmer:innen insgesamt so wenig in die Debatte einbringen, brachte keine abschließenden Antworten.

Für das kommende Jahr 2025/2026 stehen wichtige Projekte und Veranstaltungen an. Ende September wird CIfA Deutschland durch Sascha Piffko bei der Abschlussveranstaltung der "Platform of Professionals in Spain" in Madrid vertreten sein, wo es um die stärkere Vernetzung europäischer Berufsverbände/Archäologen geht. Im Oktober findet in Bonn die Veranstaltung "ArchaeoSkills" statt, bei der CIfA Deutschland präsent sein wird. Anfang 2026 beteiligen wir uns an der FemArc-Podiumsdiskussion zu den Arbeitsbedingungen und Herausforderungen für FLINTA in der Feldarchäologie. Ein besonderes Highlight wird im November 2026 die von CIfA Deutschland geplante Archäologiemesse sein, die zugleich als Veranstaltung für unsere Jahrestagung dient. Die Tagung steht unter dem Arbeitstitel "Nachhaltigkeit in der Archäologie" und findet im Rahmen der Messe denkmal in Leipzig statt.

Weitere Schwerpunkte sind der Ausbau unserer Online-Präsenz, die Entwicklung von Weiterbildungskonzepten sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit mit der DGUF. Zudem wollen wir unsere Aktivitäten verstärkt in die deutschsprachigen Nachbarregionen ausweiten, insbesondere in die Schweiz und nach Österreich. Mit der Wahl von Andrea Schaer in den Beirat wurde hierfür ein wichtiger Impuls gesetzt.

Parallel dazu setzen wir unsere monatlichen Gespräche mit den CIfA-CEOs fort, die seit Februar 2025 regelmäßig stattfinden und durch Kate Geary (CEO) sowie Cara Burton (CIfA Groups) begleitet werden. Diese enge Abstimmung trägt dazu bei, die aktuellen Entwicklungen in Großbritannien und Deutschland besser aufeinander abzustimmen.

Trotz aller strukturellen Herausforderungen blicken wir optimistisch nach vorn. Der Zuwachs an Mitgliedern, die erfolgreiche Präsenz in den Sozialen Medien zeigen, dass CIfA Deutschland ein wichtiger und anerkannter Akteur im Feld der Berufsarchäologie ist. Gerade durch die immer größer werdende Internationalität im Zuge der zahlreichen Großprojekte in Deutschland gewinnt CIfA weiter an Bedeutung. Unsere Aufgabe wird es sein, diesen Weg konsequent weiterzugehen und gleichzeitig tragfähige Antworten auf die strukturellen Fragen zu entwickeln, die unsere Arbeit derzeit bestimmen.

 

11    Und sonst …

11.1    Neufassung der Standards Konservatorische Behandlung von archäologischen Funden

Am 1.9. erschien die optisch und inhaltlich überarbeitete Fassung der Standards Konservatorische Behandlung von archäologischen Funden" des österreichischen Bundesdenkmalamts. Sie definieren die entscheidenden Schnittstellen zwischen dem archäologischen Grabungsgeschehen und den damit in Zusammenhang stehenden konservatorischen Erfordernissen der Behandlung von Funden. Sie sollen, so das BDA, "als roter Faden bei der Planung und Durchführung von archäologischen Projekten dienen. Sie bilden eine Orientierungshilfe für Auftraggeber:innen, Auftragnehmer:innen (Archäologinnen und Archäologen, Restauratorinnen und Restauratoren), Denkmalpfleger:innen, Planer:innen und Eigentümer:innen bei der Definition der erwünschten Arbeiten und beim Vergleich von Angeboten." Das 84-seitige Werk ist im Open Access verfügbar.

"Standards Konservatorische Behandlung von archäologischen Funden, Version 1. September 2025" (Wien: Bundesdenkmalamt): https://www.bda.gv.at/themen/publikationen/standards-leitfaeden-richtlinien/standards-konservatorische-behandlung-archaeologischer-funde.html

 

11.2    KI und Peer Review

Das Blog "The Scholarly Kitchen" fokussierte sich im September auf den Einsatz von KI beim Peer Review. Im Hintergrund das Schreckensszenario, dass wissenschaftliche Artikel zunehmend zunächst von KI-Systemen geschrieben werden, um anschließend von KI-Systemen in einem sog. Peer Review begutachtet zu werden. Nein, so soll es nicht sein! Aber wie soll es sein? Die Fehlbarkeit des klassischen Peer Review - also der Begutachtung von wiss. Beiträgen durch unabhängige Experten vor ihrer Publikation - ist erwiesen. Ebenso die Mängel: Intransparenz, Kungelei in Zitations- und Review-Kartellen, die lange Verfahrensdauer usw. Doch mangels besserer Alternativen ist das Attribut "peer reviewed" weiterhin der Goldstandard im wiss. Publikationswesen. Warum sollen Herausgeber z. B. eingereichte Beiträge nicht - zusätzlich zum Peer Review - vorab von einer KI auf grobe Fehler prüfen lassen? Oder redaktionell-sprachlich verbessern lassen? Wie kann man verhindern, dass überlastete Reviewer sich (ohne es zu deklarieren) Hilfe holen von KI-Systemen? Die Debatte macht deutlich, dass der Einzug von KI auch in das Review-Wesen kaum vermeidbar ist, zugleich aber das traditionelle Peer Review wohl kaum ersetzen wird, resp. nicht ersetzen darf. Die Beiträge ergeben in Summe keine Lösung für die aufgeworfene Frage, sie unterstreichen vielmehr, wie wichtig weiterhin ein kollektiv vereinbartes, verantwortungsbewusstes und sensibles Verhalten im wiss. Publikationswesen ist. Aufgerufen zu Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein und ethischem Verhalten sind "wir alle": Autoren, Reviewer, Herausgeber und Verlage.

Sayab, M. et al. (2025). "Ask the Chefs: What’s a Bold Experiment with AI in Peer Review You’d Like to See Tested?" (The Scholarly Kitchen, 15.9.): https://scholarlykitchen.sspnet.org/2025/09/15/ask-the-chefs-whats-a-bold-experiment-with-ai-in-peer-review-youd-like-to-see-tested/

Ghildiyal, A. & Dyke, G. (2025). "IIs It Enough to Say a Journal Is ‘Peer Reviewed’? The Case for Rating Journals Based on Peer Review Quality" (The Scholarly Kitchen, 16. 9.): https://scholarlykitchen.sspnet.org/2025/09/16/guest-post-is-it-enough-to-say-a-journal-is-peer-reviewed-the-case-for-rating-journals-based-on-peer-review-quality/

Zhou, H. (2025). "Peer Review in the Era of AI: Risks, Rewards, and Responsibilities" (The Scholarly Kitchen, 17.9.): https://scholarlykitchen.sspnet.org/2025/09/17/peer-review-in-the-era-of-ai-risks-rewards-and-responsibilities/

Ghosh, R. (2025). "Peer Review in Transition: Helen King and Christopher Leonard on AI and the Future of Peer Review" (The Scholarly Kitchen, 18.9.): https://scholarlykitchen.sspnet.org/2025/09/18/peer-review-in-transition-helen-king-and-christopher-leonard-on-ai-and-the-future-of-peer-review/

 

11.3    Archäologiehund "Flint" auf der Suche nach menschlichen Knochen

Die Kika-Reihe "Anna und die Haustiere" stellt den Archäologiehund "Flint" vor, der darauf trainiert ist, Menschenknochen zu finden. Die Sendung stellt die Hintergründe vor, zeigt das Training solcher Hunde, und zeigt einen Sucheinsatz auf einer laufenden Grabung der Firma Anzenberger & Leicht.

"Archäologiehund" (BR, 24.8.2024): https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzQwNmI0ZDBmLWJmY2ItNDk4Yi1hNjdkLTQ1MDk5OTUwZmZjMi9icm9hZGNhc3Q?isChildContent

 

11.4    "Die moderne Welt überleben": Nature über die Zukunft der Universitäten

Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen ... allenthalben in Deutschland verkünden Landesregierungen auch für ihre Universitäten Sparpläne. In NRW spricht man für 2026 über Kürzungen von mehr als 100 Millionen Euro. In Großbritannien befinden sich die Hochschulen seit dem Brexit (und der neuen Führungskultur samt enormer Steigerungen der Gehälter ihrer CEOs) in finanziellen Schieflagen. Immer wieder werden Bereiche geschlossen oder stark reduziert – wovon auch die Archäologie betroffen ist. In Australien wird ebenfalls stark gekürzt und Universitätspersonal entlassen usw. Der finanzielle Druck auf die Universitätslandschaft wächst rundum. Nun hat die renommierte Wissenschaftszeitschrift "nature" das Thema aufgegriffen und gibt einen Sonderband heraus: "The future of universities" und eröffnet ihn mit der Schlagzeile "They made the modern world. Now they must survive it." In einer Sammlung von Essays stellen hochkarätige Experten die Lage dar (mit USA-Fokus). Sie versuchen, die Gründe zu verstehen und Auswege aus den Sparzwängen zu skizzieren. Dabei wird auch die Überlastung des Peer-Review-Systems beleuchtet, oder auch unter dem Stichwort "mental health" die z. T. toxische Arbeitssituation in Forschungslaboren. Eine Leseempfehlung für alle, die den Blick einmal über die Spardiskurse im eigenen Bundesland hinaus weiten wollen.

"The future of universities" (Nature, 25.9.): https://www.nature.com/immersive/d41586-025-03086-5/index.html

"Mindestens 100 Millionen Euro weniger für NRW-Hochschulen" (Forschung & Lehre, 21.8.): https://www.forschung-und-lehre.de/politik/mindestens-100-millionen-euro-weniger-fuer-nrw-hochschulen-7244

"NRW-Hochschulen in Sorge: Wie hoch fallen die Kürzungen aus?" (WDR, 19.8.): https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/hochschulen-2026-kuerzungen-100.html

"NRW-Hochschulen protestieren gegen geplante Kürzungen" (SZ, 2.10.): https://www.sueddeutsche.de/bildung/bildung-nrw-hochschulen-protestieren-gegen-geplante-kuerzungen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-251002-930-115849

"Thousands more university jobs cut as financial crisis deepens" (BBC, 10.10.): http://bbc.com/news/articles/cp3ve5jegkvo

"Sparzwang an Universitäten kommt im Hörsaal an" (BR, 13.10.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/sparzwang-an-universitaeten-kommt-im-hoersaal-an,UzE4KKc

"As Financial Woes Mount, More Universities Turn To Staff Layoffs" (Forbes, 24.10.): https://www.forbes.com/sites/michaeltnietzel/2025/10/24/as-financial-woes-mount-more-universities-turn-to-staff-layoffs/

 

11.5    "Nature" berichtet über den wachsend harten Wettbewerb um Forschungsmittel in Europa

Die 2020/21 entstandene Bewegung #IchBinHanna (usprünglich #95vsWissZeitVG) thematisiert zunehmend die aus ihrer Sicht falsche Verteilung der Mittel innerhalb der staatlichen Universitäts- und Forschungsfinanzierung: Es gehe in Deutschland zu wenig Geld in die Grundfinanzierung der Universitäten (mit festen Stellen) und zu viel Geld in die Projektförderung, in der die Stellen stets befristet seien. Aktuell bemühen sich die Protagonisten, Gehör bei der neuen Bundesregierung zu finden. Die Kritik von #IchBinHanna am ausufernden Wettbewerb um Drittmittel findet nun Nahrung in einem Artikel in und von "Nature", der die europäische Forschungsfinanzierung beleuchtet. In Zahlen wird die Entwicklung bei wichtigen Programmen der EU dargelegt, insbes. den ERC-Programmen. Nature zeigt auf, dass die Anzahl der Anträge von 2020 zu 2025 erheblich angestiegen ist, während die zur Verfügung stehenden Mittel weitgehend gleich blieben. Aktuell werden nur 12 % der Anträge auf einen "ERC Starting Grant" bewilligt, nur 8 % der Anträge auf einen "ERC Advanced Grant". Sprich: grob gerundet schreiben 10 Wissenschaftsteams einen Antrag auf EU-Förderung, von denen 1 bewilligt wird. Welch eine Verschwendung von Zeit und Kreativität! Wie Nature berichtet, bestehen bei den nationalen Forschungsförderern in Europa ähnliche Entwicklungen und Zahlenverhältnisse. Ein Interview mit dem bayerischen Wissenschaftspolitiker Robert Brannekämper im Wiarda-Blog zeigt, dass das Wissen um das ausufernde Drittmittelwesen allmählich auch in die Bundesregierung sickert. So kommt die Initiative #IchBinHanna nach fünf Jahren steter Arbeit gegen starke Widerstände mit ihren Argumenten allmählich bei den Entscheidungsträgern an. Wer sich auf dem Laufenden halten will: die tagtäglichen Debatten finden vor allem auf der Plattform BlueSky statt, für eine etwas weniger dicht getaktete, reflektierte Berichterstattung stehen der "Wiarda Blog" und der Newsletter von Amrei Bahr.

"Is academic research becoming too competitive? Nature examines the data" (Nature News, 17.10.): https://www.nature.com/articles/d41586-025-03119-z

J. M. Wiarda: Robert Brannekämper: "Die Exzellensstrategie hat sich überlebt" (Wiarda-Blog, 1.10.): https://www.jmwiarda.de/blog/2025/10/01/die-exzellenzstrategie-hat-sich-ueberlebt

Abo Newsletter "Arbeit in der Wissenschaft" (Amrei Bahr): https://arbeitinderwissenschaft.substack.com/