Inhalt
1.3 Archäopilot: Standard-Paket erhält Upgrades
1.4 Neu: Der kleine Mensch im blauen Kreis
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 CAA 2026 (Wien, 31.3.-4.4.; CfS bis 17.8.)
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
3.5 Kasachstan: Bildung und Urbanisierung nomadischer Staaten im Frühmittelalter
3.7 Neumark (Sachsen-Anhalt): Neandertaler gewannen systematisch Knochenfett
3.8 Arbeitshypothese: Maden waren in der Neandertaler-Ernährung wichtig
3.9 Jetzt vorgestellt: die Venus von Kołobrzeg
3.10 Mehr Favela als Stadt: Pompejis Wiederbesiedlung nach der Zerstörung im Jahr 79 n. Chr.
4.1 QGIS helvetisieren mit Swiss Geo Downloader
5.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
5.2 Goldschatz von Manching: Großteil der Beute bleibt verschwunden, lange Haftstrafen für Täter
5.3 Plünderungen von Kulturgut auf der Krim
6.1 Prof. Dr. Dieter Planck mit 80 Jahren gestorben
6.2 Auch in Großbritannien: Kritik an unzureichender Uni-Ausbildung
7.1 CIfA: Einkommensspiegel Archäologie in Großbritannien
8.1 Online first - die neue Schriftenreihe "LEIZA Publications"
8.2 "Carte archéologique de la Gaule" jetzt im Open Access
9.2 Trump lässt Darstellungen der amerikanischen Geschichte in Smithsonian-Museen kontrollieren
9.3 Spannende Einblicke in die Archäologie: das neue "Petri Berlin"
10.1 Schöner schreiben für 95 Cent: Briefmarke zur Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb
10.3 Neue Investoren, Archäologie und Medienarbeit
1 DGUF-Nachrichten
1.1 Die Studierenden- und Absolventenzahlen UFG & AMANZ sowie Provinzialrömische Archäologie im Jahr 2024
Die seit 2019 von der DGUF durchgeführte "Institutsumfrage" zeigt dieses Mal, dass es 2024 im Fach UFG & AMANZ ca. 123 BA-Abschlüsse, 93 MA-Absolventen und 30 Promotionen gab. Im Fach Provinzialrömische Archäologie waren es ca. 23 BA-, 7 MA-Abschlüsse und 6 Promotionen. Eine Prognose für die Jahre 2025-2027 zeigt, dass die Anzahl der MA-Abschlüsse – bei leicht sinkender Tendenz –in etwa auf dem (niedrigen) Niveau der Jahre 2023-24 liegen wird.
Siegmund, F. (2025). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und Provinzialrömische Archäologie im Jahr 2024. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 18. Juli 2025. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund1.pdf
Siegmund, F. (2024). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und Provinzialrömische Archäologie im Jahr 2023. Archäologische Informationen 47, 271-278. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/110408
Siegmund, F. (2023). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2022. Archäologische Informationen 46, 173-180. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/105358
Siegmund, F. (2022). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2021. Archäologische Informationen 45, 67-71. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/95257
Siegmund, F. (2021). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2020. Archäologische Informationen 44, 99-104. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/89185
Siegmund, F. (2020). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit im Jahr 2019. Archäologische Informationen 43, 199-210. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/81410
1.2 Rundum Wachstum: Umsatz, Personalstärke, Gehälter – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2024
Die jährliche Umfrage der DGUF über das zurückliegende Wirtschaftsjahr bei archäologischen Fachfirmen erweist das Jahr 2024 als von Wachstum geprägt. Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl der Mitarbeiter um 6,3 % gestiegen. Der Branchenumsatz liegt deutschlandweit bei knapp 240 Millionen Euro (Lohnanteil ca. 60 %). Gegenüber dem Vorjahr ist das Gehaltsniveau für die Angestellten um ca. 5,3 % gestiegen. Die Stimmung bei den Firmeninhabern ist gut, für 2025 ist ein erheblicher Personalausbau geplant. Autor Frank Siegmund attestiert der Branche "ein anhaltendes Wachstum, dessen Wachstumsparameter wie Umsatz, Personalentwicklung und Gehaltsentwicklung seit nunmehr fünf Jahren in Folge deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen. Die privatwirtschaftliche Archäologie boomt."
Siegmund, F. (2025). Rundum Wachstum: Umsatz, Personalstärke, Gehälter – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2024. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 7. Aug. 2025. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_siegmund2.pdf
1.3 Archäopilot: Standard-Paket erhält Upgrades
Das Branchenverzeichnis der deutschen Archäologie ist in der Beta-Phase, d. h.: es wird derzeit um Fehler bereinigt, weiterentwickelt und an die Wünsche der Nutzenden angepasst. Im für alle kostenlos und unabhängig von einer DGUF-Mitgliedschaft verfügbaren Standardpaket gibt es nun folgende Upgrades:
1. Eintragung eines Events/Angebots möglich: Seit Juni darf jeder mit eigenem Eintrag fortlaufend Events (z.B. Tagungen, Veranstaltungen, Fachmessen) und Angebote (z.B. Jobs, Praktika, Volontariate, Auftragsausschreibungen etc.) an den Start bringen – immer je eines pro Kategorie gleichzeitig. Dies war bisher dem Premium-Paket vorbehalten, das ebenfalls kostenlos und institutionellen DGUF-Mitgliedern vorbehalten ist
2. Neue professionelle Akkreditierung: MCIfA geleitet: Erworbene im Archäopiloten so genannte "professionelle Akkreditierungen" können bei Premium Einträgen im Profil angezeigt werden. Die Professionelle Akkreditierung "MCIfA geleitet" wurde nun hinzugefügt. Profileinträge, welche diese Akkreditierung angeben, weisen damit darauf hin, dass die Firmenleitung persönlich MCIfA akkreditiert ist.
3. Beschreibung für Detailseite nun auch im Standard-Paket verfügbar: Bisher stand die erweiterte Beschreibung, welche auf den Detailseiten der Einträge angezeigt wird, nur Premium-Einträgen zur Verfügung. Seit Juli können auch Standard-Einträge eine erweiterte Beschreibung mit bis zu 255 Zeichen angeben, welche dann auf den Detailseiten der Einträge angezeigt wird. Dennoch, ein Premium-Eintrag lohnt sich weiterhin, denn hier stehen Ihnen für erweiterte Beschreibungen bis 1.200 Zeichen zur Verfügung.
Archäopilot: Vergleich Standard vs. Premium Paket: https://archaeopilot.de/infos/pakete
Jetzt institutionelles DGUF-Mitglied werden: https://www.dguf.de/mitmachen/mitglied-werden
1.4 Neu: Der kleine Mensch im blauen Kreis
Seit dem 28.6.2025 ist das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Es verpflichtet Unternehmen, Organisationen etc. dazu, ihre Produkte und Dienstleistungen - dazu gehören auch Websites - barrierefrei zu gestalten. Grundsätzlich besteht für bereits bestehende Angebote eine Übergangsfrist bis Juni 2030, alle neuen Angebote müssen aber ab sofort barrierearm gestaltet werden. Die Verpflichtung gilt für die DGUF nicht, da sie unter zehn Beschäftigte hat (Ehrenamtliche zählen sowieso nicht dazu) und keinen Jahresumsatz von über 2 Millionen Euro vorweisen kann. Dennoch hat die DGUF auf ihren öffentlichen Websites (dguf.de, archaeopilot.de, beruf-archaeologie.de) ein Plugin zur Verbesserung der Barrierefreiheit integriert. Ein Klick auf das blaue Piktogramm eröffnet Möglichkeiten, die Wahrnehmbarkeit der Seiten an die eigenen Bedarfe anzupassen.
1.5 Unter den DGUF-Rezensionsangeboten: Kerstin Batzel & Christine Müller Horn (Hrsg.) (2025). Eiszeit im Allgäu
Unter den zahlreichen Publikationen, welche die Herausgeber der "Archäologischen Informationen" zur Rezension ausschreiben, sei diesmal der im Mai erschienene Begleitband zur Kemptener Ausstellung "Eiszeit Safari Allgäu" verwiesen (s. in diesem Newsletter auch Punkt 3.6). Aus dem Klappentext: "Das Allgäu mit seinen voralpinen und alpinen Landschaftsräumen ist stark durch die Eiszeiten geprägt. Doch was erzählt die Landschaft über die eiszeitliche Entwicklung, was offenbaren pflanzliche und tierische Überreste über Flora und Fauna? Und welche Erkenntnisse zu den Lebensbedingungen der damaligen Menschen kann die Archäologie beitragen? Das vorliegende Buch widmet sich diesen Fragen und möchte einen Beitrag zur Erforschung der Eiszeit und der älteren Steinzeit im Allgäu leisten." Wenn Sie Interesse an einer Rezension haben, richten Sie bitte Ihre Anfrage mit einer kurzen Begründung, weshalb Sie dieses Werk besprechen wollen, an:
Alle Rezensionsangebote der "Archäologischen Informationen" mit weiteren Informationen zu Modalitäten und Ablauf: https://www.dguf.de/fileadmin/user_upload/publikationen/AI/dguf-dok_arch-inf_rezensionsangebote.pdf
Kerstin Batzel & Christine Müller Horn (Hrsg.) (2025). Eiszeit im Allgäu. Mit Beiträgen von Michael Baales, Kerstin Batzel, Birgit Gehlen, Werner Schön und Herbert Scholz. 112 Seiten. Mai 2025. Mehr zum Buch: https://likias.de/produkt/eiszeitim-allgaeu/
2 Tagungen und Veranstaltungen
2.1 CAA 2026 (Wien, 31.3.-4.4.; CfS bis 17.8.)
The 53nd International Conference on Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology (CAA) invites to submit a proposal to organise a session on any aspect of computer applications or quantitative methods in archaeology. Session organisers may choose from three formats: standard sessions, round tables, or individual formats. The CAA2026 call for sessions will be open until 17 August 2025. Acceptance notifications will be sent in early-September, and the call for papers will open mid-September.
https://2026.caaconference.org/call-for-sessions/
3 Forschung
3.1 Neu im Early View der "Archäologischen Informationen"
Siegmund, F. (2025). Rundum Wachstum: Umsatz, Personalstärke, Gehälter – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2024. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 7. Aug. 2025.
von Mallinckrodt, M. (2025). Review of: Seifert, L. & Spencer-Wood, S. (eds) (2025). Mothering and Archaeology: Past and Present Perspectives. London: Routledge. Archäologische Informationen 48, Early View, published online 5 Aug 2025.
Siegmund, F. (2025). Die Studierenden- und Absolventenzahlen in den Fächern Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und Provinzialrömische Archäologie im Jahr 2024. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 18. Juli 2025.
Härke, H. (2025). DFG Abschlussbericht: Nomad state formation and urbanization: the early medieval town of Dzhankent (Aral Sea region, Kazakhstan). Archäologische Informationen 48, Early View, published online 11 July 2025.
Zeeb-Lanz, A. (2025). Regionalstile der Bandkeramik: wirklich „regional“? – Bericht über einen Keramik-Workshop an der Universität Heidelberg im Jahr 2024. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 30. Juni 2025.
Denis, S. (2025). Man is a learner: transmission of technical know-how among knappers. The development of simple productions in post-Linear Pottery cultures in the German Rhineland. Archäologische Informationen 48, Early View, published online 27 June 2025.
https://www.dguf.de/early-views
3.2 Aktuelle Ausgrabungen und Forschung in den Medien
"Äthiopien: Fossilien einer neuen Vormenschenspezies gefunden" (Spektrum.de, 15.8.): https://www.spektrum.de/news/aethiopien-fossilien-einer-neuen-vormenschenspezies-gefunden/2282656 und Villmoare, B. et al. (2025). New discoveries of Australopithecus and Homo from Ledi-Geraru, Ethiopia. Nature (3.08.2025): https://www.nature.com/articles/s41586-025-09390-4
Projekt 'Wracks und Tiefsee' des Landesamts für Denkmalpflege: Bisher 31 unbekannte Wracks im Bodensee gefunden" (LAD Baden-Württemberg, 12.8.): https://www.denkmalpflege-bw.de/publikationen-und-service/service/presseoeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen-datails/projekt-wracks-und-tiefsee-des-landesamts-fuer-denkmalpflege-bisher-31-unbekannte-wracks-im-bodensee-gefunden
"Early Bronze Age Blade Manufacturing Plant Found in Israel" (Armstrong Institute of Biblical Archaeology, 11.8.): https://armstronginstitute.org/1259-early-bronze-age-blade-manufacturing-plant-found-in-israel
"Neue Ausgrabungen am Kloster Himmelpforte bei Wernigerode – ›Citizen Science‹ hilft, einen historischen Ort wiederauferstehen zu lassen" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 7.8.): https://www.lda-lsa.de/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/presseinformationen/7825-kloster-himmelpforte
"'Abba of Naburya has perished': Unique 1,900-year-old inscription found in Dead Sea cave" (The Times of Israel, 7.8.): https://www.timesofisrael.com/abba-of-naburya-has-perished-unique-1900-year-old-inscription-found-in-dead-sea-cave
"Ancient tablets reveal Urartian fortress in Türkiye was ‘city sacred to Haldi’" (Türkiye Today, 6.8.): https://www.turkiyetoday.com/culture/ancient-tablets-reveal-urartian-fortress-in-turkiye-was-city-sacred-to-haldi-3205148
"5000 Jahre (Un-)Gleichheit im Karpatenbecken" (Roots, 6.8.): https://www.uni-kiel.de/de/138-roots-ungleichheit-karpatenbecken
"Première découverte d’une occupation du paléolithique moyen à Tours Nord (Indre-et-Loire)" (INRAP, 5.8.): https://www.inrap.fr/premiere-decouverte-d-une-occupation-du-paleolithique-moyen-tours-nord-indre-et-20170
"Archäologische Untersuchungen in der Feuchtbodensiedlung Reute-Schorrenried in Bad Waldsee (Lkr. Ravensburg)" (LAD Baden-Württemberg, 4.8.): https://www.denkmalpflege-bw.de/publikationen-und-service/service/presseoeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen-datails/archaeologische-untersuchungen-in-der-feuchtbodensiedlung-reute-schorrenried-in-bad-waldsee-landkreis-ravensburg
"Tiger, Vögel und ein Fabelwesen. Wissenschaftler entdecken Tattoos auf Eismumie. Mehr als 2000 Jahre lag eine mumifizierte Frau im sibirischen Permafrost" (Spiegel, 2.8.) und Caspari, G., Deter-Wolf, A., Riday, D., Vavulin, M., & Pankova, S. (2025). High-resolution near-infrared data reveal Pazyryk tattooing methods. Antiquity, 1–15. doi:10.15184/aqy.2025.10150
"Un habitat rural de la fin de l’âge du Fer en Sologne (Loir-et-Cher)" (INRAP, 1.8.): https://www.inrap.fr/un-habitat-rural-de-la-fin-de-l-age-du-fer-en-sologne-loir-et-cher-20167
"Mysteriöse Rituale der Jungsteinzeit. Über 5000 Jahre alte Opfergruben der Salzmünder Kultur bei Gerstewitz entdeckt" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 31.7.): https://idw-online.de/de/news856261
"Forschende sprechen vom 'Zeitalter des Mammutelfenbeins'. Tübinger Archäologen bergen bislang größtes altsteinzeitliches Werkzeug im UNESCO-Welterbegebiet" (URMU, 31.7.): https://www.urmu.de/Urgeschichtliches_Museum_Blaubeuren/Bilder/Presse/Pressemitteilungen/2025_07_31_urmu_Fund_des_Jahres_PM.pdf
"Beste Siedlungslage schon vor 3.000 Jahren: Ausgrabungen in Wolmirstedt belegen Siedlung der späten Bronzezeit" (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte, 23.7.): https://idw-online.de/de/news855857
Danzig: "Medieval knight’s complete skeleton discovered beneath Polish ice cream parlor" (CNN, 23.7.): https://edition.cnn.com/2025/07/23/science/medieval-knight-burial-poland-scli-intl
"Teile des Leuchtturms von Alexandria geborgen. Blöcke des Turmfundaments sollen Hinweise auf Konstruktionsweise des Weltwunders liefern" (Scinexx, 11.7.): https://www.scinexx.de/news/archaeologie/teile-des-leuchtturms-von-alexandria-geborgen/
University of Alicante completes excavation of the Eastern Baths at La Alcudia after eight years of work. The ASTERO project has uncovered one of the most monumental bath complexes in Roman Hispania (Universitat d'Alacant, 14.7.): https://web.ua.es/en/actualidad-universitaria/2025/july2025/7-13/university-of-alicante-completes-excavation-of-the-eastern-baths-at-la-alcudia-after-eight-years-of-work.html
"Forgotten Barrows: Excavating a funerary landscape in Noord-Limburg" (Leiden Archaeology, 9.7.): https://www.leidenarchaeologyblog.nl/articles/forgotten-barrows-excavating-a-funerary-landscape-in-noord-limburg
"Suche nach Hafen aus der Gründungszeit des Klosters Reichenau" (LAD Baden-Württemberg, 2.7.): https://www.denkmalpflege-bw.de/publikationen-und-service/service/presseoeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen-datails/suche-nach-hafen-aus-der-gruendungszeit-des-klosters-reichenau
"Wurde der Bumerang in Europa erfunden? In Polen gefundener Bumerang aus Mammut-Elfenbein ist 40.000 Jahre alt" (Scienexx, 30.6.): https://www.scinexx.de/news/archaeologie/wurde-der-bumerang-in-europa-erfunden/ und Talamo S, Casaccia N, Richards MP, Wacker L, Tassoni L, Nadachowski A, et al. (2025) Boomerang and bones: Refining the chronology of the Early Upper Paleolithic at Obłazowa Cave, Poland. PLoS One 20(6): e0324911. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0324911
3.3 Entwicklung einer einfachen Produktionsweise in den post-linearbandkeramischen Kulturen im Rheinland
Solène Denis (CNRS) arbeitet anhand sechs exemplarisch untersuchter Fundplätze für das Alt- und Mittelneolithikum im Rheinland einen tiefgreifenden Wandel der Art und Weise dar, wie Steingeräte gefertigt wurden. Die bandkeramische Tradition, zunächst Klingen herzustellen, dauert ins Mittelneolithikum hinein an und wird am Übergang von Planig-Friedberg zu Rössen (i.e.S.) von einer "einfachen Produktion" abgelöst – was möglicherweise auf einen westlichen Einfluss aus der Blicquy / Villeneuve-Saint-Germain Kultur zurückgeht.
Denis, S. (2025). Man is a learner: transmission of technical know-how among knappers. The development of simple productions in post-Linear Pottery cultures in the German Rhineland. Archäologische Informationen 48, Early View, published online 27 June 2025. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_denis.pdf
3.4 "Höchst erkenntnisreich und gewinnbringend": Erfahrungsbericht zu einem Keramik-Workshop mit Originalmaterial
Um die Herkunft der Keramik des bandkeramischen Ritualorts von Herxheim (Pfalz) zu klären, lud Andrea Zeeb-Lanz Spezialisten für frühneolithische verzierte Keramikstile zu einem Workshop ein. Der kurze Bericht soll das Fachkollegium ermutigen, ähnliche Workshops (auch für andere Zeiten und andere Artefaktgruppen) zu organisieren.
Zeeb-Lanz, A. (2025). Regionalstile der Bandkeramik: wirklich „regional“? – Bericht über einen Keramik-Workshop an der Universität Heidelberg im Jahr 2024. Archäologische Informationen 48, Early View, online publiziert 30. Juni 2025. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_zeeb-lanz.pdf
3.5 Kasachstan: Bildung und Urbanisierung nomadischer Staaten im Frühmittelalter
Welche Faktoren führten im Frühmittelalter zur Entstehung von Städten in einer zuvor nicht urbanisierten Region Zentralasiens? Neue archäologischen Funde und 14C-Daten aus der Stadt Dzhankent (Kasachstan) belegen einen Ursprung im 6. Jh. – genau zu der Zeit, als dort der Handel auf der nördlichen Seidenstraße einsetzte.
Härke, H. (2025). DFG Abschlussbericht: Nomad state formation and urbanization: the early medieval town of Dzhankent (Aral Sea region, Kazakhstan). Archäologische Informationen 48, Early View, published online 11 July 2025. https://www.dguf.de/fileadmin/AI/archinf-ev_haerke.pdf
3.6 Zur Eiszeit im Allgäu
Das schöne und als Urlaubsregion beliebte Allgäu lag lange Zeit im Schatten der amtlichen Archäologie. Um so kostbarer war die ehrenamtliche Tätigkeit einiger Sammler wie z. B. Sigulf Guggenmos und Jörg Schröppel. Deren Arbeit wurde seit um 2010 fachwissenschaftlich in Wert gesetzt durch Birgit Gehlen und Werner Schön, zunächst in vorwiegend privater Initiative, später auch in geförderten Projekten. Den Weg in eine breitere Öffentlichkeit fanden diese Arbeiten 2023/24 in der Ausstellung "Eiszeit Safari" in Kempten. Leider wurde die Mittel für den geplanten Begleitband erst (zu) spät freigegeben. Doch jetzt ist dieses gut lesbare Werk verfügbar: hübsch bebildert, fachwissenschaftlich auf der Höhe der Erkenntnisse und zugleich leicht verdaulich. In Bayern sucht man sonst vergeblich nach so einer guten Zusammenfassung zur Eiszeit im Voralpenland und den deutschen Alpen.
Kerstin Batzel & Christine Müller Horn (Hrsg.) (2025). Eiszeit im Allgäu. Mit Beiträgen von Michael Baales, Kerstin Batzel, Birgit Gehlen, Werner Schön und Herbert Scholz. Friedberg: Likias Verlag. https://likias.de/produkt/eiszeitim-allgaeu/
Kempten Tourismus: "Eiszeit Safari Allgäu" (28.10.2023-14.4.2024): https://www.kempten-tourismus.de/kunstkalender/Veranstaltungen/VIT/93073bdd-e263-415b-a946-02b6a4c66649/eiszeit-safari-allgaeu
Marstall Kempten: "'Eiszeit Safari Allgäu': Rückblick auf packenden Streifzug durch eisige Historie" (2024): https://marstall-kempten.de/de/rueckblick-ausstellung
3.7 Neumark (Sachsen-Anhalt): Neandertaler gewannen systematisch Knochenfett
Der 2004-2008 näher untersuchte Fundplatz Neumark-Nord (NN2), ca. 10 km südlich von Halle /Saale gelegen, bietet ungewöhnliche Erhaltungsbedingungen, wie jetzt ein Aufsatz belegt: Die Schicht NN2/2B lieferte auf ca. 400 qm Grabungsfläche mehr als 16.000 Feuersteinartefakte und mehr als 118.700 stark fragmentierte Tierknochen, die von mind. 172 Großsäugern stammen - vorwiegend Pferd, Ur und Hirsch. Die Schicht datiert auf ca. 125.000 v.H. und wurde innerhalb von ca. 300-450 Jahren abgelagert. Dank der schnellen Einbettung von Artefakten und Knochen zeigen sich kaum Spuren von Veränderungen z. B. durch Tierverbiss, Verwitterung o. ä. nach der Ablagerung. Die Tierknochen sind von Menschen bearbeitet, ausnehmend stark zerschlagen und vor allem selektiert: Während fleisch-reiche Körperpartien unterrepräsentiert sind, dominieren fettreiche Knochen. Alle Indizien sprechen für einen Platz, an dem ganzjährig Knochen von Großwild verarbeitet wurden, um Knochenmark / Knochenfett zu gewinnen.
Kindler, L. et al. (2025). Large-scale processing of within-bone nutrients by Neanderthals, 125,000 years ago. Science Advances, 11 (2.7.2025): https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adv1257
3.8 Arbeitshypothese: Maden waren in der Neandertaler-Ernährung wichtig
Eine Nachricht, die für Vertreter der Paläo-Diät bedeutend sein könnte: Neandertaler ernährten sich von stark Larven- und Maden-haltigem Fleisch. Vielleicht. Neandertaler-Knochen beinhalten einen ungewöhnlich hohen Anteil des Stickstoffisotops 15N. Anteile, wie sie ansonsten nur bei Fleisch fressenden Raubtieren vorkommen wie z. B. Raubkatzen, Hyänen, Wölfen etc., die ansonsten kaum andere Nahrung aufnehmen. Ein Befund, der dem Verdauungsapparat und dem Gebiss von Hominiden zuwiderläuft, denn die lassen auf eine zumindest gemischte Ernährung schließen. Woher also die hohen 15N-Anteile? Eine Gruppe um Melanie Beasley hat Fliegenlarven und Maden aus verwesenden Leichen untersucht und festgestellt, dass diese sehr hohe Anteile an 15N aufweisen. Daraus leiten sie eine Arbeitshypothese ab: Frischfleisch, das getrocknet wird und bei diesem Konservierungsvorgang Fliegen und Maden anzieht, könnte eine wesentliche Ernährungsgrundlage von Neandertalern gewesen sein und die hohen 15N-Anteile in Neandertaler-Knochen erklären. Einstweilen eine Arbeitshypothese, denn das Modell bleibt nicht ohne Kritik und wirft Fragen auf, die noch zu klären sind.
Beasley, M. M., Lesnik, J. L. & Speth , J. D. (2025). Neanderthals, hypercarnivores, and maggots: Insights from stable nitrogen isotopes. Science Advances, 25.7.2025: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adt7466
"Aßen die Neandertaler verfaultes Fleisch – garniert mit Maden?" (Spektrum.de, 31.7.): https://www.spektrum.de/news/assen-die-neandertaler-verfaultes-fleisch-garniert-mit-maden/2280301?utm_source=firefox-newtab-de-de
3.9 Jetzt vorgestellt: die Venus von Kołobrzeg
Im Dezember 2022 entdeckte ein Landwirt in Kołobrzeg (Kolberg; Westpommern) eine ungewöhnliche Steinfigur, die später so genannte Venus von Kołobrzeg. Die auf das 5. vorchristliche Jahrhundert geschätzte Figur aus Kalkstein ist 12 Zentimeter hoch; Augen, Nase und Mund sind verwittert. Forscher halten sie für einen "einzigartigen Fund aus einer Gegend Polens, in der bisher kein Gegenstück gefunden wurde". Nach einer umfassenden Datierung und wissenschaftlichen Publikation wird die Figur in einem neuen Teil der Dauerausstellung des Polnischen Waffenmuseums Kołobrzeg präsentiert werden.
"Artefact discovered on Polish farm confirmed as 6,000-year-old Venus figurine" (Notes from Poland, 25.6.): https://notesfrompoland.com/2025/06/18/artefact-discovered-on-polish-farm-confirmed-as-6000-year-old-venus-figurine/
"This Rare, 6,000-Year-Old Limestone Fertility Figurine Could Be Poland’s Archaeological ‘Find of the Century’. Dating back to the Neolithic era, the so-called Venus of Kolobrzeg is the first artifact of its kind unearthed in the European country" (Smithsonian Magazine, 23.6.): https://www.smithsonianmag.com/smart-news/this-rare-6000-year-old-limestone-fertility-figurine-could-be-polands-archaeological-find-of-the-century-180986859/
"Archaeologists confirm that limestone 'Venus of Kołobrzeg' found by a farmer in Poland is 6,000 years old" (The Art Newspaper, 19.6.): https://www.theartnewspaper.com/2025/06/19/archaeologists-confirm-that-limestone-venus-found-by-a-farmer-in-poland-is-6000-years-old
"Wielkie odkrycie na Pomorzu – kołobrzeska Wenus zaprezentowana publicznie" (Muzeum Oręża Polski w Kołobrzegu (13.6.): http://www.muzeum.kolobrzeg.pl/pl/wiadomosci/aktualnosci/wielkie-odkrycie-na-pomorzu-kolobrzeska-wenus-zaprezentowana-publicznie/
3.10 Mehr Favela als Stadt: Pompejis Wiederbesiedlung nach der Zerstörung im Jahr 79 n. Chr.
Neue Ausgrabungen der Insula Meridionalis in Pompeji zeigen, dass die Stadt nach dem Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. Bis in die Spätantike bewohnt blieb. Die Forschungen widerlegen die lange verbreitete Annahme, die Stadt sei nach der Katastrophe endgültig verlassen worden. Bei den Ausgrabungen wurden Spuren einer provisorischen Siedlung innerhalb der zerstörten Stadtmauern freigelegt. Forscher gehen davon aus, dass Pompeji mindestens bis ins 5. Jh. n. Chr. genutzt blieb. Einige der Rückkehrer nach der Katastrophe waren wahrscheinlich ehemalige Bewohner, die sich anderswo kein neues Leben aufbauen konnten. Zu ihnen gesellten sich Neuankömmlinge und Obdachlose, die Schutz suchten oder hofften, Wertgegenstände zu finden, die die ursprüngliche Bevölkerung der Stadt zurückgelassen hatte. Diese Menschen bewohnten vorwiegend die oberen Stockwerke der alten Häuser und bauten die verschütteten ehemaligen Erdgeschosse zu Kellern um, in denen sie Öfen und Mühlen betrieben. Ground Zero, das von Asche verschüttet war, wurde nie wieder zu einer richtigen Stadt. Gemeinsam bildeten die Menschen eine improvisierte Gemeinschaft, wesentliche Infrastrukturen einer funktionierenden Stadt wie fließendes Wasser, ein Abwassersystem oder Handel fehlten. "Dank der neuen Ausgrabungen ist das Bild nun klarer", zitiert der "Spiegel" Gabriel Zuchtriegel, Leiter der Ausgrabungsstätte. In der Zeit nach dem Vulkanausbruch sei Pompeji eher "eine prekäre und graue Agglomeration, eine Art Lager, eine Favela inmitten der noch erkennbaren Ruinen des einstigen Pompeji". Die Menschen "kehrten in eine Wüste zurück und begannen mit Ausgrabungen, um wertvolle Materialien wie Marmor für den Handel zu bergen. Wahrscheinlich fanden sie auch die Überreste von Opfern, die unter der Asche eingeschlossen waren", zitiert El País Zuchtriegel. Man habe zwar schon länger Hinweise auf eine Wiederbesiedlung Pompejis gehabt, aber Archäologen hätten sich – so Zuchtriegel – eher für die Freilegung der prachtvollen Fresken interessiert und dabei die schwachen Spuren der Wiederbesiedlung ohne jede Dokumentation zerstört.
"Pompeii was reoccupied after the destruction of AD 79 New traces of the building site of the Insula Meridionalis are coming to light" (Archaeological Park Pompeji, 11.8.): https://pompeiisites.org/en/comunicati/pompeii-was-reoccupied-after-the-destruction-of-ad-79-new-traces-of-the-building-site-of-the-insula-meridionalis-are-coming-to-light/
Gabriel Zuchtriegel, Luca Borsa , Anna Onesti, Luca Salvatori, Giuseppe Scarpati: "La rioccupazione nell’Insula meridionalis di Pompei dopo il 79 d.C. Riflessioni a margine dell’'inconscio archeologico'". E-Journal of the Pompeii excavations, 6.8.: https://pompeiisites.org/wp-content/uploads/07_E-Journal-La-rioccupazione-nellInsula-meridionalis-di-Pompei-dopo-il-79-d.C.-Riflessioni-a-margine-dellinconscio-archeologico.pdf
"Überlebende wollten Pompeji nach Vulkanausbruch offenbar nicht aufgeben" (Spiegel, 8.8.): https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/pompeji-forschung-ueberlebende-wollten-stadt-nach-vulkanausbruch-nicht-aufgeben-a-7a6995d8-3f8f-4238-9351-57a086c5c9db
"Pompeya fue ocupada de nuevo después de la erupción del Vesubio: 'Es una historia olvidada que hay que recuperar'" (El País, 6.8.): https://elpais.com/cultura/2025-08-06/pompeya-fue-ocupada-de-nuevo-despues-de-la-erupcion-del-vesubio-es-una-historia-olvidada-que-hay-que-recuperar.html
4 Archäoinformatik
4.1 QGIS helvetisieren mit Swiss Geo Downloader
Für diejenigen, die der brütenden Hitze zumindest virtuell in Richtung Schweizer Alpen ausweichen wollen (kühler Bergsee, Schneefeld, Gletscher - Ihr wisst schon) hat Swisstopo, das Schweizer Bundesamt für Landestopografie, ein wunderhübsches neues Tool gebastelt, welches das Laden der Swisstopo-Daten in QGIS sehr vereinfacht – ein Plugin nämlich namens "Swiss Geo Downloader". Das ist ganz simpel als Erweiterung installierbar. Und fertig, kein Passwort, keine Anmeldung, nüüt. Wie die Geschichte funktioniert, zeigt ein Videotutorial. Dass die Geodaten der Schweiz größtenteils frei zugänglich sind, ist nicht neu, aber dass das jetzt mit zweieinhalb schnellen Mausklicks geht, ist großartig - einmal mehr zeigt Swisstopo, was so geht in puncto Datenoffenheit und Anwenderfreundlichkeit. Zum Teil kann man sogar das Alter des Datensatzes wählen – nur falls das Schneefeld Eures Interesses zwischen Feldarbeit und Publikation irgendwie weggetaut ist. Oder das Flachwasser des Bergsees viel sichtiger ist auf alten Luftbildern. Da die Daten zum Teil gekachelt kommen (und nicht so wunderbar zusammengeklebt wie in der Webmap) hat es auf der verlinkten Website noch ein zweites Video mit Klebeanleitung! Das Ganze funktioniert natürlich auch im Mittelland - aber da fällt dann der Abkühlungsfaktor weg. Blöd.
Swisstopo-Geodaten-Tutorials: https://www.swisstopo.admin.ch/de/geodaten-tutorials
Swisstopo-Webmap: map.geo.admin.ch/
5 Kulturgutschutz
5.1 Aktuelles rund um Kulturgutschutz in den Medien
"Missglückte Übung in Schleswig-Holstein. Soldaten zerstören versehentlich Teile von jungsteinzeitlichem Grabhügel" (Spiegel, 16.8.): https://www.spiegel.de/panorama/schleswig-holstein-soldaten-zerstoeren-versehentlich-teile-von-jungsteinzeitlichem-grabhuegel-a-9f21174b-3ab6-4ea8-9e0b-76bd89680eb6
"Pompeii, Scottish tourist hides six stones in backpack. Charged with grand theft" (Finestre Sull' Arte, 14.8.): https://www.finestresullarte.info/en/news/pompeii-scottish-tourist-hides-six-stones-in-backpack-charged-with-grand-theft
5.2 Goldschatz von Manching: Großteil der Beute bleibt verschwunden, lange Haftstrafen für Täter
Ende Juli verurteilte die 1. Strafkammer des Landgerichts Ingolstadt nach 33. Hauptverhandlungstagen seit Januar 2025 vier Männer aus Schwerin und Berlin wegen schweren Bandendiebstahls zu Haftstrafen. Der Kopf der Bande muss elf Jahre in Haft, der Späher vier Jahre neun Monate. Die Haftstrafen der beiden anderen Männer liegen mit acht und sieben Jahren dazwischen. Hinsichtlich der Tat in Manching wurde einer der Angeklagten freigesprochen, da die Kammer sich nicht von dessen Schuld überzeugen konnte. Die Verteidiger hatten auf Freispruch für alle Angeklagten plädiert. Die Angeklagten schwiegen zu allen Vorwürfen. Im November 2022 waren aus dem Museum Manching der Goldschatz von Manching, d. h. 483 keltische Goldmünzen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., sowie drei weitere Münzen entwendet worden (DGUF-Newsletter vom 5.12.2022, Punkt 6.2. und vom 23.8.2023, Punkt 5.7.). Der Verkehrswert des Diebesgutes beläuft sich auf rund 1,3 Mio. Euro. Der Verbleib des Großteils der Münzen konnte im Verfahren nicht aufgeklärt werden. Im Rahmen der Strafzumessung würdigte die Kammer insbesondere den Verlust des Keltenschatzes als unwiederbringliches Kulturgut von unschätzbarem, immateriellen Wert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
"2. Pressemitteilung im 'Goldschatz'-Verfahren" (Landgericht Ingolstadt, 29.7.): https://www.justiz.bayern.de/gerichte-und-behoerden/landgericht/ingolstadt/presse/2025/3.php
"Goldschatz-Diebstahl: Lange Haftstrafen – Beute verschwunden" (BR, 29.7.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/kelten-goldschatz-manching-haftstrafen-beute-weiter-verschwunden,UrmOl3N
"Lehren aus Manchinger Gold-Diebstahl: Museen verstärken Schutz" (BR, 3.3.): https://www.br.de/nachrichten/bayern/lehren-aus-keltengold-diebstahl-von-manching-bayerische-museen-verstaerken-schutz,UdvL2ze
5.3 Plünderungen von Kulturgut auf der Krim
In einem guten, kenntnisreichen Blogpost auf "Archaeologik" befasst sich Rainer Schreg mit der Lage auf der Krim. Aus tiefer persönlicher Kenntnis greift er zwei Fundstellen, die als geplündert gelistet werden, heraus: das völkerwanderungszeitliche Gräberfeld Almalyk-Dere und Chersonessos, wohin "Putin ins Weltkulturerbe eine Propagandastätte bauen lässt, wobei in der Pufferzone des UNESCO-Welterbe nur Alibi-Grabungen durchgeführt werden". Absolut lesenswert.
"'Russen plündern über 100 Schätze auf der Krim' - auch aus UNESCO-Welterbe" (Archaeologik, 10.7.): https://archaeologik.blogspot.com/2025/07/russen-plundern-uber-100-schatze-auf.html
6 Beruf Archäologie
6.1 Prof. Dr. Dieter Planck mit 80 Jahren gestorben
Am 1.7. verstarb Dieter Planck nach langer Krankheit. Planck studierte an den Universitäten Tübingen und München Ur- und Frühgeschichte, Alte Geschichte, Klassische Archäologie und Provinzialrömische Archäologie, u. a. bei Wolfgang Kimmig, Joachim Werner und Günther Ulbert. Seine ersten wissenschaftlichen Aufsätze galten römischen Neufunden aus Plancks Heimatstadt Rottenburg. Promoviert wurde er 1970 an der Universität Tübingen mit einer Dissertation über Arae Flaviae. In seinen ersten Jahren als Konservator am 1972 gegründeten Landesdenkmalamt Baden-Württemberg führte er in bedeutenden römischen Fundstätten Ausgrabungen durch. Wichtige wissenschaftliche Ergebnisse lieferten u. a. seine Ausgrabungen der spätkeltischen Vierreckschanze von Fellbach-Schmieden mit ihren berühmten, figürlichen Holzfunden und der frühalamannischen Siedlung von Sontheim. 1979 wurde Planck Landesarchäologe von Baden-Württemberg. Das enorme öffentliche bzw. mediale Interesse an der Entdeckung des Hochdorfer Fürstengrabes half Planck, Sonder- und Drittmittel für denkmalpflegerische Projekte einzuwerben und die Einrichtung zusätzlicher Planstellen zu erreichen, gerade auch in Spezialdisziplinen. Plancks Engagement für die Bewahrung und Erforschung der Feuchtboden- und Seeufersiedlungen Oberschwabens und der Bodenseeregion war richtungsweisend. 1992 wurde Dieter Planck zum Gründungsdirektor des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg ernannt. Er war Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und der Römisch-Germanischen Kommission. Er ist Gründungsmitglied der Deutschen Limeskommission und war von 2003 bis 2009 deren Vorsitzender. Von 1989 bis 2014 war Planck Vorsitzender der Gesellschaft für Archäologie Württemberg und Hohenzollern. Anfang der 1980er Jahre konzipierte Planck das Jahrbuch "Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg", das Vorbild für viele andere Bundesländer wurde. 1994 wurde er Präsident des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg und war damit der erste Archäologe in Deutschland, der die gesamte Denkmalpflege eines Bundeslandes leitete. Auf nationaler Ebene engagierte sich Dieter Planck vor allem für den Verband der Landesarchäologien (VLA), dessen Vorsitzender er von1988 bis 2003 war und für den er die Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" mit begründete. Wesentlich waren auch seine Beschäftigung mit denkmalpflegerischen Rechtsthemen sowie die Weitung des Denkmalbegriffes in die Neuzeit hinein.
"Nachruf Dieter Planck (*14. August 1944, † 1. Juli 2025)" (Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Juli 2025): https://www.denkmalpflege-bw.de/denkmale/aktuelles/nachruf-prof-dr-planck
"Wir trauern um Dieter Planck" (VLA, 10.7.): https://www.landesarchaeologien.de/aktuelles/newsdetail/wir-trauern-um-dieter-plank
6.2 Auch in Großbritannien: Kritik an unzureichender Uni-Ausbildung
"Keine Ahnung von der Praxis" und "die können doch nicht graben" sind gängige (und nicht immer ganz berechtigte) Aussagen insbesondere aus der Privatwirtschaft über frischgebackene Uni-Absolventen in Deutschland. Doch auch in Großbritannien gibt es diese Kritik an der universitären Ausbildung: In einem Aufsatz untersuchen Keith May, James Taylor und Kenneth Aitchison die Bedarfe und gegebenen Fähigkeiten im Bereich der Aufgaben nach einer Ausgrabung. Hintergrund ist das Projekt "Archaeologist's Guide to Good Practice" der "Federation of Archaeological Managers and Employers" (FAME), das umfassend privatwirtschaftlichen Arbeitgeber in Großbritannien befragt hat. Durch die Zusammenarbeit mit einer Reihe von archäologischen Fachleuten wurden in Folge prototypische Online-Ressourcen entwickelt, die FAIRe und nachhaltige Best-Practice-Beispiele aus der unternehmerischen Archäologie aufzeigen, die auch einer breiten Öffentlichkeit zugute kommen und international genutzt werden können. Fähigkeiten in der Grabungsnachbereitung sind entscheidend für die Umwandlung und Synthese von Rohdaten in aussagekräftige Erkenntnisse über die Vergangenheit. Das Projekt konzentrierte sich auf die Verbesserung der stratigraphischen Analyse, aber es machte auch deutlich, dass die derzeitige Aus- und Weiterbildung im Vereinigten Königreich darüber hinaus oft nicht ausreicht, um Archäologen mit den nötigen Fähigkeiten auszustatten. Der Open-Access-Aufsatz untersucht Lücken in der universitären Ausbildung und in der beruflichen Weiterbildung, die dazu führen, dass Hochschulabsolventen und Nachwuchspraktiker im Feld schlecht auf die beruflichen Anforderungen vorbereitet sind und nur ein sehr begrenztes Verständnis dafür haben, wie ihre Feld-Dokumentationen anschließend weiterverwendet werden sollten. Ein erhellender Blick nach Großbritannien, in dem viele Parallelen zur Debatte in Deutschland deutlich werden.
May, K., Taylor, J. & Aitchison, K. (2025). Bridging the Post-Excavation Gaps: Structured Guidance and Training for Post-Excavation in Archaeology. Open Archaeology, 11(1). https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/opar-2025-0049/html#articleAbstractView
The Archaeologist's Guide To Good Practice (AG2GP): Stratigraphic Analysis Handbook (2024). https://archgoodpractice.com/
DGUF-Tagung 2023: "Archäologischer Bildungskanon – wie gelingt ein zukunftsfähiges Kern-Curriculum UFG?": https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/issue/view/7023
7 Berufsverband
7.1 CIfA: Einkommensspiegel Archäologie in Großbritannien
CIfA (Großbritannien, nicht Deutschland) hat 2024 das bis dahin geübte Verfahren seiner Lohnempfehlungen eingestellt. Auslöser waren begründete rechtliche Risiken, die im Eintretensfall schwerwiegende und auch persönliche Konsequenzen für den CIfA Vorstand hätten haben können. In hartem Ringen mit der CIfA-Mitgliederversammlung, die das bisherige System der Lohnempfehlungen gerne fortgeführt gesehen hätte, wurde als Kompromiss ein neuer, rechtlich unbedenklicher Ansatz gewählt: das Salary Benchmarking. Hierzu sichtet CIfA systematisch alle archäologie-relevanten Stellenanzeigen und die darin angegebenen Gehälter, gleicht die ausgeschriebenen Tätigkeiten im Sinne der CIfA-Grade ACIfA, PCIfA und MCIfA ab und veröffentlicht jährlich die Ergebnisse für die zurückliegende Periode, aktuell April 2023 bis März 2024. Als Vergleich werden zudem die mittleren Einkommen benachbarter Berufe angegeben. Da das mit dem Terminus "Lohnuntergrenzen" verbundene, etwas anders gelagerte Vorgehen von CIfA Deutschland die befürchteten rechtlichen Risiken nicht hat, billigt CIfA das Vorgehen von CIfA Deutschland, das am System der jährlich neu vereinbarten Lohnuntergrenzen festhält. Die Idee des neuen britischen Konzepts ist, dass die mittleren Gehälter des Vorjahres Arbeitgebern wie Arbeitnehmern eine Orientierung geben für die jeweils eigenen, aktuellen Gehaltsvereinbarungen - also ähnlich dem Vorgehen der DGUF beim jährlichen Firmenmonitoring. Nach den Erhebungen von CIfA lag das mittlere Jahreseinkommen (brutto) eines PCIfA (u.a. Grabungstechniker) bei 24.217 GBP / ca. 27.915 Euro, eines ACIfA (u.a. wiss. Grabungsleiter) bei 27.428 GBP / ca. 31.610 Euro und eines MCIfA (u.a. Projektleiter) bei 36.966 GBP / ca. 42.601 Euro. Wegen des in Großbritannien ganz andersartigen Systems von Steuern, Sozialabgaben und Altersversorgung sind die genannten Gehälter mit deutschen Gehältern kaum vergleichbar. CIfA selbst nennt als Vergleich u.a. den Mindestlohn in Großbritannien von 20.048 GBP (ca. 23.110 Euro) und die tatsächlichen Mindestlebenshaltungskosten in Großbritannien von 20.972 GBP (ca. 24.175 Euro). Neben diesen mittleren Einkommen, die sich an den CIfA-Graden orientieren, enthält der ausführliche Bericht auch weitere typische Berufe und ihre mittleren Einkommen, z.B. für Fundbearbeiter, Community Archaeologists, Planer und akademische Positionen. So entspricht das mittlere Einkommen eines MCIfA in etwa jenem eines britischen Post-Docs, das mittlere Einkommen der CEOs in der Privatwirtschaft liegt mehr als 20.000 GBP über jenem eines Ass. Professors. Für deutsche Archäologen, die den Weg nach Großbritannien planen, bietet der CIfA-Einkommensspiegel eine wertvolle Orientierung zur Einordnung einer Stelleanzeige und des ausgeschriebenen Gehalts.
"CIfA and pay" (CIfA, 28.7.): https://www.archaeologists.net/work/practice/pay
"UK salary benchmarking survey (January 2025)" (CIfA, Febr. 2025): https://www.archaeologists.net/sites/default/files/2025-02/CIfA-Salary-Benchmarking-Report-2025.pdf
"CIfA salary benchmarking methodology" (CIfA, 28.7.): https://www.archaeologists.net/sites/default/files/2025-02/CIfA-Salary-Benchmarking-Methology.pdf
8 Open Access & Open Data
8.1 Online first - die neue Schriftenreihe "LEIZA Publications"
Das RGZM/LEIZA ist bekannt für seine edel gestalteten und gedruckten Monografien, die seit längerer Zeit nach ihrer Erstpublikation im Druck via Propylaeum (UB Heidelberg) auch im Open Access verfügbar gemacht werden. Nun gibt das LEIZA mit den "LEIZA Publications" eine neue wissenschaftliche Schriftenreihe heraus, die originär im Open Access erscheint. Vorgesehen sind Monografien, Sammelbände und Tagungsakten, die zentrale Forschungsfragen der Archäologie und benachbarter Disziplinen behandeln. Im Juli 2025 hat das LEIZA diese Schriftenreihe mit gleich fünf Bänden gestartet, die in Summe auch einen Eindruck über die Ausrichtung und das Themenspektrum der neuen Reihe geben.
"LEIZA Publications": https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/series/leizapub
Julia Wychlacz: Tibble – Fullerö – Lilla Jore – Sætrang. Skandinavische Prunkgräber des 4. Jahrhunderts n. Chr. (LEIZA Publications, 1): https://doi.org/10.11588/propylaeum.1591
Stephan Bender: Bronzeschalen mit flachem horizontalem Griff („Kasserollen“). Archäologische und metrologische Studien an Funden aus den römischen Vesuvsiedlungen (LEIZA Publications, 2): https://doi.org/10.11588/propylaeum.1592
Eduardo Paixão: Groundbreaking Technologies in the Middle Palaeolithic of the Levant. High-resolution and Multi-scale Functional Analysis of Ground Stone Tools (LEIZA Publications, 3): https://doi.org/10.11588/propylaeum.1593
Elaine Turner, Petr Neruda: From the Hunt to the Cave. Neanderthal Subsistence at Kůlna Cave during the Middle Palaeolithic Taubachian Phase: Analyses of the Faunal Remains from Level 11 (LEIZA Publications, 4): https://doi.org/10.11588/propylaeum.1594
Andreas Hartmann, Anna-Katharina Rieger, Christopher Schliephake (Hrsg.): »Ressourcen der Resilienz« in der Antike. Materielle, performative und narrative Praktiken und Strategien (LEIZA Publications, 6): https://doi.org/10.11588/propylaeum.1596
"Monografien des RGZM" bei Propylaeum: https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/series/rgzmmono
8.2 "Carte archéologique de la Gaule" jetzt im Open Access
La "Carte archéologique de la Gaule" (CAG) ist ein 1988 gestartetes und 2022 mit 138 Lieferungen vollendetes Projekt, alle archäologischen Fundstellen Frankreichs regionenweise zu verzeichnen, d. h. einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. In einer Kooperation zwischen der Bibliothèque Nationale de France und der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres wurden nun alle Bände digitalisiert und können seit Mitte August im Open Acess studiert werden. Veröffentlicht wurden Scans der ursprünglich gedruckten Werke, d. h. die Digitalsiate können wie ein Buch genutzt werden, ohne die Möglichkeit, z. B. auch elektronisch in ihnen zu suchen.
BnF Gallica: "Carte archéologique de la Gaule" (Aug. 2025): https://gallica.bnf.fr/selections/fr/html/carte-archeologique-de-la-gaule
9 Ausstellungen und Museen
9.1 Museen sind relevante Wirtschaftsfaktoren mit nachweisbaren Effekten für Beschäftigung, Tourismus und öffentliche Haushalte
Eine umfassende Studie des Instituts für Museumsforschung vom Juni 2025 zeigt erstmals deutschlandweit, wie stark Museen ökonomisch wirken: Die repräsentative Erhebung zum ökonomischen Fußabdruck der rund 7.000 Museen in Deutschland weist für das Haushaltsjahr 2023 eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von 9,4 Mrd. Euro aus. Dem standen öffentliche Zuschüsse von 5,6 Mrd. Euro gegenüber, sodass jeder investierte Euro eine Wertschöpfung von etwa 1,70 Euro generierte. Von dieser Summe entfielen 4,5 Mrd. Euro auf direkte Effekte der Museen, 1,6 Mrd. Euro auf Zulieferer (indirekt) und 3,3 Mrd. Euro auf konsuminduzierte Effekte. Insgesamt sicherten die Museen 106.000 Vollzeitstellen (63 % in den Museen, 20 % bei Vorleistern, 17 % durch Konsum der Beschäftigten). Die ausgelösten Einkommenseffekte beliefen sich auf 6,9 Mrd. Euro, die Kaufkrafteffekte auf 3,0 Mrd. Euro. Fiskalisch flossen im Jahr 2023 3,7 Mrd. Euro an Steuern und Sozialabgaben an die öffentliche Hand zurück, rund zwei Drittel der Zuschüsse. Museen mit Schwerpunkt Kultur, Archäologie und Geschichte erzielten in absoluten Zahlen die höchste Wertschöpfung (3,5 Mrd. Euro). Ergänzend wurden touristische Effekte berechnet: Bei hochgerechnet 167 Mio. Museumsbesuchen im Jahr 2023 betrugen die aus begleitenden Ausgaben entstehenden Wertschöpfungseffekte 13,8 Mrd. Euro, verbunden mit 180.000 Vollzeitstellen und 5,7 Mrd. Euro fiskalischem Rückfluss. Pro investiertem Euro entstanden so weitere 2,40 Euro Wertschöpfung im Tourismusumfeld. Die auf Zenodo frei verfügbare Studie zeigt damit: Museen sind nicht nur kulturell relevant, sondern auch bedeutende wirtschaftliche Akteure mit messbarem Beitrag zu Wertschöpfung, Beschäftigung und öffentlichen Haushalten. Die im Juni erschienene Studie basiert auf den Daten einer repräsentativen Befragung, die von der ICG Integrated Consulting Group gemeinsam mit dem Institut für Museumsforschung im Herbst/Winter 2024/2025 unter den Museen in Deutschland durchgeführt wurde.
Patricia Rahemipour und Kathrin Grotz: Der ökonomische Fußabdruck von Museen. Das sichtbare Kapital. Studie zu den ökonomischen Wirkungen der Museumslandschaft in Deutschland. Juni 2025.
https://zenodo.org/records/15740537
"Studie zum ökonomischen Fußabdruck von Museen. Auf Museum und Pfennig" (Kulturmanagement, 10.7.): https://www.kulturmanagement.net/Themen/Studie-zum-oekonomischen-Fussabdruck-von-Museen-Auf-Museum-und-Pfennig,4771
9.2 Trump lässt Darstellungen der amerikanischen Geschichte in Smithsonian-Museen kontrollieren
"It is more important than ever that our national museums reflect the unity, progress, and enduring values that define the American story", schreibt das Weiße Haus am 12.8. an das Smithsonian. Und damit das auch klappt, werde man die Museen unter dem Smithsonian-Dach danach durchforsten, ob es Abweichungen von diesem Kurs gibt. Unverblümtes Ziel: "This initiative aims to ensure alignment with the President’s directive to celebrate American exceptionalism, remove divisive or partisan narratives, and restore confidence in our shared cultural institutions." Nun werden Ausstellungstexte, Websites, didaktische Materialien und Social-Media-Beiträge überprüft: "to assess tone, historical framing, and alignment with American ideals". Die Planungen für künftige Ausstellungen werde man sich anschauen, natürlich- so wird beteuert – um von den Kuratoren zu lernen. Man werde auch evaluieren, "how existing materials and collections are being used or could be used to highlight American achievement and progress". Bis Mitte September müssen acht Museen – darunter das National Museum of American History, das National Museum of African American History and Culture und das National Museum of the American Indian – umfangreiche Materialien zur Verfügung stellen und Ansprechpartner für die Untersuchungen bestimmen. Dann werde auch ein Regierungs- Team mit Beobachtungsbesuchen vor Ort beginnen und Rundgänge durch aktuelle Ausstellungen durchführen, um Themen, Besuchererlebnisse und visuelle Botschaften zu dokumentieren. Weitere Anforderungen werden mit Fristen von 75 und 120 Tagen nach Erhalt des Briefs gestellt. Dann sollen Museen ggf. damit beginnen, inhalte "Korrekturen" vorzunehmen: "replacing divisive or ideologically driven language with unifying, historically accurate, and constructive descriptions". Laufe alles fristgerecht, solle die Untersuchung Anfang 2026 abgeschlossen sein. Die Absender schließen: "By focusing on Americanism—the people, principles, and progress that define our nation—we can work together to renew the Smithsonian’s role as the world’s leading museum institution." Gezeichnet ist der Brief von der Anwältin Lindsey Halligan (Special Assistant to the President and Senior Associate Staff Secretary), dem Politikberater Vince Haley (Assistant to the President and Director of the Domestic Policy Council) und dem "christlichen Nationalisten" (Eigenbezeichnung) und Juristen Russell Vought (Assistant to the President and Director of the Office of Management and Budget). "Üblicherweise mussten Museen unter Trumps Vorgängern nicht mit Interventionen von Präsidenten rechnen", schreibt der "Spiegel", "doch mit dem Machtwechsel in Washington hat sich das geändert. Schon Ende März ordnete Trump per Dekret an, dass Museen auf Geschichtsdarstellungen im Sinne der Regierung hinzuarbeiten haben." Damals kritisierte Trump bereits: "Our Nation’s unparalleled legacy of advancing liberty, individual rights, and human happiness is reconstructed as inherently racist, sexist, oppressive, or otherwise irredeemably flawed." Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hatte das Dekret scharf kritisiert und schrieb: "Nach dem Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit greift der amerikanische Präsident nun die unabhängigen Museen an. In freien Gesellschaften führen wir Diskurse, handeln die Dinge aus, aber lassen nicht zu, dass per Dekret bestimmt wird, was gedacht und gezeigt wird. Es ist ein antiintellektueller Kampf, der gegen alles zielt, was den Menschen frei macht."
"Trump-Regierung will kontrollieren, was in Museen gezeigt wird" (Spiegel, 13.8.): http://spiegel.de/ausland/donald-trump-usa-regierung-will-kontrollieren-was-in-museen-gezeigt-wird-a-ec57a059-335a-4900-9267-ee1422f23106
"US-Regierung will Ausstellungspläne von Museen kontrollieren" (Zeit, 13.8.): https://www.zeit.de/kultur/2025-08/usa-donald-trump-museen-smithsonian-institution-kontrolle-zensur
"Vorbei mit der Freiheit. US-Museen haben vier Monate Zeit, um ihre Ausstellungen nach Vorstellungen von Präsident Trump umzugestalten. Vom Land der Freiheit ist bald nichts mehr übrig" (taz, 13.8.): https://taz.de/Trumps-will-Kontrolle-ueber-Museen/!6103129/
"Internal Review of Smithsonian Exhibitions and Materials" (The White House, 12.8.): https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2025/08/Letter-Sec.-Bunch-Smithsonian-8.12.2025.pdf
"Smithsonian Institution: Trump will staatliche Museen von 'unangemessener Ideologie' säubern" (Spiegel, 28.3.): https://www.spiegel.de/kultur/smithsonian-institution-trump-will-museen-von-unangemessener-ideologie-saeubern-a-186e6632-2079-4fc1-8123-9e00e27a2788
"Statement der SPK zur Ankündigung des US-Präsidenten" (SPK, 28.3.): https://www.preussischer-kulturbesitz.de/news-detail/artikel/2025/03/28/statement-der-spk-zur-ankuendigung-des-us-praesidenten.html
"Dekret zur Kulturpolitik. Trump will mehr Nationalstolz in US-Museen" (Tagesschaum 28.3.): https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/trump-usa-kulturdekret-100.html
Donald J. Trump: "Restoring Truth and Sanity to American History" (The White House Executive Orders, 27.3.): https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/2025/03/restoring-truth-and-sanity-to-american-history/
9.3 Spannende Einblicke in die Archäologie: das neue "Petri Berlin"
"Entdecke die Archäologie" steht über dem Eingang des am 24.6. öffneten "Petri Berlin". Allerdings ist der Schriftzug so dezent Ton in Ton mit der Gebäudefarbe, dass drei Tage nach Eröffnung mehrere Touristen auf der Spreeinsel nach dem "Archäologie-Lab" suchen müssen. Der Bau wurde über den Fundamenten der mittelalterlichen Lateinschule von Cölln errichtet und ist eine Kooperation zwischen dem Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Landesdenkmalamt Berlin. Als wir das Petri drei Tage nach Eröffnung besuchen, ist es angenehm voll. Bildungsbürgerliches Publikum, das dankbar ist, hier hinter die Kulissen von Archäologie schauen zu dürfen. Eyecatcher sind Fundamente und Keller der Lateinschule (1442-1730) sowie der Petrikirche (1230-1964) im Untergeschoss, auf die man über eine große Glasscheibe schon vom Erdgeschoss aus blicken kann. Man hat sich Mühe gegeben, die Besucher über einen "Medientisch" im Raum "Archäologie in Berlin" gleich in etwas zu bringen, das Interaktion genannt wird, sich tatsächlich aber auf das in der Tat interessante Durchsuchen von Informationen und Bilddateien beschränkt. Man kann auch hölzerne Klappen öffnen, hinter denen sich Abbildungen von Funden der Berliner Stadtteile befinden. Eine Besucherin fragt ihren Sohn, der Archäologie studiert, was der immer wieder verwendete Begriff "archäologisches Fenster" bedeute. Als der Sohn erläutert, dass es dabei nicht um ein reales Fenster geht, hellen sich die Gesichter der unauffällig mithörenden Besucher sichtlich auf. Weiter geht es zur Fundreinigung im ersten Obergeschoss. Darüber liegen die Restaurierung, dann die Magazinbereiche. Auf diesen Etagen befinden sich die realen Werkstätten und Magazine vom Denkmalamt und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte. Überall ist vor den durch Glasscheiben abgetrennten Werkstätten ("Fotografieren verboten" steht da in acht Sprachen) Platz, um als Besucher zu schauen, zu lesen und spielerisch Dinge zu probieren – beispielsweise ein "Glasgefäß" aus Plastik über Magnete zu "restaurieren. Es ist so kurz nach Eröffnung niemand da, der arbeitet, aber das ändert sich sicherlich rasch. Die Vitrinen des Magazins sind ebenfalls noch leer. Texttafeln erläutern, wie Funde erfasst werden, dass die meisten Funde nicht ausgestellt werden, dass Forschung betrieben wird. Ein Audioguide erläutert Hintergründe z. B. zum Konservieren moderner Materialien. Man kann sich das Haus alleine erschließen, aber auch an einer Führung teilnehmen. Ganz oben ist viel Platz für Kinderprogramme, Vorträge oder Workshops. Eine Loggia öffnet den Blick auf die Umgebung. An den Wänden stehen Fragen wie "Welche Vergangenheit ist mir wichtig?" oder "Wie weit reichte das mittelalterliche Cölln?" – nur: Antworten oder Anregungen zu den Fragen gibt es keine. Im Treppenhaus versuchen die Museumsmacher es mit "witzigen Sprüchen": "Noch 'n paar Stufen, dann seid ihr in ner Werkstatt" oder "Jede Stufe bringt dich der Sammlung näher. Also ran an die Buletten". Das spricht klar eine andere Zielgruppe an als die, bei der man die Kenntnis des Begriffs "archäologisches Fenster" voraussetzt; es wirkt arg gewollt. Im Untergeschoss dann Keller und Mauerwerk von Lateinschule und Petrikirche in situ. Gut erklärt, richtig spannend. Ein Fundspiel lässt mit der Information: "Bei Grabungsfunden ist oft nicht erkennbar, um was es sich handelt. Manche können nur durch Sehen, Hören oder Tasten entdeckt werden. Daraus gewinnen ArchäologInnen erste Anhaltspunkte" den grabungserfahrenen Besucher ratlos zurück, der noch nie etwas durch Hören entdecken konnte. Aber gut … In einem Ossuarium sind ausgegrabene Knochen des Petrikirchhofs vom 12. bis frühen 18. Jh. wiederbestattet. Dabei stehen frische Blumen. Jede der 475 Personen ist in einem Totenbuch mit einem Eintrag bedacht. Das ist würde- und respektvoll, und die Besucher sind hier ganz still. Ansonsten hören wir viel Zustimmung: Es sei sehr interessant, man lerne viel. Für Jeden sei etwas dabei. Das teilen wir: Vieles am "Petri" ist gelungen. Schade ist aber, dass das Konzept sehr im Ansatz des "public understanding of science and humanities" (PUSH) der 1990er Jahre verharrt: Man lehrt das Publikum die wichtigen Sachverhalte und rechnet so mit zunehmender Unterstützung. Das wird bei denen funktionieren, die eh bereits von der Archäologie begeistert sind und einfach mehr erfahren möchten. Aber wo sind Informationen über die Zerstörung von Befunden durch Raubgrabungen? Kein Wort auch zum Problem übervoller Sammlungen und der Herausforderung des Entsammelns. Zum Stau bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Grabungen. Ausgespart ist also alles, wo Archäologie hinterfragt würde, kritisiert, wo Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern auf Augenhöhe stattfände. Echte Interaktion fehlt also, das ersetzt kein noch so interessantes Öffnen von Holzklappen. Man wünscht dem Petri von Herzen, dass es hier in den nächsten Jahren noch kräftig nachlegt.
Petri Berlin, Gertraudenstraße 8, 10178 Berlin. Mo geschlossen, Di/Mi/Do/Fr 09:00 – 17:00 Uhr, Sa/So 10:00 – 18:00 Uhr. Eintritt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Website Petri Berlin: https://www.petri.berlin/
"Zentrum Petri Berlin. Eine Schule der Archäologie - mitten in der Stadt" (RBB, 21.6.): https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2025/06/archaeologie-zentrum-petri-berlin-glaeserne-schule-berlin.html
"Archäologie-Zentrum Petri Berlin: Blick in den Ursprung der Stadt" (Tagesspiegel, 19.6.): https://www.tagesspiegel.de/kultur/archaologie-zentrum-petri-berlin-blick-in-den-ursprung-der-stadt-13879072.html
"Im Petri Berlin kann man Archäologen beim Graben zuschauen" (Berliner Morgenpost, 19.6.): https://www.morgenpost.de/kultur/article409304022/im-petri-berlin-kann-man-archaeologen-beim-graben-zuschauen.html
10 Und sonst …
10.1 Schöner schreiben für 95 Cent: Briefmarke zur Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb
Im Mai erschien für die Frankierung von Standardbriefen bis 20 g sowie von Postkarten eine Briefmarke, welche die Venus vom Hohle Fels, das Vogelherd-Pferd und andere Kunstwerke aus den eiszeitlichen Höhlen der Schwäbischen Alb zeigt. Für so genannte Kompaktbriefe (also Briefe bis 50 g) gibt es übrigens noch eine Marke aus dem Jahr 2022 mit Heinrich Schliemann. Wer will da noch Automatenmarken kleben?
"Nationale Archäologische Funde - UNESCO-Welterbe 'Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb', Briefmarke zu 0,95 Euro": https://shop.deutschepost.de/hoehlen-und-eiszeitkunst-der-schwaebischen-alb-briefmarke-zu-0-95-eur-blockausgabe
"200. Geburtstag Heinrich Schliemann, Briefmarke zu 1,10 Euro": https://shop.deutschepost.de/200-geburtstag-heinrich-schliemann-briefmarke-zu-1-10-eur-10er-bogen
10.2 Verantwortungsvolle destruktive Analyse: Ein Leitfaden zur Aufzeichnung archäologischer Zahnproben mit Visualisierung des Laborprozesses
Zähne sind begehrt, genauer: menschliche Zähne aus interessanten archäologischen Kontexten. Man braucht sie z. B. für eine Altersbestimmung (Zahnzementannulation), als aDNA-Archiv, als Isotopen-Verhältnis-Archiv, als Lieferant von Zahnstein. Das bedeutet jedes Mal: Entnahme zumindest eines Zahnes, labortechnische Aufbereitung inkl. Zerstörung des Zahnes, Durchführen der Messungen, und Wegwerfen der nun nicht mehr gebrauchten Probenreste. Bei einem frühmittelalterlichen Reihengräberfeld mit einigen hundert gut erhaltenen Skeletten mag der Schwund einiger Probenentnahmen kaum auffallen und allenthalben ob des Erkenntnisgewinns als vertretbar erscheinen. Doch es gibt vieldiskutierte Schlüsselfundplätze wie z. B. die Franchti-Höhle auf der Peleponnes, die zu spezifischen Forschungsfragen - hier der Neolithisierung - extrem kostbare Quellen sind und eh schon wenig Knochenmaterial liefern. Spätestens hier verbietet sich aus ethischen Gründen ein leichtfertiger Umgang mit den Zähnen als Probenlieferant. Eine Gruppe um Vera Haponava (Univ. Edinburgh) hat nun aus naturwissenschaftlicher Sicht eine Art Laborethik vorgestellt, wie man in solchen Fällen mit einem Zahn umgehen solle: so, dass es zumindest optimal dokumentiert ist, Proben für unterschiedlichste Untersuchungsansätze liefert und Reste wiederum archiviert werden. Ziel: so wenig Material wie möglich zerstören, und so viel Erkenntnis aus dem Zerstörungsprozess ziehen wie möglich. Der im Open Access publiziert Aufsatz liefert Kuratoren von Sammlungen eine perfekte Handhabe, was und welches Vorgehen sie seriös verlangen sollten, wenn Proben-Suchende auf sie zutreten.
Haponava, V., Fibiger. L., Butler, I.B. & Pickard, C. (2025). Towards Responsible Destructive Analysis: A guide to the recording of archaeological tooth samples with laboratory process visualisation. Internet Archaeology, 69. https://doi.org/10.11141/ia.69.4: https://intarch.ac.uk/journal/issue69/4/index.html
10.3 Neue Investoren, Archäologie und Medienarbeit
Es ist gängig, dass Universitäten und Denkmalbehörden Pressemeldungen über Ausgrabungen und Entdeckungen herausgeben. Fachfirmen in Deutschland sind dafür häufig personell nicht ausgestattet oder – so wird es seitens mancher Firmen erzählt – sie erhalten im Kontext von Verursachergrabungen die behördliche Andeutung, die Kommunikation über (Be-)Funde doch bitte dem Amt zu überlassen und auch mit Pressevertretern nicht "eigenmächtig" zu sprechen. Kein Wunder also, dass die breite Öffentlichkeit glaubt, Ausgrabungen würden von Denkmalbehörden und Universitäten durchgeführt, und es gebe keine weiteren Akteure. Mit den Trassenprojekten und sehr mächtigen Investoren verändern sich derzeit die Dinge. Wiederholt machen z. B. die Betreiber hinter dem SuedLink auf die archäologischen Entdeckungen im Rahmen der Geländeerschließung aufmerksam. Diese ökonomischen Schwergewichte sind erkennbar stolz darauf, dass auch Erkenntnisgewinn einhergeht mit dem Trassenbau, man begreift die Meldungen natürlich auch als Marketing-Chance. Elegant wird die Denkmalbehörde eingebunden, um sie wertzuschätzen und keine Spannungen aufkommen zu lassen. Dass Fachfirmen im Auftrag der Betreiber ausgraben, wird sauber benannt, und dann kommt der Investor selbst zu Wort bzw. – man kleckert hier nicht herum – ein "Archäologie-Koordinator" des Investors, selbst Archäologin bzw. Archäologe. Der sagt dann so etwas wie: "An jedem Bagger steht ein Archäologe und wir haben hier eines der größten archäologischen Projekte in Deutschland jemals." Schüchtern erst die beauflagende Behörde fragen, ob man das wohl sagen darf: Fehlanzeige. Und so weitet sich aktuell das öffentliche Bild, wer hinter Ausgrabungen steckt, und das macht die Durchführung von Archäologie viel greifbarer als früher. Übrigens: Die Medien funktionieren genau so, wie es die hochprofessionellen Presseteams der Investoren planen, und titeln beispielsweise: "Mammutzahn aus der Eiszeit auf 'Suedlink'-Baustelle entdeckt".
"SuedLink: Weitere seltene Eiszeit-Funde auf der Baustelle bei Lauda-Königshofen" (TransNetBW GmbH, 15.7.): https://www.presseportal.de/pm/141412/6077081
"SuedLink: Seltene archäologische Funde auf der Baustelle bei Lauda-Königshofen" (StromNetz DC, 4.6.): https://www.stromnetzdc.com/news/suedlink-seltene-archaeologische-funde-auf-der-baustelle-bei-lauda-koenigshofen/
"Spektakulärer archäologischer Fund bei Lauda-Königshofen. Mammutzahn aus der Eiszeit auf 'Suedlink'-Baustelle entdeckt" (SWR, 27.5.): https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/archaeologische-ausgrabungen-suedlink-mammut-zahn-lauda-koenigshofen-100.html
"Jungsteinzeitliche Siedlung bei Bauarbeiten für 'SuedLink' entdeckt" (SWR, 23.3.): https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/ausgrabungen-gruensfeld-suedlink-schmuck-keramik-knochen-100.html